Kostbares Duo: Brad Mehldau und Joshua Redman zu Gast in der Laeiszhalle

Eine Herrenausstatterfirma wirbt zurzeit mit zwei elegant gekleideten Jazzmusikern, einem schwarzen Saxofonisten und einem weißen Trompeter. Die Models sehen gut aus und sind cool, Attribute, die auch auf Joshua Redman zutreffen. Mitte der 90er-Jahre posierte der Saxofonist für ein Mode-Label. Donna Karan New York steht für lässige Couture im urbanen Look, Redman entsprach genau diesem Klischee. Doch der Sohn des Ornette-Coleman-Mitstreiters Dewey Redman war damals nicht nur ein hübscher Kleiderständer, sondern einer der talentiertesten Jazz-Musiker seiner Generation. In einer Zeit, da Jazz stagnierte, suchten Labelbosse händeringend nach Youngsters wie dem versierten Glatzkopf.

Denn Joshua Redman zählte nicht zu den Traditionalisten wie der acht Jahre ältere Wynton Marsalis. Er gehörte schon sehr früh zu den Grenzüberschreitern, wenn auch nicht im avantgardistischen Sinne seines Vaters, der bei Ornette Colemans wegweisender "Free Jazz"-Aufnahme dabei war. Joshua interpretierte Pop- und Rockklassiker der Beatles und von Prince, und er schreckte auch nicht davor zurück, Eric Claptons Schnulze "Tears In Heaven" auf seinem Album "Wish" in ein Jazzkostüm zu stecken.

18 Jahre nach "Wish" ist aus dem einstigen "Young Lion", nicht zuletzt durch die Arbeit mit seinem SF Jazz Collective, ein ernsthafter und gestandener Künstler geworden. Redman geht künstlerische Wagnisse jenseits des Mainstreams und der Pop-Anbiederung ein - was nicht bedeutet, dass er zu einem verkopften Musikanten geworden wäre. Sein Markenzeichen sind immer noch geradezu fröhliche und rasante Improvisationen.

Fast wie das komplette Gegenteil wirkt Brad Mehldau. Der Pianist, 1970 in Jacksonville/Florida geboren, gehört zu den Grüblern des Jazz. Die Werke der europäischen Romantik sind für ihn genauso wichtig wie brasilianische Musik, und auch Mehldau hat in der Vergangenheit immer wieder Popsongs von Radiohead über Nick Drake und Paul Simon bis hin zu Jimi Hendrix interpretiert. Doch diese Neuschöpfungen sind ein fast philosophisches Ausloten dieser Songs und führen zu Improvisationen mit offenem Ausgang.

1994 haben Brad Mehldau und Joshua Redman in dessen Quartett gemeinsam musiziert. Zusammen mit dem Bassisten Christian McBride und dem Schlagzeuger Brian Blade zählt die Band im Nachhinein zu den Supergroups des Jazz. Nachdem ihre Wege eine ganze Zeit lang auch räumlich auseinandergelaufen sind - Redman lebt in San Francisco, Mehldau überwiegend in Amsterdam -, treffen diese beiden Ausnahmekünstler in diesem Herbst bei einer Tournee wieder aufeinander. Dieses Duo auf der Bühne der Laeiszhalle zu erleben könnte eine der doch immer seltener werdenden Sternstunden des modernen Jazz werden.

Joshua Redman & Brad Mehldau Duo 27.11., 20.00, Laeiszhalle. Karten unter T. 30 30 98 98 oder 413 22 60