Bankkauffrau Janna möchte Karriere beim Zoll machen. Die Chancen stehen gut, denn Nachwuchs wird gesucht

Grün, das ist nicht nur die Farbe der Förster, sondern auch die Farbe der Zöllner. "Mir gefällt die Farbe", sagt Janna Lorenzen, die bei der Arbeit stets die legendäre grüne Dienstkleidung zu tragen hat. Die Glückstädterin macht eine zweijährige Ausbildung im mittleren Zolldienst.

Die Ausbildung verläuft in verschiedenen Abschnitten und endet mit einer Abschlussprüfung, der sogenannten Laufbahnprüfung. Fast die Hälfte ihrer Ausbildungszeit hat Janna bereits hinter sich gebracht. "Ich kann jetzt schon sagen, dass die Aufgaben beim Zoll unglaublich vielfältig und spannend sind", betont Janna. Nach einem zehntägigen Einführungspraktikum im Hamburger Ausbildungshauptzollamt hat sie zunächst einen viermonatigen Einführungslehrgang in Rostock absolviert. Dort standen Fächer wie Vollzugs- und Steuerrecht, Ausländer-, Straf- und Sozialversicherungsrecht auf dem Lehrplan. Nach der Zwischenprüfung begann der praktische Teil der Ausbildung.

"Während dieser Zeit werden die Anwärter in verschiedenen Zolldienststellen vor Ort mit den Aufgaben der Zollverwaltung vertraut gemacht. Sie sind dann in die Bearbeitung der typischen Geschäftsvorgänge der Zollverwaltung eingebunden und lernen, ihr bereits erworbenes Fachwissen bei der selbstständigen Bearbeitung von Sachverhalten anzuwenden", erläutert Ina Wegner von der Bundesfinanzdirektion Nord. Janna war bei der Abfertigung von Autos und Schiffen eingesetzt, unter anderem im Zollamt Oberelbe.

Auch in den Vollzugsdienst durfte sie bereits hineinschnuppern. In dem Bereich geht es beispielsweise darum, Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung zu bekämpfen. Zum Praxisteil der Ausbildung gehören immer wieder Lehrveranstaltungen und Ausbildungs-Arbeitsgemeinschaften. Außerdem gibt es einen Lehrgang mit dem Titel "Eigensicherung und Bewaffnung". Er umfasst eine Waffen- und Schießausbildung sowie Techniken der waffenlosen Selbstverteidigung. Den Lehrgang hat Janna noch nicht absolviert, daher trägt sie derzeit auch noch keine Waffe. Das darf sie erst, wenn sie ihn erfolgreich abgeschlossen hat.

Grundsätzlich ist der Zoll als Einnahmeverwaltung für die Erhebung von Zöllen, Verbrauchsteuern wie Energiesteuer, Tabaksteuer oder Stromsteuer zuständig. Zusammen mit der Einfuhrumsatzsteuer machen sie rund die Hälfte der Steuereinnahmen des Bundes aus und leisten somit einen großen Beitrag, damit der Staat handlungs- und leistungsfähig bleibt.

"Die Arbeit beim Zoll bietet grenzenlose Möglichkeiten. Interessante Aufgaben warten nicht nur in der Abfertigung, sondern auch im Vollzugsdienst oder in der Sachbearbeitung", sagt Ina Wegner. Im Bereich der Betriebsprüfung bei Unternehmen, die im Im- oder Export tätig sind, stellen Zöllner fest, ob die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Im Zollfahndungsdienst verfolgen sie Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. Und im Hamburger Hafen stellen die Zollbeamten im Reise- und Warenverkehr immer wieder geschmuggelte Zigaretten, Alkohol, illegale Drogen, Waffen sowie Markenfälschungen sicher.

Beim Wasserzoll sind sie mit ihren Zollbooten Teil der Küstenwache und nehmen gemeinsam mit anderen Behörden die Grenzaufsicht an der Küste wahr. Zu den Aufgaben zählen vereinzelt auch der Umweltschutz auf See und die Rettung Schiffbrüchiger. Unterschieden wird zwischen mittlerem und gehobenem Dienst. Für den mittleren Dienst wird der Realschulabschluss vorausgesetzt, für die Aufnahme in den gehobenen Dienst benötigen Bewerber das Abitur.

"Nachwuchs wird beim Zoll derzeit dringend gesucht", sagt Ina Wegner. Die Bundesfinanzdirektion Nord hat für ihre Ausbildungshauptzollämter in Hamburg, Kiel, Bremen, Oldenburg und Stralsund in diesem Jahr 100 Zöllner für den mittleren Dienst und 50 Zöllner für den gehobenen Dienst eingestellt. Für das kommende Jahr rechnet Ina Wegner ungefähr mit demselben Bedarf. Bewerbungen zum Ausbildungsbeginn am 1. August 2012 nimmt die Bundesfinanzdirektion Nord bis zum 30. September entgegen. Zu bedenken ist ferner: Mitarbeiter des Zolls müssen grundsätzlich bereit sein, Dienstkleidung und eine Waffe zu tragen sowie im Schichtdienst zu arbeiten. Beim Wasserzoll ist zusätzlich das nautische oder maschinentechnische Befähigungszeugnis gefordert.

Ein Vorteil des Berufs besteht darin, dass eigentlich alle Anwärter nach der Ausbildung übernommen werden. Das ist auch einer der Gründe, warum Janna sich nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau für eine Karriere beim Zoll entschieden hat. Auch die Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sind beim Zoll gut, weiß Janna. Sie will auf alle Fälle später im gehobenen Dienst durchstarten und vielleicht eines Tages für die Finanzkontrolle Schwarzarbeit tätig sein. Denn dieser Bereich hat ihr bislang in ihrer Ausbildung am besten gefallen.