Tipps für einen erfolgreichen Jobstart gibt Fin Mohaupt jungen Menschen. Er ist Leiter der Ausbildungsberatung bei der Handelskammer

Was ist beim Vorstellungsgespräch zu beachten, wie gehe ich mit Problemen im Lebenslauf um, und wobei können Eltern unterstützen? Das Abendblatt fragte Ausbildungsexperten Fin Mohaupt von der Handelskammer.

Hamburger Abendblatt:

Herr Mohaupt, wie sieht die Situation für Jugendliche auf dem Ausbildungsmarkt derzeit aus?

Fin Mohaupt:

Die Chancen für junge Menschen waren seit der Wiedervereinigung noch nie so gut wie heute. Wir haben aktuell noch rund 200 unbesetzte Lehrstellen. Vor allem in den Branchen Gastronomie, Hotellerie und IT werden Azubis gesucht. Das bedeutet, junge Menschen stehen zwar bei der Ausbildungsplatzsuche vor den gleichen Problemen wie früher, sich für einen Beruf entscheiden zu müssen, aber die Chancen sind besser. Denn die Betriebe suchen händeringend gute Bewerber. Wie sehr, das macht die starke Beteiligung an unserer Lehrstellenbörse am 20. und 21. September deutlich, an der erstmals 148 Aussteller teilnehmen. Hinzu kommt, dass die Bewerberzahlen aus den neuen Bundesländern zurückgegangen sind. Früher lag die Gesamtzahl der auswärtigen Azubis immer bei über 50 Prozent, heute bei 45.

Kürzlich war zu lesen, dass 2000 offenen Lehrstellen rund 2000 Suchende gegenüberstehen. Weshalb finden beide Seiten nicht zueinander?

Mohaupt:

Dazu ein Beispiel. Wir hatten in der Nachmeldeaktion einen 18-jährigen Bewerber, der Bürokaufmann werden wollte und keinen Ausbildungsplatz fand. Er hatte die Schule abgebrochen und somit nur Fachabitur. Das eigentliche Problem waren seine 120 Fehlstunden. Erst auf Nachfrage nannte der junge Mann Liebeskummer als Grund. Nicht etwa Alkohol- oder Drogensucht. Es ist wichtig, in einem Vorstellungsgespräch zu Brüchen im Lebenslauf zu stehen und sie auch zu erläutern.

Wie detailliert sollte ein Bewerber diese Lücken begründen?

Mohaupt:

Er könnte sachlich und kurz darauf hinweisen, sagen, dass er Probleme hatte, diese aber nun überwunden sind. Jeder Personalverantwortliche wird dafür Verständnis haben, dass man in Jugendjahren auch mal Unsinn gemacht hat, wahrscheinlich sogar aus seiner eigenen Erinnerung. Außerdem spricht das für ein selbstbewusstes Umgehen mit Krisen.

Woran scheitern Bewerbungsgespräche?

Mohaupt:

Etwa ein Drittel der Bewerber passt nicht zum Anforderungsprofil. Einige sind sogar darunter, die ungepflegt, mit fettigen Haaren und schmutzigen Fingernägeln, zum Vorstellungsgespräch erscheinen. Manche haben eine Fünf in Deutsch und Mathe. Es gibt allerdings auch das andere Extrem, Kandidaten, die sich und ihre Fähigkeiten überschätzen. Die eine Bewerbungsmappe aus feinstem Rindsleder vorlegen. Und darin liegen dann nur ein Zeugnis und der Lebenslauf. Eine normale Mappe hätte da völlig gereicht.

Welche Rolle spielen die Eltern?

Mohaupt:

Sie sind unendlich wichtig, was die Motivation ihrer Kinder betrifft. Ich wünsche jedem Jugendlichen, dass seine Eltern ihn zum Vorstellungsgespräch begleiten und innerlich mitfiebern - aber bitte vor der Tür. Der Auszubildende muss die Lehre schließlich auch allein durchstehen. Eltern sollten sich bei der Berufswahl ihrer Kinder mit Ratschlägen unbedingt zurückhalten. Sie haben ihre Sicht auf die Berufsbilder, die manchmal 20 Jahre alt ist, und kennen sicher nicht die mehr als 300 möglichen Ausbildungsberufe.

Worin kann ihr Beitrag bestehen?

Mohaupt:

Im Motivieren, das darf gern energisch und drängend sein. Sie sollten kritischer Partner ihres Kindes sein, Dinge hinterfragen, Interesse zeigen und sie begleiten.

Wie können Bewerber mit schwachen schulischen Leistungen erfolgreich sein?

Mohaupt:

Da bietet die Einstiegsqualifizierung (EQ) gute Möglichkeiten. Hier werden Schüler mit Problemen im Elternhaus oder auch sehr junge Menschen langsam auf das Berufsleben vorbereitet. In dem sechs- bis zwölfmonatigen, bei den Kammern eingetragenen und von der Arbeitsagentur finanzierten Praktikum können sie zeigen, dass sie mehr können und wollen, als ihre Zeugnisse vermuten lassen. Unterstützt werden sie dabei vom Verein "Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft", den Handels- und Handwerkskammer zusammen mit dem UV-Nord gegründet haben. Hamburg nimmt im Bereich EQ bundesweit einen Spitzenplatz ein.

Welche Beobachtungen machen Sie in den Hamburger Betrieben?

Mohaupt:

Die Firmen sind stärker als früher daran interessiert, ihre Azubis zu halten. Selbst, wenn Schwierigkeiten auftreten, in der Familie, durch Computer- oder Kaufsucht. Einige Ausbildungsleiter wenden sich dann an uns. Wir haben daher ein Serviceangebot mit einem Netzwerk entwickelt und vermitteln die Kontakte - beispielsweise zur Drogenambulanz am UKE. Die Unternehmen können sicher sein, dass sie durch ihr Engagement für ihren Azubi eine optimale Mitarbeiterbindung schaffen. Der auf diese Weise gut betreute Jugendliche wird seinem Ausbildungsbetrieb treu bleiben.