Turboausbildung zur Visagistin in sechs Monaten

In sechs Monaten gleichzeitig zur Kosmetikerin und Visagistin - bei einer Präsenzzeit von zwei Tagen die Woche. Irgendwie kam Roberta das Bildungsangebot der Arbeitsagentur spanisch vor. Für die gebürtige Italienerin hatte die Turboausbildung dennoch ihr Gutes: "Ich merkte, dass ich viel mehr Lust auf die Visagistin hatte." Und wohl auch das entsprechende Händchen. Jedenfalls finanzierte die Agentur die Spezialisierung. An der "Hair & Make-up Company hmc" wurde Roberta zur "Make-up Artistin" ausgebildet.

"Da musste erst einmal eine Menge Theorie über das Schminken gelernt werden. Dazu kamen Übungen an Modellen, die wir mitbringen mussten", erzählt Roberta, die dennoch zwischen Schule und echter Praxis unterscheidet. "Das wahre Leben läuft anders ab." Roberta lernte eine Visagistin kennen, die für mehrere Werbeagenturen arbeitet und die Berufseinsteigerin einfach mal mitnahm. "Da habe ich mir eine Menge abgeschaut und zunächst kleinere Aufgaben übernommen."

Als Roberta dann ihren ersten eigenen Auftrag über einen Fotografen an Land zog und mit ihrem Schminkkoffer zum Shooting reiste, musste sie früh aufstehen: "Das ging schon um acht Uhr los und dauerte den ganzen Tag." Vor allem brauchte sie Kontaktstärke, eine sichere Hand und viel Flexibilität: hier ein Dekolleté nachpudern, da eine kleine Narbe wegzaubern oder eine Frisur hochstecken. "Eine Ausbildung zum Friseur hilft auf jeden Fall."

Zumal es keine geregelten Ausbildungswege gibt und die Bandbreite der Privatschulen sehr groß ist. Von einem undurchsichtigen Markt, spricht hmc-Ausbilderin Brigitte Ratzke und rät, sich eine Schule vor Ort anzusehen: "Es gibt auch Anbieter, bei denen die Schulungen im Wohnzimmer stattfinden." Diese springen auf den Visagistik-Zug, weil es auch viele junge Frauen gibt, die, wenn sie schon nicht Germany's next Topmodel werden, wenigstens in die Branche einsteigen wollen. "Visagisten gibt's wie Sand am Meer." Das sagt Brigitte Ratzke auch ihren Kursteilnehmerinnen und warnt gleichzeitig: "Nur wer belastbar, offen und kreativ ist, schafft den Einstieg."

Der ist kein Zuckerschlecken, bestätigt Roberta: "Wenn man sich bei Fotografen oder Visagistin um ein Praktikum bewirbt, bekommt man oft noch nicht einmal eine Antwort." Wer aber bereit ist, an sich zu arbeiten und auch mal bei einer Modenschau kostenlos mitzuwirken, hat die besten Karten: "Du brauchst gute Arbeitsproben. Das Diplom will keiner sehen."