Die angehende Kosmetikerin hat vier Semester lang gebüffelt. Nach dem Abschluss will sie voll durchstarten

Fremde Körper massieren, auf Fußpilz hinweisen und Pickel ausdrücken - sieht so ein Traumjob aus? Ja, sagt Miryam Wolf, angehende Kosmetikerin und Überzeugungstäterin. Nicht das Pickelausdrücken, sondern die Folgen: "Ich finde es total toll, wenn jemand nach einer Gesichtsbehandlung erneut zu mir kommt und die Haut viel besser aussieht." Das stärkt das Selbstbewusstsein - nicht nur des Patienten.

Dabei war vor drei Jahren noch gar nicht klar, wo Miryam beruflich einmal landen würde: "Ich hatte das Gefühl, nirgendwo reinzupassen", sagt die Tochter eines Gambiers und einer Deutschen. Die Handelsschule brach sie ab. Aber es gab schon in der Schulzeit Interesse an Beautythemen. Hinzu kam der Wunsch, Menschen bei der Hautpflege zu helfen: Miryam machte eine Ausbildung an einer privaten Kosmetikschule - und war enttäuscht. Vor allem, weil sie im Praxisbetrieb nur zur Fußpflege abgestellt wurde.

Über ein Stiftungs-Stipendium konnte Miryam noch ein zweites Mal in der Branche starten: In der staatlich anerkannten Berufsfachschule für medizinische Kosmetik Leona Langbehn-Pieper absolvierte sie eine zweijährige Ausbildung und steht jetzt kurz vor der Abschlussprüfung. Anatomie, Dermatologie und Chemie stehen auf dem Lehrplan, dennoch ist die Verbindung zur Medizin im Titel irreführend: "Wir dürfen nur helfen, aber nicht heilen", bedauert die 21-Jährige. Die Behandlung von Akne, Fußpilz und Hühneraugen bleibt dem Hautarzt vorbehalten.

"Was eine Kosmetikerin darf und was nicht, das ist kompliziert", bestätigt Thomas Bettels. Der Leiter für Erstausbildung in der Handwerkskammer musste gerade lernen, was ein Permanent Make-up ist. "Eine Art von Tätowierung, bei der noch geklärt wird, ob sie ein Kosmetiker machen darf." Immer neue Angebote haben 2003 dazu geführt, dass die Kosmetik ein neuer Ausbildungsberuf im dualen System wurde. Immer neue Trends halten jetzt die Ausbildungsordnung auf Trab, mit der den ungeregelten privatschulischen Angeboten begegnet werden sollte.

Das Problem nur, es gibt nicht genügend duale Ausbildungsplätze: 28 sind es aktuell bei der Handwerkskammer; sieben sind es bei der Handelskammer. Gegenüber dem anderen dualen Ausbildungsberuf der Beautybranche ist das sehr wenig: Das Friseurhandwerk bildet 699 Lehrlinge aus. Der Ausbildungsleiter hofft, dass sich das bald ändert, denn wie im Friseurhandwerk gilt auch hier: "Wir brauchen gut ausgebildete Nachwuchskräfte."

Solange die Zahl der Ausbildungsplätze noch im zweistelligen Bereich liegt, ist die Branche auf Privatschulen angewiesen. "Sind diese gut ausgestattet und von angemessener Dauer, beinhalten sie auch Praktika, muss das nicht schlechter sein", konstatiert Bettels. Der Umgang mit Kunden unterscheide sich nun einmal von der Hauttypbestimmung am Modell. Fragen aus dem betrieblichen Alltag und der Umgang mit Kundenbeschwerden gehörten daher ebenso zur Ausbildung wie ein breites Hintergrundwissen. "Das alles kann man nicht in ein paar Monaten lernen."

Miryam Wolf hat vier Semester gelernt: Anamnese und Diagnose, wie man Hautprobleme erkennt und behandelt, Hände und Füße pflegt und störende Körperbehaarung entfernt. "Das typgerechte Schminken machen die Visagisten, aber dazu habe ich nebenbei auch Kurse besucht", erzählt die Schülerin, die auch in unterschiedlichen Gesichts- und Körpermassagetechniken unterwiesen wurde. "Das hat mir anfangs total viel Spaß gemacht, aber auf Dauer geht das auf den Rücken." Das merkte Miryam spätestens an den Praxistagen: einmal pro Woche hatten die Schülerinnen unterrichtsfrei. Die junge Frau arbeitete zunächst in einem Hotel, dann in einem Kosmetiksalon. Das sei ziemlich ernüchternd gewesen: "Wir durften nicht mit den Kundinnen kommunizieren - nur hinter ihnen die Toiletten putzen."

Doch mit dem Fachwissen wächst auch das Selbstbewusstsein: Im vierten Semester ist der Wochenunterricht auf anderthalb Tage reduziert, und Miryam konnte sich schon drei Tage pro Woche in einem Schönheitssalon beweisen. Zurzeit arbeitet sie in einem Hotel. Nach ihrem Abschluss will sie dort voll und ganz durchstarten.