Ein Urlaub mit dem befreundeten Dortmunder Fußball-Profi Patrick Owomoyela und Jungstar Mario Götze endet mit Motorradunfall

Rellingen. Am Mittwoch litt Oliver Nickel vor dem Fernsehgerät mit den Fußballern des deutschen Meisters Borussia Dortmund, die das Champions-League-Gruppenspiel in Marseille 0:3 verloren. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Im Frühsommer 2011 waren es jedenfalls Patrick Owomoyela (31, zurzeit Reservist) und Mario Götze (19/hoch gelobter Jung-Nationalspieler), die sich ernsthaft um den 32 Jahre alten Stürmer des SC Egenbüttel gesorgt hatten. Da erlitt Nickel in Begleitung der beiden Borussia-Profis einen Verkehrsunfall, der vermutlich sein Karriereende besiegelte.

Owomoyela kennt er schon aus Jugendzeiten beim TSV Stellingen

Aufgrund diverser hartnäckiger Verletzungen - immer wieder Bauchmuskelzerrungen und Muskelfaserrisse in beiden Oberschenkeln - hatte der frühere Torjäger des TuS Holstein (drei Jahre) und des SV Rugenbergen (vier Jahre) SCE-Trainer Holger Podein schon im Mai darüber informiert: "Nur im Notfall stehe ich noch zur Verfügung. Ansonsten will ich sehen, dass ich endlich mein Jura-Studium abschließe." Dann freute er sich auf eine Woche auf Ibiza und auf ein Wiedersehen mit Patrick Owomoyela, mit dem ihn seit der gemeinsamen Zeit beim TSV Stellingen in der A-Jugend (Meister der Hamburger Leistungsklasse und norddeutscher Titelträger) eine innige Freundschaft verbindet.

Diese Freundschaft geht sogar so weit, dass ihn der Offensivverteidiger, der zwischen 2004 und 2006 elf Einsätze im deutschen Nationalteam hatte, zur Meisterfeier der Dortmunder in den angesagten Klub "U-View" einlud. Ein gemeinsames Foto mit der Hand an der begehrten "Salatschüssel" war da Pflicht. Als Familienvater Owomoyela Müdigkeit verspürte, Nickel aber nicht, da drückte der Star dem Amateur-Sternchen seinen zweiten Haustürschlüssel in die Hand: "Bis später, du weißt ja, wo wir wohnen." Beim Frühstück in Schwerte teilte der Meisterkicker (145 Bundesligaspiele) mit nigerianischen Wurzeln und Zweitwohnsitz in der Hansestadt seinem Kumpel noch etwas anderes mit: "Einige Leute von mir wollen mit nach Ibiza, du bist doch hoffentlich einverstanden."

Auf der von Fußball-Profis vieler Nationen während der Sommerpause stark frequentierten Party-Insel fanden sich die Hamburger dann in Gesellschaft von Mario Götze, dessen Bruder Fabian (Spieler der Zweiten des VfL Bochum) und zwei Freunden eines der größten Talente des internationalen Fußballs wieder. Oliver Nickel rückt das Bild vom aufgeblasenen Berufskicker, der sich für etwas Besseres hält, zurecht: "Patrick hat sowieso nie vergessen, wo er herkommt. Mario ist ein netter Typ, bodenständig, durch und durch vernünftig. Dem ist Arroganz fremd."

Es waren unbeschwerte Tage in der Finca hoch in den Bergen mit Schwimmbecken und einem Panorama-Blick aufs Mittelmeer, die umliegenden Pinienwälder, Gärten, Felder, Kakteenhecken. Niemand ahnte Böses, als die Gruppe am späten Nachmittag des 12. Juni an den Strand Cala Jondal aufbrach, um dort im "Blue Marlin" (Blauer Schwertfisch), angesagte Szene-Lokalität, wo sich der junge Geldadel in einer traumhaften Bucht von wilden Partynächten erholt, etwas "abzuhängen".

Was auf der Heimfahrt gegen 20 Uhr geschah, bringt Nickel nur in Bruchstücken zusammen. Er weiß, dass er der letzte der Gruppe gewesen ist, die sich auf ihre Quads setzte und dann nacheinander fröhlich in die laue Dämmerung hinein brauste. Es muss dann auf halber Wegstrecke in einer Linkskurve gewesen sein, als er die Kontrolle über seine Maschine verlor und frontal auf der anderen Straßenseite mit einem anderen Fahrzeug zusammenkrachte. Aufgewacht ist Nickel in einem Krankenhaus in Eivissa (Ibiza-Stadt).

Patrick Owomoyela saß an der Bettkante und klärte ihn erst einmal vorsichtig auf, was geschehen war, wie sich die Freunde umgeblickt und ihn nicht mehr gesehen hatten, wie alle zum Unfallort zurückkehrten und den Krankenwagen alarmierten. Die Ärzte wollten ihn vor allem wegen des Verdachts eines Schädel-Hirn-Traumas unter Beobachtung behalten, zudem hatte sich Nickel schwere Verletzungen des linken Knies (Kreuzbandriss) und der Schulter (Eckgelenkssprengung, Sehnenrisse) zugezogen. Owomoyela gewährleistete mit seiner Kreditkarte die Rückkehr nach Hamburg, nachdem der ursprüngliche Flug verfallen war. Mario Götze fuhr vor, lieber im Pkw, und war bei der Suche nach einem Apartment für eine Nacht in der Nähe des Flughafens San José behilflich. In der Fleet-Klinik unterzog sich der Verunglückte zwei Wochen nach der Ankunft einer Operation.

Beim Unfall hielt sich der materielle Schaden in Grenzen

"Ich bin kein Draufgänger und fahre für gewöhnlich vorsichtig", betont Oliver Nickel. Zwei Beamte der Inselpolizei besuchten ihn im Krankenhaus und bestätigten, dass kein Alkohol oder gar verbotene Substanzen im Spiel gewesen seien. Mit 200 Euro Selbstbeteiligung am Unfall hielt sich der materielle Schaden in Grenzen. Wehmütig hat er dennoch aufs Spielfeld geblickt, als die SCE-Fußballer zuletzt ihr Bezirksliga-Spitzenspiel gegen den TuS Osdorf austrugen. Seine Laufbahn, die ihm Einblicke gewährte, von denen andere nur träumen, ist, wenn nicht alles täuscht, vorbei - nachdem er 2006 noch in eine Amateurauswahl, die beim Hallenturnier des HSV Spiele gegen Hertha BSC und den VfL Wolfsburg austrug, gewählt wurde. Aber die Freundschaft durch dick und dünn mit Patrick Owomoyela und vielleicht auch Mario Götze, die könnte ewig halten.