Nele und Zeynep haben sich für den Außenhandel entschieden. Fremdsprachen sind in dem Job ein Muss

Auspuff kaputt und die Garantie ist abgelaufen? Dann kommt das Ersatzteil vielleicht von der Wulf Gaertner Autoparts AG. Denn das Familienunternehmen entwickelt, produziert und verkauft unter dem Markennamen "Meyle" Ersatzteile für Pkw, Transporter und Nutzfahrzeuge auf dem sogenannten freien Teilemarkt.

Die Bestellung eines neuen Auspuffs, Stoßdämpfers oder Luftfilters könnte nun gut durch die Hände von Zeynep Furuncu laufen. Die Auszubildende zur Groß- und Außenhandelskauffrau lernt gerade die Versandabteilung kennen. "Dabei geht es beispielsweise um die Logistik: Werden die Teile per Kurier, Lkw, Schiff oder per Flugzeug transportiert? Immerhin liefern wir in 120 verschiedene Länder", erklärt die 22-Jährige. Je nachdem welche Abteilung gerade durchlaufen wird, ist mehr oder weniger technisches Verständnis gefragt. "Im Qualitäts-Bereich lernen wir etwa, wie Teile entwickelt oder repariert werden. Einkauf und Vertrieb sind dagegen vor allem kaufmännisch ausgerichtet. Gerade im Vertrieb sind zudem Fremdsprachen gefragt", erzählt sie.

Zeynep ist im zweiten Ausbildungsjahr. Auf das Rahlstedter Unternehmen wurde sie bei der "Einstieg. Messe für Ausbildung und Studium" aufmerksam. "Dort ergaben sich auf Anhieb interessante Gespräche, das hat mir gleich gut gefallen." Dabei war es keineswegs ein besonderes Interesse für Autos, das Zeynep gerade an diesen Messestand geführt hatte. "Ich bin zweisprachig aufgewachsen, mit Deutsch und Türkisch. Das wollte ich auch beruflich nutzen. Also habe ich nach einem Unternehmen gesucht, das im Außenhandel und speziell auch in der Türkei tätig ist."

Ihre Sprachkenntnisse bescherten ihr denn auch schon im ersten Ausbildungsjahr eine Geschäftsreise in die Türkei. Auf der Messe "Automechanika Istanbul" stand sie in vorderster Front. "Nicht alle Besucher beherrschten Englisch und so war ich oft der erste Ansprechpartner."

Tatsächlich übernehmen die Auszubildenden bei der Wulf Gaertner Autoparts AG schnell verantwortungsvolle Aufgaben, "wenn sie es wollen und können", betont Personalleiterin Marita Schwartze. Was potenzielle Auszubildende können und was nicht, versucht sie vor allem in persönlichen Gesprächen herauszufinden. "Dabei geht es mir besonders um die Persönlichkeit und das Potenzial der Bewerber, gute Noten sind nicht alles. Wenn aber die Ansätze stimmen, können wir während der Ausbildung an etwaigen Schwächen arbeiten und die Stärken weiter ausbauen."

Die Atmosphäre ihres Bewerbungsgesprächs empfand Auszubildende Nele Jörs als sehr angenehm. "Es war ein ganz entspanntes Gespräch über meinen Lebenslauf und meine Erwartungen. Auch der Wechsel ins Englische ging ganz natürlich vor sich, gar nicht verkrampft." Nun stehen zwar Fremdsprachen-Kenntnisse stets auf der Wunschliste der Wulf Gaertner Autoparts AG, einen Teil des Bewerbungsgesprächs in Englisch zu führen ist aber nicht selbstverständlich, sondern hängt vom angestrebten Beruf ab.

Nele hat sich mit "Betriebswirtin im Außenhandel" für eine sogenannte "doppelt qualifizierende Erstausbildung" - also zwei Abschlüsse in drei Jahren (Groß- und Außenhandelskauffrau und Betriebswirt im Außenhandel) - entschieden. Das Englische war für sie ebenfalls kein Problem, da sie nach dem Abitur für ein halbes Jahr in Shanghai gelebt hat. "Ich interessiere mich für fremde Länder und Kulturen. Darum wollte ich gern einen Beruf ergreifen, in dem ich reisen kann und in dem interkulturelle Aspekte eine Rolle spielen. In Shanghai konnte ich in die asiatische Kultur eintauchen und gleichzeitig mein Englisch verbessern", erzählt die 22-Jährige.

Nele ist inzwischen in ihrem dritten Ausbildungsjahr und durchläuft zurzeit die Abteilung "Vertrieb Fernost". Die geregelten Arbeitszeiten der kaufmännischen Ausbildung erleichtern ihr das doppelte Lernpensum. Auf dem Stundenplan in der Berufsschule für Außenhandel stehen bei ihr neben Englisch, Spanisch, Recht und Rechnungswesen die Fächer BWL, VWL und Handelsbetriebslehre. "Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen sollte man schon mitbringen", rät sie.

Vielseitig interessiert sollte auch sein, wer sich wie Nele für den Wettbewerb "Hamburgs Azubi des Jahres" bewirbt, bei dem sie es im vergangenen Jahr immerhin unter die letzten zehn schaffte. Im Grunde sucht die Jury nach Kandidaten, die ihren angestrebten Beruf mit so viel Leidenschaft vorstellen, dass der Gedanke an "Berufung" aufkommt. Diese unter Beweis zu stellen, dazu haben die Azubis vor allem bei ihrer Runde auf dem "heißen Stuhl" Gelegenheit. Zudem gehören diverse Tests und ein Kurz-Interview mit einem Stargast zum Wettbewerb. Auf Nele wartete die Band Queensberry, die ihr sogar ein kurzes Ständchen gab.

Auch zu ihren Zielen wurde sie befragt. Ihre Antwort: "In 20 Jahren sehe ich mich in einem schicken Sportwagen." Was die Marke betrifft, schwankt sie allerdings noch: "Audi R 8 oder Maserati." Zeynep hätte lieber "einen BMW 6er Coupé". Die Ausbildung hat bei ihr also doch noch das Interesse an Autos geweckt.