100 Jahre “Tod in Venedig“ - eine Schau im Buddenbrookhaus

Der Schriftsteller Gustav von Aschenbach sucht Erholung und innere Ruhe bei einem Aufenthalt in Venedig. Dort begegnet er dem Knaben Tadzio, der ihn mit seiner Schönheit und Anmut fasziniert und in den er sich hoffnungslos verliebt. Aschenbach beobachtet den Jungen heimlich und verfällt ihm so hemmungslos, dass er jede Achtung vor sich selbst verliert. Er missachtet die Warnung vor einer Cholera-Epidemie, nur um Tadzio nahe zu sein, den er noch im Sterben beobachtet.

Thomas Manns weltberühmte Novelle "Der Tod in Venedig" ist 1912 in der "Neuen Rundschau" bald darauf als Einzeldruck erschienen. 100 Jahre danach widmet das Lübecker Buddenbrookhaus ihr eine Ausstellung, die deren Entstehungsgeschichte und Motive nachzeichnet.

1911 hatte der Schriftsteller mit seiner Familie selbst eine Venedig-Reise unternommen. Die "Reihe kurioser Umstände und Eindrücke", die ihm auf dieser Reise widerfahren waren, plante Thomas Mann "als rasch zu erledigende Improvisation und Einschaltung in die Arbeit am Betrügerroman" aufzunehmen. Doch statt Teil der "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" zu werden, entstand daraus eine der berühmtesten und populärsten Arbeiten Thomas Manns.

Die Ausstellung zeigt auf, welch vielschichtige Motive in diese dichte Künstlernovelle eingeflossen sind: griechische Mythologie, das Selbstverständnis des Künstlers, Friedrich Nietzsches Philosophie oder auch Homoerotik und eine unterschwellige Homophobie. Die Schau thematisiert auch die Rezeptionsgeschichte des Textes, der immer wieder zu künstlerischer Beschäftigung angeregt hat. Beispiele sind mehrere Bühnenadaptionen, aber auch die legendäre Verfilmung durch Luchino Visconti, die Oper von Benjamin Britten oder das Ballett, das John Neumeier 2003 choreografiert hat.

Wollust des Untergangs - 1000 Jahre Thomas Manns "Der Tod in Venedig" 3.2. bis 28.5.2012 Buddenbrookhaus Lübeck, Mengstraße 4, bis 31.3.2012 Mo-So 11.00-17.00, ab 1.4.2012 Mo-So 10.00-18.00