Trennung, Erziehungsärger, Krankheit - beim Müttertelefon können Frauen ihre Sorgen besprechen. Acht Fragen dazu

Wer wünscht sich nicht einen Gesprächspartner, mit dem man alle Sorgen und Nöte besprechen kann? Seit zehn Jahren gibt es dafür das Müttertelefon. Mittlerweile rufen jährlich mehr als 1000 Frauen aus ganz Deutschland unter der kostenlosen Nummer (0800/ 333 2 111) an. Finanziert wird das Projekt von der FrauenSinn-Stiftung, die zum Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Hamburg-Ost gehört. Die Juristin Martina Trautmann, zweifache Mutter, ist Kuratorin der Stiftung und von Beginn an als Ansprechpartnerin beim Müttertelefon aktiv.

1. Wer ruft beim Müttertelefon an?

Martina Trautmann:

Frauen jeden Alters und jeder Gesellschaftsschicht , sehr junge Mütter, Frauen mit kleinen oder größeren Kindern, viele Alleinerziehende. Manchmal auch Großmütter oder Väter, die eine Erziehungsfrage haben. Wir sind inzwischen bundesweit bekannt. Als wir vor zehn Jahren die Idee mit dem Müttertelefon hatten, gab es so etwas noch nicht. Der Erfolg zeigt uns, dass es einen Bedarf gibt. Viele Frauen haben niemanden, mit dem sie über ihre Probleme sprechen können, sind einsam oder möchten ihre Sorgen lieber anonym teilen, statt mit einer bekannten Person.

2. Wann ist das Telefon besetzt?

Trautmann:

Wir sind rund ums Jahr jeden Abend von 20 bis 22 Uhr erreichbar. Auch an Wochenenden und Feiertagen, außer an Weihnachten und Sylvester. Wenn die Kinder im Bett sind und die Frauen ein wenig Ruhe haben, dann sind wir da für ein Gespräch. Mutter ist man eben immer, deshalb ist das Müttertelefon auch täglich besetzt. Sonst läuft ein Band mit einer Ansage.

3. Welche Themen werden besonders häufig angesprochen?

Trautmann:

Mütter mit kleinen Kindern haben oft Fragen zu Schlafproblemen oder der Ernährung. Ein Dauerbrenner ist immer wieder der Umgang mit pubertierenden Jugendlichen. Besonders häufig spielen allerdings Trennungs- und Scheidungsprobleme eine Rolle: Soll man sich trennen oder nicht? Schwierigkeiten mit dem Umgangsrecht des Kindsvaters, darüber wird häufig gesprochen. Finanzielle Probleme drücken, das hat nach meinem Gefühl zugenommen.

4. Wie läuft ein typisches Gespräch ab?

Trautmann:

In der Regel schildern die Anruferinnen ein Problem, das sie gerade beschäftigt. Im Laufe des Gesprächs zeigt sich häufig, dass da noch weitere Dinge mit hineinspielen. Unsere Aufgabe besteht im Wesentlichen im Zuhören und Nachfragen. Wir übernehmen eher die Rolle einer Schwester oder Freundin, bei der man alles loswerden kann.

5. Wie konkret können Sie denn helfen?

Trautmann:

Oft hilft es den Frauen schon, dass ihnen einfach mal jemand zuhört und auch die richtigen Fragen stellt. Sie können ihre Gedanken ordnen, erfahren Wertschätzung und Bestärkung, das tut ihnen gut. Wenn ich merke, da steckt mehr dahinter, versuche ich, das Gespräch zunächst auf ein Problem zu beschränken und ermutige die Frau, ein weiteres Mal anzurufen. Idealerweise entwickeln wir gemeinsam eine Lösung oder Schritte, die die Frau zur Problembewältigung gehen kann. Am Ende des Gesprächs geht es der Anruferin manchmal schon hörbar besser, sie lacht vielleicht oder bedankt sich erleichtert.

Es gibt natürlich auch Fälle, bei denen wir die Beratung durch Fachberater für sinnvoll erachten. Wir haben dafür einen umfangreichen Katalog mit Adressen und Telefonnummern.

6. Rufen Frauen wiederholt an?

Trautmann:

Das gibt es durchaus - und kann schon deshalb hilfreich sein, weil jede von uns Beraterinnen ja auch eine etwas andere Sicht auf die Dinge hat. Wichtig ist, dass sowohl die Beraterin als auch die Anruferin anonym bleiben, deshalb kann man sich nicht zu einem weiteren Gespräch verabreden.

7. Welche Ausbildung haben die Müttertelefonberaterinnen?

Trautmann:

Alle Beraterinnen sind selbst Mutter und bringen ihre eigenen Erfahrungen mit. Darüber hinaus wurden sie für den Telefon-Dienst gründlich geschult und werden laufend weiter fortgebildet. Gesprächsführung gehört genauso dazu wie die schwerpunktmäßige Beschäftigung mit Sachthemen, also Gesundheit, Sucht, häuslicher Gewalt oder Scheidungsrecht. Viele sind seit Gründung des Müttertelefons dabei.

8. Was für Frauen machen den Telefondienst?

Trautmann:

Zur Zeit gehören ungefähr 40 Frauen zum Team des Müttertelefons. Sie haben die unterschiedlichsten Ausbildungen, sind voll berufstätig, arbeiten Teilzeit, sind zu Hause. Viele sind Christinnen, aber das ist keine Voraussetzung. Sie alle vereint die Bereitschaft, ehrenamtlich etwas für andere Mütter tun zu wollen.

Müttertelefon: 0800-333 2 111, täglich von 20-22 Uhr, kostenfrei und anonym.

Katholische Beratungsangebote für Frauen siehe Adressteil Seite 11 oder www.beratung-caritas.de