Die Berlin Brass Band setzt einen urkomischen Kontrapunkt zu Plätzchen und Kerzenduft

Blechbläserklänge gehören zu Weihnachten wie Plätzchenduft und Tannenbaum. Allerdings sind die üblichen Blas-Combos mit ihren aus barocken Concerti und Chorälen gemischten bunten Musiktellern vielen Zeitgenossen ein bisschen zu altbacken. Etwas mehr Pepp darf schon sein - auch zu Weihnachten. Und so erfreuen sich Bläser-Vereinigungen, die Virtuosität, Klangpracht und Comedy mischen, zunehmender Beliebtheit - nicht nur zu Weihnachten. Mnozil Brass, Blechschaden oder Brass Band Berlin heißen die bekanntesten Formationen dieser lustigen Lungenvirtuosen.

Warum aber, so fragt man sich als interessierter Beobachter, sind es ausgerechnet Blechbläser-Combos, die das komische Genre dominieren? Sind Streicher nicht lustig? Ist nicht eigentlich das Fagott der Orchesterclown? Dass komödiantische Blechblasvirtuosität heute als eigenes Genre des Konzertbetriebs gelten kann, ist das Verdienst eines Mannes: Spike Jones. Anfang der 1940er-Jahre, als die Big-Band-Kultur in vollster Blüte stand und die USA Kriegsangst mit Entertainment betäubten, schufen Jones und seine "Großstadtschnösel" die stilbildende Synthese aus Slapstick und Ventil-Akrobatik.

Die Musik, die Jones' City Slickers machten, war überdreht und mit einem punktgenauen Timing wie die Soundtracks von Zeichentrick-Filmen. Tatsächlich landete Jones mit "The Fuehrer's Face", der Musik zu Walt Disneys Hitler-Parodie, einen seiner größten Hits. Kuhglocken, Autohupen und ein Latrinofon (eine Toilettenbrille mit Saiten) bauten die City Slickers in ihre Arrangements ein. Seine Truppe hochklassiger Virtuosen dirigierte Jones gern mit einer Schreckschusspistole. Ein echter Knaller waren auch seine Meucheltaten am klassischen Erbe: Jones' Bläser-Parodien von Bizet, Tschaikowsky oder Liszt erschienen 1971 unter dem Titel "Murdering the Classics".

Die treuesten Spike-Jones-Fans in der deutschen Bläserszene sind sicher die Jungs von der Brass Band Berlin mit ihrem Gründer und Leiter Thomas Hoffmann. Spike-Jones-Klassiker wie den Säbeltanz, eine "Carmen"-Suite oder die kunstvoll-schlecht geprobte Ouvertüre zu Suppés "Dichter und Bauer" haben die Berliner in ihr Repertoire übernommen.

Wie Jones ist Hoffmann gelernter Schlagzeuger und der komödiantische Frontmann seiner Truppe. Die Pistole hat er allerdings weggelassen - die Kollegen sind schließlich in der Gewerkschaft. Im Hauptberuf spielen die elf Musiker ganz seriös in großen Berliner Sinfonieorchestern. Und so treten diese Großstadtschnösel statt in grotesk großen Karomustern denn auch ganz klassisch im Frack auf.

Für ihr "etwas anderes Weihnachtskonzert" hat die Brass Band Berlin einschlägige amerikanische Weihnachtshits wie "Jingle Bells" oder Gene Autrys unsterbliches "Rudolph, The Red-Nosed Reindeer" im Gepäck. Hinzu kommen eine Marylin-Monroe-Parodie und mörderische Seitenhiebe auf die Beatles oder Bizets "Carmen"-Suite.

Brass Band Berlin 26.12., 20.00, Laeiszhalle. Karten unter T. 01805/44 70 (max. 14 Ct./Minute aus dem dt. Festnetz, max. 42 Ct./Minute aus allen Mobilfunknetzen)