Die beiden Gründer Marco Voigt und Sven Krüger wollen den Clean Tech Award zum wichtigsten deutschen Umweltpreis machen und setzen bewusst auf den Glamour-Faktor

Agenturen und PR-Profis schaffen Events und füllen sie dann mit Inhalt. Marco Voigt und Sven Krüger gingen den umgekehrten Weg: Aus der täglichen Praxis kennen die beiden Ingenieure die Innovationskraft, über die Deutschland verfügt. Daraus entstand das Konzept, Ideen und Projekten aus dem Bereich der Umwelttechnologie ein Forum zu geben. Marco Voigt und Sven Krüger sprechen über die Entwicklung des Clean Tech Media Award und die ambitionierten Zielstellungen des etwas anderen Umweltpreises.

Welche Bilanz ziehen Sie für 2010?

Marco Voigt:

Wir hatten im vergangenen Jahr rund 1400 Gäste und sind damit zahlenmäßig der größte deutsche Umweltpreis. Wir konnten zeigen, dass die Idee des Award zieht, eine besondere Plattform für das Zusammentreffen unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppierungen zu sein - vom Studenten bis zum Großunternehmen, von der Politik bis zur Kultur.

In diesem Jahr ist der Award von Berlin nach Hamburg gegangen. Außerdem wurde die Begleit-Messe, die Clean Tech World, herausgelöst. Was steckt hinter den Änderungen?

Voigt:

Tempelhof und die World waren nicht wirtschaftlich für uns. Die Clean Tech World machen wir nicht mehr. Trotzdem verfolgen wir das Konzept der Kombination von Umwelttechnologie und Messe weiter. Wir kooperieren nun mit der Hannover Messe, die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu einer "grünen" Messe wandeln will. Wir haben gemerkt, dass wir die Clean Tech World zusammen mit dem Award nicht stemmen können. Die Stadt und auch die Messe Berlin hatten Unterstützung signalisiert, letztendlich kam aber nichts. Hamburg als Austragungsort des diesjährigen Clean Tech Media Award bot sich an, weil die Stadt Europas "Umwelthauptstadt 2011" ist.

Welche Zielstellung verfolgt die diesjährige vierte Auflage?

Voigt:

Ganz klar: Wir wollen der führende Umweltpreis in Deutschland sein. Wir selbst nennen den Clean Tech Media Award den "grünen Teppich" Deutschlands oder auch "Deutscher Umweltpreis" - wohl wissend, dass einer existiert, der exakt so heißt. Ansonsten wollen wir wieder Technologie spannend aufbereiten. In der Öffentlichkeit ist oft noch zu wenig wahrnehmbar, wie spannend dieser Bereich ist und welche Ideen und Projekte schon existieren.

Sven Krüger:

Mein Wunsch: Irgendwann soll der CTMA solch einen Stellenwert genießen, dass man jemanden auf der Straße fragen kann, wer der Preisträger im Vorjahr war, und er die Frage beantworten kann. Der CTMA ist kein akademischer geschlossener Zirkel, sondern Zukunft zum Anfassen. Nur wenn man Dinge sehen, berühren und ausprobieren kann, bekommt man auch ein echtes Gefühl dafür.

Beeinflusst die Energiewende in Deutschland bereits den CTMA 2011?

Voigt:

So konkret und messbar sicher noch nicht. Ein Indikator mag aber die Online-Beteiligung bei der Abstimmung über die Nominierten für die Preisverleihung sein: Gerechnet hatten wir mit rund 1000 Teilnehmern. Tatsächlich mitgemacht haben dann 8000. Es ist schon deutlich erkennbar, dass sich das Bewusstsein in Deutschland ändert. Wir merken das auch sehr deutlich in Gesprächen mit Interessenten und Sponsoren. Das Interesse an dem Themenbereich steigt. Auch bei Prominenten. Beim Start 2008 war es unglaublich schwer, Prominente als Laudatoren zu gewinnen. Jetzt müssen wir kaum noch anfragen: Wir bekommen die Anfragen. Es ergeben sich übrigens auch sehr lustige Partnerschaften und Konstellationen. Wir sind beispielsweise mit dem Heavy-Metal-Festival in Wacken im Austausch.

Krüger:

Das ist ein echter Spaßfaktor bei unserer Arbeit. Man kommt mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Ansonsten muss sich jedes Unternehmen mit Umwelt- und Klimaschutz und erneuerbaren Energien auseinandersetzen. Man sollte übrigens auch nicht immer gleich auf Unternehmen einprügeln, wenn die nicht sofort komplett auf grün umschalten. Oftmals stecken sie in über Jahrzehnte geformten Geschäftsmodellen, die nicht von heute auf morgen umkehrbar sind. Andere sind mit dem raschen Wandel einfach überfordert. Sie sind willig, wissen aber nicht so recht, wie sie es anstellen sollen. Wir merken das in den Gesprächen: Es gibt überall genügend begeisterte Menschen mit tollen Ideen und Ansätzen. Genau an diesem Punkt muss man die Unternehmen auch abholen und Kooperationen anbieten. Keiner ist da absichtlich böse.

Deutschland leidet unter Fachkräftemangel. Obwohl die Perspektiven für den Nachwuchs nicht besser sein könnten - gerade mit Blick auf den aufstrebenden Bereich der erneuerbaren Energien - fehlen Ingenieure. Was will und was kann der Clean Tech Media Award leisten, diesen Misstand zu beheben?

Voigt:

Junge Ingenieure sind ganz klar eine wichtige Zielgruppe des Clean Tech Media Award. Einer unserer Aussteller diesmal ist sogar ein klassischer Headhunter. Der Award ist anders als andere Umweltpreise, die es oft schon lange gibt und die manchmal nur eine Art Branchentreffen sind. Mit unserer jungen und etwas anderen Ansprache ist es uns möglich, die "Coolness" der Branche darzustellen. Es ist eines der Alleinstellungsmerkmale unserer Veranstaltung: Wir bringen junge Leute und große Unternehmen zusammen.

Krüger:

Der Clean Tech Media Award ist ein Ideen-Forum. Hier kann man nicht nur neue Denkweisen und -dimensionen einbringen, sondern auch entdecken, welche Ideen andere haben, welche Projekte es gibt. Bei vielen Menschen herrscht oft Unsicherheit, wenn es darum geht, was man selbst für den Umwelt- oder Klimaschutz tun kann. Wer etwa emissionsfrei mobil sein möchte, stellt vielleicht frustriert fest, dass ein Elektroauto für ihn unerschwinglich ist. Aber es existieren oftmals Alternativen. Nur sind sie einfach nicht bekannt. Genau das ist unser Ansatz: Es geht gar nicht um die Sieger, sondern um das Aufzeigen der Bandbreite neuer, spannender Projekte. Wir hören das auch von vielen Bewerbern: "Es ist egal, ob ich gewinne oder nicht. Die Hauptsache ist, dass meine Idee über den Clean Tech Award Media gefunden wird."