300 Smart von Car2go können auf Parkplätzen entliehen werden - ohne Formulare oder Schlüssel

Hamburg. Sie sind ein Hingucker im Straßenverkehr: weiß-blaue Smart, die seit März dieses Jahres zu Hunderten durch die Straßen Hamburgs rollen. Auffällig müssen sie sein, um dem Suchenden möglichst schnell ins Auge zu springen - denn die kleinen Autos sind zum Leihen da: jederzeit, so lange wie gewünscht und ganz spontan. Car2go nennt sich das Konzept hinter den Smart, die auf Hamburger Parkplätzen für Kurzentschlossene bereitstehen.

Einmal für 29 Euro im System angemeldet, erhalten die Nutzer ein elektronisches Siegel auf ihrem Führerschein, mit dem sie die Autos öffnen können. Keine Formulare sind nötig, keine Schlüsselübergabe und vor allem keine festen Abholstationen. 300 Wagen beträgt die Hamburger Flotte. Die Autos können auf allen öffentlichen Parkplätzen im Geschäftsgebiet zwischen Ottensen und Marienthal abgestellt und mitgenommen werden.

29 Cent kostet die Minute, eine Stunde aber nie mehr als 14,90 Euro. Steht ein Auto für mehr als zwei Minuten, greift seit September ein Mechanismus, der automatisch nur neun Cent berechnet. Benzin, Versicherung und Steuern sind im Preis inklusive. Die Nutzer können sich im Internet oder per App informieren, wo der nächste Wagen steht. Wichtig für die Umwelthauptstadt Hamburg: Neben dem ohnehin geringen Verbrauch des Smart begrenzt eine integrierte Start-Stopp-Automatik den Schadstoffausstoß, zusätzlich speisen Solardächer während der Fahrt Strom in die Batterie ein.

Der Autokonzern Daimler hat das Konzept gemeinsam mit dem Hamburger Autovermieter Europcar in der Hansestadt auf den Weg gebracht. Es soll die Antwort sein auf ein gestiegenes ökologisches Bewusstsein, aber auch auf eine neue Vorstellung von Mobilität und auf Menschen, die kein Auto mehr kaufen.

80 Prozent der 20- bis 29-Jährigen, so eine Studie in sechs deutschen Großstädten aus dem Jahr 2010, sind der Meinung, dass man in der Stadt kein eigenes Fahrzeug mehr braucht. Seit Jahren nimmt der Anteil der unter 30-Jährigen bei den Neuwagenkäufern in Deutschland ab. Deshalb sind es auch in Hamburg vor allem junge Fahrer, die das Angebot der Leihautos nutzen, 60 Prozent der Kunden sind jünger als 35 Jahre. Früher kauften sie sich vom ersten Geld ein Auto, heute geben sie es für andere Dinge aus; in der jungen Generation hat das iPhone das eigene Auto als Statussymbol längst ersetzt.

Der Erfolg gibt dem Modell deshalb Recht. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung in Hamburg", sagt der Car2go-Sprecher Andreas Leo. Mehr als 5000 registrierte Nutzer hat Car2go in der Hansestadt inzwischen, Tendenz steigend. "Auffallend in Hamburg ist, dass die registrierten Kunden das Angebot tatsächlich sehr regelmäßig nutzen", sagt Leo. Die meisten Kunden brauchen das Auto für Kurzstrecken, etwa 75 Prozent der Fahrten dauern weniger als eine halbe Stunde.

Bisher wird Car2go neben Hamburg auch in Ulm, im texanischen Austin und im kanadischen Vancouver angeboten, in diesem Jahr sollen Amsterdam und San Diego in Kalifornien folgen. Dort werden ausschließlich Elektroautos eingesetzt. In deutschen Städten fehlt es dafür noch an der Infrastruktur, eine Option für die Zukunft wäre es aber auch hier.