Energie, Mobilität, Kommunikation, Lifestyle und Nachwuchs - in diesen fünf Kategorien wurden die Preise vergeben. Die Gewinner sind die Autarcon GmbH, “eE-Tour Allgäu“, die Raureif GmbH/FH Potsdam, die Bauknecht Hausgeräte GmbH und SunnyBag. Sie stellen sich hier vorDie Gewinner Hausgeräte GmbH und SunnyBag

Kategorie Energie

Rund ein Fünftel der Menschheit hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2,4 Milliarden Menschen leben ohne hygienische und sanitäre Einrichtungen. Die Autarcon GmbH in Kassel versucht, das Problem zumindest punktuell zu lösen. Macht ihre solarbetriebene Wasserförderungs- und -aufbereitungsanlage Schule, könnte Menschen in ländlichen und infrastrukturschwachen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas auch im großen Stil geholfen werden. Die Idee der aus einem Uni-Projekt im Januar 2010 entstandenen Start-up-Firma: ein batterieloses, solarbetriebenes System zu entwickeln, das nicht nur Wasser fördern, sondern dieses auch filtrieren und über einen elektrolytischen Prozesses nachhaltig desinfizieren kann. Ihre Entwicklung tauften Florian Benz, Alexander Goldmaier, Sabrina Tesche und Phillip Otter "SuMeWal-System". "Eine Herausforderung war es auch, etwas Robustes zu entwickeln, das einfach zu warten ist", sagt Alexander Goldmaier.

Die Pumpe kann Wasser aus bis zu 70 Metern Tiefe fördern. Aus den im Wasser vorhandenen natürlichen Salzen produziert die Anlage Chlor, das dem Wasser in der notwendigen Menge wieder hinzugefügt wird. Es tötet Keime ab und verhindert gleichzeitig die Wiederverkeimung, sodass gewonnenes Trinkwasser auch gelagert und später konsumiert werden kann. Im Vorratstank wird die Wasserqualität ständig überwacht, das Monitoring erfolgt in Kassel - ein spezielles Datenübertragungsprogramm macht es möglich. Über die Solarpanels arbeitet die Anlage zudem energieautark.

Bislang sind vier Anlagen in Betrieb, zwei in Brasilien, jeweils eine in Pakistan und Gambia. Das Quartett knüpft nicht nur die Kontakte, liefert und montiert die Anlagen und lernt die Menschen an, sie zu warten. Auch ihr gesamtes Geld steckt in dem Projekt: "Wir finanzieren alles über unser privates Geld und Sponsoren, haben auch Kredite aufgenommen", so Alexander Goldmaier. Um diese zurückzahlen zu können, müssen sie sich nun auch um die Vermarktung von SuMeWal kümmern.

Kategorie Mobilität

Dem Projekt "eE-Tour Allgäu" sei Dank: Das Allgäu ist heute so e-mobil wie kaum eine andere Region Deutschlands. Dünne Besiedlung und ländliche Infrastruktur verlangen hier umfassende Mobilität - für den Weg zur Arbeit ebenso wie für die Freizeit. Ideal, um Anforderungen und Chancen eines neuen, ökologischen Verkehrskonzepts praktisch auszuloten. Dies tut das Modellprojekt "eE-Tour Allgäu" mit zehn regionalen Partnern aus Forschung und Industrie seit zwei Jahren. Die Grundidee: Eine möglichst vielfältige Flotte von Elektrofahrzeugen steht in Kombination mit einer intelligenten Lade-Infrastruktur bereit für Miete und Carsharing. Der Alltagsbetrieb ist gleichzeitig ein Forschungsfeld für wichtige Fragen der Elektromobilität. Derzeit stehen 15 "Tanksäulen" für rund 50 Fahrzeuge zur Verfügung - vom E-Smart, Mitsubishi i-Miev und Fiat 500 E über Citysax, Think und Stromos bis zum Elektroroller Segway und Prototypen der Projektpartner ABT Sportsline und AL-KO. Sogar ein Mild-Hybrid-Traktor wird im landwirtschaftlichen Betrieb getestet. Die meisten Fahrzeuge kann jedermann bei einer Reihe von Hotels und Autovermietungen leihen. Seit Herbst 2009 legte die gesamte Flotte rund 200 000 Kilometer zurück. Alle Fahrtdetails wurden dokumentiert und ausgewertet. Die Erkenntnisse liefern erstmals eine reale Analyse des Einsatzes von E-Autos jenseits großstädtischer Ballungsgebiete. "Wir wissen jetzt, dass E-Mobile für die Bedürfnisse von Touristen am Urlaubsort ideal sind. Im Schnitt wurden pro Vermietung 25 Kilometer zurückgelegt. Wer eines unserer E-Autos ausprobiert hat, war begeistert", sagt Projektkoordinator Björn Krupezki vom Stromversorger Allgäuer Überlandwerk (AÜW).

Mittlerweile funktioniert das Kommunikationssystem zwischen Bordcomputer, Ladesäulen und Rechenzentrum nahezu perfekt. Eine Software überwacht die Funktionen der Autos und ist mit allen Komponenten des E-Mobilitätssystems verbunden. Dem Fahrer liefert sie Daten wie den Batterie- und Ladezustand oder die Reichweite, der Stromnetzbetreiber erfährt, wo und wann die Fahrzeuge geladen werden, um so die Netzbelastung prognostizieren zu können. Auch sind Funktionen integriert, die es erlauben, schnell und ohne Aufwand sauberen Strom zu "tanken", abzurechnen und zu bezahlen. 7,5 Millionen Euro hat das von der AÜW geführte Projektkonsortium "eE-Tour Allgäu" gekostet. Der Gegenwert ist eine echte Pionierarbeit in Sachen Elektromobilität inklusive praktischer Lösungen und zukunftsfähiger Geschäftsmodelle.

Kategorie Lifestyle

Der Prototyp der Greenkitchen 2.0 der Bauknecht Hausgeräte GmbH aus Stuttgart sieht auf den ersten Blick aus wie eine herkömmliche Küche. Doch die so betitelte "Küche der Zukunft" ist eine Kombination bekannter Technologien und neuer Gerätefunktionen in einem integrierten Ökosystem. Abflusswasser und Wärme werden wiederverwertet, die sechs Geräte verbrauchen nur so viel Energie und Wasser wie nötig. Das spart bis zu 70 Prozent Energiekosten. Bislang geht sauberes Wasser beim Spülen, Kochen und Waschen literweise verloren. In der Greenkitchen 2.0 wird es jedoch unter dem Spülbecken aufgefangen und antibakteriell behandelt. Es kann dann für den Geschirrspüler, den Hausputz oder das Blumengießen verwendet werden. Der "H2O Saver Geschirrspüler" soll so bis zu 2000 Liter Wasser pro Jahr sparen. Herzstück der Küche ist der digitale Resource Assistant, der die Energiedaten aller Geräte überwacht und übermäßigen Verbrauch anzeigt. Er verwaltet Geräteauslastung und Stromverbrauch im Haushalt, könnte etwa selbsttätig die Spülmaschine nachts starten, wenn der Strom billiger ist. Neu ist auch der Induktionsbackofen, der laut Hersteller eine bis zu 30-prozentige Energie- und eine 20- bis 25-prozentige Zeitersparnis ermöglicht. Ein thermischer Sonnenkollektor wiederum heizt selbst im Winter ausreichend Wasser zur Versorgung von Spül- oder Waschmaschine auf. Hinzu kommt der "H2O Cooking", der einem in die Arbeitsfläche eingelassenen Kochtopf ähnelt. Je nach Kochverfahren, wählt er eigenständig die richtige Wassermenge, die automatisch direkt ins Gefäß ein- und nach dem Garen wieder abgeleitet wird. Und der "Wasserspender 4Pure" unter der Spüle liefert gefiltertes Wasser - heiß und kalt, mit oder ohne Kohlensäure. Die Greenkitchen 2.0 sollen ab etwa 2013 auf dem Markt erhältlich ein.

Kategorie Kommunikation

"Es geht hier um den ersten Schritt", sagt Timm Kekeritz, Chef der von ihm vor zwei Jahren in Berlin gegründeten Agentur Raureif. Zwar ist Nachhaltigkeit ein Begriff, dem man tagtäglich begegnet, doch ist das Bewusstsein für das eigene nachhaltige Verhalten bei vielen Menschen noch ausbaufähig. Hier setzt das App "EcoChallenge" für iPhones an. Nachhaltigeres Verhalten im Alltag soll gefördert werden - jedoch nicht belehrend, sondern spielerisch, informativ und vor allem leicht umsetzbar. Mit Spaß und ständig wechselnden verbraucherorientierten Inhalten wie Tipps und Infografiken sollen die Nutzer kontinuierlich neugierig bleiben. Derzeit sind die vier Themenfelder Fleisch, sauberes Licht, Plastik und regionales Essen verfügbar, in Kürze kommen Pflegeprodukte dazu. Bis Jahresende sollen vier weitere Kategorien folgen.

Mittels eines integrierten Kalkulators kann der Nutzer des "EcoChallenge"-Apps seine persönlichen Lebensgewohnheiten überprüfen und mit dem bundesdeutschen Durchschnitt vergleichen. So lässt sich beispielsweise errechnen, wie viele Kilometer das Obst und Gemüse zurückgelegt hat, das zu Hause auf den Verzehr wartet. Herzstück des Apps aber sind - der Produktnamen verrät es - die Herausforderungen, denen man sich stellen kann und die leicht in den Alltag zu integrieren sind. "Wir haben vorher fast alle Herausforderungen selbst getestet", sagt Timm Kekeritz. "Schließlich soll niemand überfordert werden." Herausforderungen können zum Beispiel sein, nur einmal in der Woche Fleisch zu essen oder am Wochenende einen regionalen Bauernmarkt zu besuchen.

Die Entwicklung des Apps geht zurück auf ein vor zwei Jahren vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg ausgeschriebenes Forschungsprojekt. Die Raureif GmbH gewann den Wettbewerb und entwickelte das App gemeinsam mit dem Design Lab der Fachhochschule Potsdam. "Für das iPhone als Träger haben wir uns entschieden, weil das etwas ist, das man potenziell immer bei sich trägt", erläutert Timm Kekeritz, dessen Agentur inzwischen aus einem Fünfer-Team besteht. Als ein mit Steuergeldern finanziertes Projekt ist die "EcoChallenge" kostenlos verfügbar. Auch das Programm selbst steht unentgeltlich zur Verfügung, sodass sich jeder Interessierte seine individuelle "EcoChallenge" zusammenstellen kann.

Kategorie Nachwuchs

Am Anfang stand eine Rechenaufgabe: Stefan Ponsold wollte wissen, wie groß eine Solarfläche sein muss, um ein iPhone in zwei Stunden aufzuladen. Er fand die Lösung und überlegte sodann, an welcher Tasche solch ein Solarmodul befestigt sein sollte, damit das Smartphone immer einsatzbereit ist. "Ich brauche dazu ein 24 mal 16 Zentimeter großes Solarpaneel. Das ist zu groß für eine Handytasche. Die meisten Leute tragen Umhängetaschen, also entwickelte ich einen Prototyp", sagt der 27-jährige Ingenieur. Das war die Geburtsstunde der SunnyBag . Ponsold startete seine Firma im September 2010, inzwischen ist SunnyBag ein Sextett. Die über Vertriebspartner und einen eigenen Internetshop verkauften Taschen haben außen biegsame, wasserfeste Solarpaneelen mit einer Leistung von drei Watt. Diese wandeln Sonnenlicht in Strom um, der in einem integrierten Lithium-Polymer-Hochleistungs-Akkumulator gespeichert wird. Der Akku trägt einen USB-Ausgang, über den sämtliche Handys, mp3-Player, iPhones, iPads, Kameras, Navigationsgeräte und Tablet PCs unabhängig von Zeit und Ort mit Sonnenenergie geladen werden können - auch bei schlechtem Wetter.

Drei Varianten sind im Angebot: Das Modell "Business Class" aus Kalbsleder, die aus recycelten Materialien produzierte und von österreichischen Designern stammende "Smart Collection" und die mit der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen entwickelte "Outback Collection". Stefan Ponsold: "Vor fünf bis sechs Jahren hielt der Akku eines Handys im Stand-by-Modus mehrere Tage. Heutige Smartphones leisten viel mehr, ihre Displays sind besser, die Prozessoren schneller. Aber wer sie intensiv nutzt, muss nach einem Tag aufladen. Ich wollte dieses Problem auf umweltfreundliche Weise lösen."