Die Provenienzforschung untersucht den Weg von Museumsobjekten zur NS-Zeit

Seit einigen Jahren widmet sich die Provenienzforschung einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. 44 Staaten unterzeichneten 1998 die Washingtoner Erklärung, in der sie sich verpflichteten, ihre Bestände auf Kunstwerke, die zur Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt wurden, zu untersuchen. In der Folge wurde eine Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und -forschung eingerichtet, die die Museen dabei unterstützen soll.

Historikerin Wiebke Müller untersucht derzeit gemeinsam mit Projektleiter Dr. Olaf Matthes die Objekte des Museums für Hamburgische Geschichte auf einen eventuell unrechtmäßigen Erwerb. Angesichts der Fülle des Materials eine wahre Detektivarbeit. Müller muss sich einen Überblick über Akteneinträge und Korrespondenzen verschaffen, die Rückschlüsse auf den Weg eines Objekts zulassen. "Wir beginnen ganz pragmatisch mit zwei Objektgruppen, Gemälden und Silber", erzählt Wiebke Müller.

Beim Silber ist vor allem die Untersuchung des "Judensilbers" von Bedeutung. Hamburger Bürger jüdischen Glaubens mussten 1939 Gegenstände aus Silber, Gold, Platin, Perlen und Edelsteinen an eine zentrale Sammelstelle zwangsabgeben. Damals war auch Carl Schellenberg, der Kustos für die Kunstsammlung im Museum mit Aufgaben dieser Art betraut. Nach dem Krieg hat man sich bemüht, die Werte wieder zurückzugeben. "Wir wollen sichergehen, dass es keine faulen Bestände gibt", sagt Olaf Matthes. "Als öffentliche Einrichtung müssen wir besonders delikat darauf achten. Das sind wir nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch der Geschichte schuldig."

Die Suche gleicht einem Puzzlespiel. "Häufig ist an einem Eintrag nicht leicht zu erkennen, ob es sich um einen Kunsthändler handelt oder nicht", erzählt Wiebke Müller. Das Projekt steckt noch in den Anfängen und ist auf mindestens zwei Jahre angelegt.