Wer Spaß am Konstruieren, Bauen, Formen und Gestalten hat, kommt als Bootsbauer nicht ins Schwimmen

Ob Kanu, Katamaran, Optimist, Oldtimer, Nutzboot oder Luxusyacht: Gebaut, gewartet und repariert werden die schwimmenden Wunderwerke von Bootsbauern. Auch Malte Ogger hat den Beruf, der als einer der ältesten Handwerksberufe gilt, gewählt. Er ist im dritten Ausbildungsjahr und einer von drei Auszubildenden, die im Yachthafen Harburg angeheuert haben. "Eigentlich wollte ich Tischler werden und mit Holz arbeiten", erzählt der 28-Jährige. "Doch nach einem Praktikum hier im Betrieb habe ich mich anders entschieden. Heute bin ich froh darüber."

Mit Holz hat der gebürtige Oldenburger auch als Bootsbauer viel zu tun. Bearbeiten und verarbeiten muss er allerdings auch Metall, Kunststoffe und verschiedene Verbundwerkstoffe - je nach dem Einsatz und den Anforderungen des jeweiligen Bootes. Da ist Rundumkönnen gefragt - nicht umsonst gilt der Bootsbau heute als eine Branche, in der Hightech-Spitzenleistungen und traditionelles Handwerk eng miteinander verknüpft sind. "Der Bootsbauer-Beruf ist der vielseitigste Handwerksberuf überhaupt, weil man mit so vielen verschiedenen Materialien arbeiten muss. Wer den Beruf ergreifen möchte, sollte daher möglichst ein handwerkliches Allroundtalent sein", sagt Bootsbau-Meister Hermann Friedemann, Inhaber des Yachthafens Harburg.

Während also beim Bau eines Hauses der Maurer die Mauerarbeiten übernimmt, der Tischler die Fenster einbaut und der Klempner die Wasserleitungen verlegt, müssen Bootsbauer fast alles selbst erledigen. So entwerfen und fertigen sie zum Beispiel den Rumpf und die Außenaufbauten, sie installieren die Technik, und sie übernehmen den Innenausbau. Der Einbau von Maschinen und Antriebsanlagen, die fachgerechte Montage von Rohrleitungen, Tankanlagen und Elektrokabeln, das Aufstellen von Riggs oder das Winterfestmachen von Booten gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. Der technische Standard ist dabei hoch, und das Ganze kann ganz schön aufwendig sein: Moderne Yachten können immerhin so hochwertig ausgestattet wie ein modernes Einfamilienhaus sein! Ob bei der Instandhaltung von Booten, bei Um- oder Ausbauten oder bei Reparaturarbeiten: Immer wird den Bootsbauern außer handwerklichem Können spezielles Fachwissen abverlangt. Das gilt auch für die Restaurierung von Oldtimern. Malte zum Beispiel kümmert sich seit einiger Zeit um eine alte, aber fahrtüchtige Zollbarkasse aus Stahl, die 1954 gebaut wurde. Diese hat Malte entsprechend ihrer ursprünglichen Form und Farbe mühsam wiederhergestellt.

Eintönige Fließbandarbeit ist für Malte bei seiner Arbeit auf der Werft ein Fremdwort. "In diesem Beruf lernt man nie aus, daher wird es auch nie langweilig. Denn mal ist Schleifen und Entrosten, mal Streichen oder das Anfertigen verschiedener Kleinteile angesagt", sagt er. Zum Einsatz kommen dabei zum Beispiel Stichsägen, Pinsel und Lacke, Schwing- oder Winkelschleifer. Am liebsten arbeitet Malte nach wie vor mit Holz, "weil das so ein vielseitiger Werkstoff ist". Und so ist es derzeit für ihn denkbar, dass er sich später einmal komplett auf Holzboote spezialisiert.

Bootsbauer haben übrigens sehr gute Berufsaussichten. "Das Beherrschen der Verarbeitung von Kunst- und anderen Werkstoffen macht sie auch für Industrie- und Handwerksunternehmen interessant. So finden Bootsbauer unter anderem im Windgeneratoren- und Flugzeugbau Arbeit, da dort ebenfalls viel mit Kunststoff gemacht wird", sagt Hermann Friedemann. Außerdem können Bootsbauer als Bootsleute auf großen Yachten mitfahren. Malte will nach der Ausbildung auf alle Fälle noch andere Bootsbau-Betriebe unter die Lupe nehmen. Außerdem möchte er reisen und die Welt kennenlernen: Das ist natürlich eine ganz besondere Option, die der Beruf mit sich bringt: Denn Boote, die neu gebaut, gewartet oder repariert werden müssen, gibt es rund um den Globus. Man denke nur an die großen Yachthäfen im Mittelmeerraum, wo Tausende Sport- und Nutzboote vor Anker liegen. "Zum Glück genießen deutsche Bootsbauer überall auf der Welt einen guten Ruf", weiß Malte. Bleibt ihm zu wünschen, dass einer seiner lang gehegten Träume eines Tages wahr wird: "Als Bootsbauer auf einem Großsegler mitzufahren, das wäre schon toll."