Das Speicherstadtmuseum ist umgezogen und präsentiert seine Ausstellung in neuem Licht

Hier und da müssen noch ein paar Kleinigkeiten in die Vitrinen geräumt werden, ansonsten ist der Umzug geschafft. Prall gefüllte Jutesäcke, die Sortiermaschine für Kaffeebohnen oder das mit Tabak gefüllte Holzfass stehen an ihrem Platz. Seit dem 29. Oktober empfängt das Speicherstadtmuseum Besucher an einem neuen Ort: in Block L, einem historischen Lagerhaus am Sandtorkai.

Hinter der roten Backsteinfassade des Original-Speichers von 1888 liegt im Erdgeschoss der neue Ausstellungsraum. Mit seinen kräftig-roten Trennwänden und der hohen Holzdecke wirkt er großzügig und übersichtlich. Nicht nur schön, sondern auch authentisch sind die mit kräftigen Nieten verbundenen Stahlträger. "Das Stahlskelett ist typisch für die erste Generation der Lagerhäuser in der Speicherstadt", erklärt Kurator Ralf Lange. Sie wurden damals im Ruhrgebiet hergestellt und nach Hamburg geliefert. Eine Ausstellungstafel dokumentiert die Verwendung der Stahlträger beim Bau der Speicherstadt und belegt: Die anschauliche Darstellung von Historie kommt auch im neuen Museum nicht zu kurz.

Weil der alte Standort, ein Speicher am St. Annenufer, sanierungsbedürftig geworden war, musste die Ausstellung einige Häuser weiterziehen. Henning Rademacher und Ralf Lange, die das Speicherstadtmuseum seit 1995 als private Außenstelle des Museums der Arbeit betreiben, konzipierten die Schau weitgehend neu. Auf der Eingangsseite des Museums, an der sich die Ladeluke des Speichers befindet, präsentieren sie die Arbeit der Quartiersleute, der Lagerhalter im Hamburger Hafen. Wie diese im Auftrag der Kaufleute deren Waren auf den Speicherböden einlagerten, sortierten und bemusterten, können die Besucher anhand von Fotodokumenten, erklärenden Texttafeln und vielen Einzelobjekten nachvollziehen.

Wichtigstes Importgut der Hansestadt wurde der Kaffee. Und deshalb zieht sich dieses Produkt wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Vermittelt wird der Weg von der Lagerung und Verarbeitung bis zum Handel. 1887 öffnete die Hamburger Kaffeebörse als weltweit dritte Warenterminbörse für Rohkaffee nach New York und Le Havre. Eine eigene Kaffeebörse besitzt Hamburg nicht mehr, trotzdem sei Hamburg immer noch einer der bedeutendsten Handels- und Umschlagsplätze für Kaffee, so Ralf Lange.

Mehr Fläche nimmt in der neuen Schau die Bau- und Architekturgeschichte der Speicherstadt ein. Anlass für den Bau der Speicherstadt war der Zollanschlussvertrag, der 1881 zwischen Hamburg und dem Deutschen Reich geschlossen wurde. Ab 1888 sollte zollfreies Lagern nur noch in den Grenzen des Freihafens möglich sein. Um die benötigten Lagerhäuser zu bauen, wurden allerdings 16 000 Menschen umgesiedelt und ihre Häuser abgerissen.

Bereichert wird die Ausstellung demnächst noch durch zwei neue Objekte: einen historischen Polierhammer und eine Maurerkeller aus ziseliertem Silber. Sie stammen aus dem Hamburger Ratssilberschatz. Kaiser Wilhelm II. hatte sie symbolisch genutzt, als er eine Gedenktafel zum Zollanschluss im Tor der Brooksbrücke einweihte. Das war am 29.10.1888. "Dass wir am 29. Oktober wiedereröffnet haben, ist reiner Zufall", sagt Ralf Lange. Fest eingeplant sind dagegen auch im neuen Domizil die beliebten Krimilesungen, Teeverkostungen und Führungen.

Speicherstadtmuseum Am Sandtorkai 36, Sa/So 10.00-18.00, Di-Fr 10.00-17.00; www.speicherstadtmuseum.de