Apfelernte im Alten Land ist eher durchschnittlich und geht so früh wie selten zu Ende. Lieblingssorte der Königin wird am meisten angebaut.

Altes Land. Eine überragende Apfelernte gibt es im Alten Land in diesem Jahr nicht - zu negativ wirken sich Wetterkapriolen aus. Auf gut 280 000 Tonnen schätzt das Obstbau-Versuchs- und Beratungszentrum in Jork-Moorende den diesjährigen Ertrag an Äpfeln an der Niederelbe - deutlich weniger als in den Rekordjahren 2007 und 2009, als jeweils über 330 000 Tonnen Äpfel geerntet wurden, doch immerhin besser als 2010 mit 260 000 Tonnen.

Die Fachleute machen für die nur durchschnittliche Ernte das Wetter verantwortlich. Zunächst begünstigte das gute Wetter eine frühe Blüte, dann kamen in der ersten Maiwoche doch noch Frostnächte. Wo keine Möglichkeit zur künstlichen Beregnung bestand, sind jetzt massive Defizite zu verzeichnen. Dazu kam im August ein Unwetter mit Hagelschlag, das auf 2000 Hektar Fläche Äpfel und Birnen vernichtete. Bestenfalls für den Most eignet sich das davon betroffene Obst.

"Das waren die schlimmsten Hagelschäden seit 1993. Uns fehlen dadurch 30 000 Tonnen Tafeläpfel", erklärt Joerg Hilbers, der stellvertretende Leiter des Obstbauversuchsringes des Alten Landes und Berater für Kernobst. Mit dem Abschluss der diesjährigen Ernte rechnen die Fachleute für die dritte Oktoberwoche: "So früh wie selten", sagt Hilbers.

Mit der richtigen Wahl der angebauten Sorten wollen die Altländer Obstbauern die Zukunft sichern, dabei "hilft" ausgerechnet der Klimawandel mit. Um den richtigen "Mix" aus früh und spät zu erntenden Äpfeln zu erzielen, setzen die Altländer Obstbauern auf neue Sorten wie den "Braeburn" - 2005 waren 4300 Tonnen dieser aus Neuseeland stammenden Sorte geerntet worden, für dieses Jahr rechnen die Experten schon mit der fünffachen Menge. Der Klimawandel begünstigt den Anbau dieses Apfels von der Südhalbkugel. Die Temperatur sei in den vergangenen 15 bis 20 Jahren gegenüber dem langjährigen Mittel um fast ein Grad angestiegen, so Joerg Hilbers: "Die Blüte beginnt von Jahr zu Jahr früher."

Hauptapfelsorte im Alten Land bleibt aber weiterhin der "Elstar" - von ihm wurden in diesem Sommer rund 83 000 Tonnen geerntet. Der "Elstar" ist auch der Lieblingsapfel der Altländer Apfelkönigin. Laura Gibramczik übt seit 2007 Repräsentationsaufgaben für das Alte Land aus - zunächst als Prinzessin, 2008 wurde sie zur Altländer Apfelkönigin gekrönt. Und weil Laura das so gut macht, ist derzeit an eine Ablösung nicht zu denken. Sie liebt die Region. Dabei ist sie keine gebürtige Altländerin, sondern erst vor gut fünf Jahren aus Hamburg hergezogen.

Als Altländer Apfelkönigin besucht sie Veranstaltungen wie die Grüne Woche in Berlin, war auch schon mit der Jorker Feuerwehr bei der Steuben-Parade in New York. Laura kommt viel herum, lernt andere Majestäten kennen und macht Werbung fürs Alte Land. "Ich bin mit Leib und Seele Apfelkönigin", sagt sie. Äpfel isst sie selbst gern - ihr Favorit ist der "Elstar": "Der ist schön knackig und süß."

"Wohnen, wo andere Urlaub machen" - das gefällt der 22-jährigen Jorkerin. Praktische Erfahrungen mit der Apfelernte hat sie auch. "Danach brauchte ich erst einmal zwei Wochen Urlaub", verrät sie. Die Tätigkeit sei körperlich sehr anstrengend, die Altländer Bauern und die vielerorts polnischen Erntehelfer verdienten großen Respekt. Beruflich geht es für Laura in eine andere Richtung: Sie studiert in Bremen fürs Lehramt und möchte später mal im Alten Land unterrichten. Und weil Laura sich für die Belange ihrer lieb gewonnenen neuen Heimat engagiert, hat sie bei der Kommunalwahl im September kandidiert. Auf der Liste der CDU bewarb sie sich um einen Sitz im Jorker Gemeinderat. Dass es nach Auszählung der Stimmen nicht reichte, frustriert sie nicht. Trotzdem will sie sich weiterhin dafür einsetzen, dass im Alten Land manche Sachen noch besser werden. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gehört dazu: Junge Leute, die zum Studium nach Hamburg fahren oder abends mal etwas unternehmen möchten, bräuchten bessere Busverbindungen. Was die charmante Majestät bei ihren kommunalpolitischen Aktivitäten manch altem Hasen voraushaben dürfte, ist der kurze Draht ins Zentrum der Macht: Seit einem Praktikum bei David McAllister ist sie mit dem Ministerpräsidenten per "Du" und hat auch dessen Handynummer.