Psychisch Kranke zeigen Gesicht. Ausstellung des Vereins “Die Brücke - Hilfe und Halt“ mutiger Schritt für Betroffene

Stade. Diese Wanderausstellung ist eine besondere. Sie erlaubt Einblicke in sichtbare und unsichtbare Lebenswelten von psychisch kranken Menschen im Landkreis Stade. Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens hat der in der Hansestadt ansässige Verein "Die Brücke - Hilfe und Halt" eine eindrucksvolle wie nachdenklich stimmende Schau mit großformatigen Fotos und mit geschriebenen Texten von Betroffenen kreiert. Unter dem Titel "MitMenschen sein - Wenn die Seele krank wird" ist die Ausstellung, die auch Hinweise über psychische Erkrankungen und Beratungsmöglichkeiten enthält, in diesem Jahr an vier Standorten in Stade in der Öffentlichkeit zu sehen. Dritte Station ist ab Montag, 10. Oktober, das Elbe-Klinikum.

"Die Ausstellung schafft wundervolle Entdeckungen für jeden Einzelnen, unter anderem wie ein Leben mit Einschränkungen hoffnungsvoll, fröhlich und selbstständig allein und in der Gruppe gelebt werden kann", sagt Heidrun Kugler. Die Geschäftsführerin des Vereins und Leiterin der Kontakt- und Begegnungsstelle in Stade freut sich vor allem über die bisherige begeisternde Resonanz der Besucher und die dadurch gewachsene Aufmerksamkeit für Betreute sowie für die Belange der Einrichtung.

"Die Ausstellung will die betroffenen Menschen ermutigen, mit ihrer Erkrankung offen umzugehen", sagt Heidrun Kugler. "Sie will zum anderen aber auch die vielfältigen Begabungen unserer Brücke-Besucher der Öffentlichkeit zeigen, die Bevölkerung über die Arbeit unseres Vereins informieren, um sie darüber für ein ehrenamtliches Engagement bei uns zu gewinnen." So rücken auch tägliche Aktivitäten des Vereins in den Blickpunkt, lassen Impressionen von Reisen, Festen, Flohmärkten, Veranstaltungen 25 Jahre erfolgreicher Arbeit in Bild und Wort erscheinen.

"MitMenschen sein - Wenn die Seele krank wird" ist vom 10. bis 28. Oktober im Elbe Klinikum Stade, Bremervörder Straße 111, zu sehen und wird dort am kommenden Montag ab 19 Uhr feierlich eröffnet. "Gäste sind herzlich willkommen", sagt Heidrun Kugler. Den Festvortrag hält Pastorin und Klinikseelsorgerin Elke Oltmanns unter dem Titel "Begleite mich durch die Angst - Was die Seele heilen lässt." Für den musikalischen Rahmen sorgt die Combo "Jazz Affair" der Kreis-Jugend-Musikschule. Die Schau ist in diesem Jahr im Anschluss noch vom 1. bis 25. November beim Landkreis Stade zu betrachten. Die ersten beiden Stationen waren in der Kreissparkasse und im Rathaus.

"MitMenschen sein - wenn die Seele krank wird" entstand in Zusammenarbeit mit Marlene Apmann (Fotografien) sowie Berti von der Damerau und Margarete Langmann (grafische und textliche Gestaltung). Die Texte entstammen der vierteljährlich erscheinenden Brücke-Zeitung. In nachdenklich stimmenden Artikeln und Gedichten verleihen Betreute ihrer kranken Seele Ausdruck.

Schirmherren der Ausstellung sind Landrat Michael Roesberg und Superintendent Dr. Thomas Kück. Außerdem sind Stader Geschäfte beteiligt. Sie haben begleitende Tandem-Bilder als Fahnen in ihre Fenster gehängt. Diese professionell entstandene Fotos sind das Aushängeschild der Schau: Zwölf großformatige Bilder zeigen jeweils einen Betroffenen und eine Bezugsperson aus dem Kreis der Hauptamtlichen und des Vorstandes des Vereins. Der wird laut Heidrun Kugler von immer mehr Personen aufgesucht und genutzt. Die Einrichtung gibt mit ihren Mitarbeitern seit 26 Jahren psychisch Kranken mit ihren unterschiedlichsten Krankheitsbildern die Chance, sich ehrenamtlich für andere und den Verein einzusetzen und wieder am Alltagsleben teilzunehmen. Mehr als ein Dutzend Gruppenangebote gibt es, die diverse Unternehmungen organisieren sowie lebens- und alltagspraktische Unterstützung für die Betroffenen geben. Eine eigene Zeitungsredaktion, eine Malgruppe, Sport-, Trommel- und Bastelgruppen zählen zum beständigen Angebot. Viele der freiwilligen Helfer sind unter anderem in dem kleinen Lädchen des Vereins gegenüber vom Landgericht tätig. Dort können die Erkrankten vorsichtig versuchen, wieder in ein Berufsleben einzusteigen und Erfolgserlebnisse mitzunehmen. "Sie fühlen sich bei uns wohl", sagt Heidrun Kugler und ergänzt: "Gemeinsam sind wir stark und lernen voneinander."

Für viele Betroffene ist die Schau ein großer und mutiger Schritt in die Öffentlichkeit. So schrieb beispielsweise Anjuna Siebrands anlässlich der Eröffnung: "Wir zeigen Gesicht und treten aus unserer Nische heraus, in der wir meist zurückgezogen leben." Sie bezeichnet die Ausstellung als vollen Erfolg. "Wir erreichen die Menschen, und sie können uns mehr verstehen."

www.die-bruecke-stade.de