Tony O'Neills Roman “Sick City“ ist krank, aber ein großes Lesevergnügen

"Gegen Mittag beschloss Jeffrey, dass es an der Zeit sei, reinzugehen und den alten Mann zu wecken. Er lag tot auf dem Bett." Wenn ein Roman so beginnt, weiß man, dass seine Lektüre kein Kindergeburtstag ist. Gut, man weiß es eigentlich schon, weil das Werk den knalligen Titel "Sick City" trägt. Es ist Tony O'Neills drittes Werk und das erste, das auf Deutsch erscheint. Protagonist ist der Drogentyp und Callboy Jeffrey, der mit seinem Kumpel Tyler zusammen vor allem immer daran arbeitet, sich ordentlich abzudichten.

Als der ehemalige Polizist Bill stirbt (ein Koksunfall), von dem er sich vier Jahre lang hat aushalten lassen, erbt Jeffrey ein Pornovideo, das einen Hollywood-Allstar-Gangbang zeigt: mit Sharon Tate als Hauptdarstellerin. In der Entzugsklinik lernt Jeffrey Randal kennen: Sie wollen das Tape zu Geld machen, was auch sonst. Leicht ist das nicht, besonders, wenn man so chaotisch ist, dass man selbst immer wieder alles vermasselt. Autor O'Neill war früher mal Marc Almonds Keyboarder. Sein Roman beschreibt die unglamouröse Welt der Gescheiterten in Hollywood, sein Stil ähnelt dem Bukowskis und dem von Burroughs.

Tony O'Neill : Sick City. Übersetzt von Stephan Pförtner und illustriert von Michel Casarramona. Walde + Graf. 327 S., 24,95 Euro

Lesung 19.9., 21 Uhr, auf der "Cap San Diego". Eintritt 12Euro R. Stadlober liest den deutschen Text.