Am Gymnasium Altona können Schüler eine Berufsausbildung zur CTA parallel zum Abitur machen

Das Abi machen und parallel dazu noch eine Berufsausbildung zum Abschluss bringen - wie cool ist das denn? Das finden zumindest Nathalie und Jannis. Am Ende der neunten Klasse haben sie sich für einen CTA-Ausbildungsplatz am Gymnasium Altona beworben. CTA ist das Kürzel für "Chemisch-technische Assistenz" und eine rein schulische Ausbildung - im Unterschied zu den Chemielaboranten, die von der Industrie im dualen System ausgebildet werden. Auch bei den Chemisch-technischen Assistenten geht es um die Unterstützung von Wissenschaftlern und Technikern der Pharmazie, Chemie und Kunststoffindustrie. "Aber in der Praxis bevorzugt die Industrie die Lehrlinge, die sie selbst ausgebildet hat", weiß Jannis Schlicke. Dem ehemaligen Schüler vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Harburg ist das gleich: Er hat die CTA schon erfolgreich abgeschlossen und einen Studienplatz für Chemie an der Universität Hamburg in der Tasche: "Mit der Ausbildung kann ich Praxiserfahrung nachweisen."

Genau sind es fünf Semester Laborerfahrung - die einjährige Einführungszeit in der zehnten Klasse nicht gerechnet. "Das fünfte Semester brauchen wir noch für die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung und die Zusammenarbeit mit der G13", erklärt Joachim Reimer, CTA-Koordinator am Gymnasium Altona. Dort gibt es die CTA-Ausbildung seit mehr als 30 Jahren in Zusammenarbeit mit der staatlichen Gewerbeschule für Chemie: "Nur Berufsschulen dürfen Berufsabschlüsse vermitteln", erklärt der Gymnasiallehrer das Ausbildungsmodell. Aber der Abschluss ist nicht die größte Hürde - die liegt davor, wenn sich die Teilnehmer in ihrer Stammschule auf das Abitur vorbereiten und einmal, im vierten Semester sogar zweimal die Woche die gleiche Stundenzahl am Gymnasium Altona dranhängen. Offizielles Ende des Schulmarathons: 21.20 Uhr! "Die CTA-Ausbildung ist mit einem deutlichen Zeitaufwand verbunden", betont Joachim Reimer. Neben dem Unterricht vor allem in organischer, anorganischer und physikalischer Chemie müssen die Azubis auch noch Protokolle anfertigen und sich den Stoff aneignen. "Unser Angebot richtet sich an leistungsstarke Schüler." Jannis Schlicke sieht das locker, zeitlich sei das ganz okay, weil man sich den CTA auch als Grundkurs anrechnen lassen könne. Allerdings sei das auch nicht mal so nebenbei zu machen: "Man muss das wirklich wollen", so der Sprössling einer Chemikerfamilie.

Im Gegenzug erhalten die Azubis viel praktische Erfahrung in einem "hochmodernen Labor", wie Chemiker Reimer betont. Zunächst lernen sie in der zehnten Klasse die wichtigsten Laborgeräte kennen und bekommen ein Gefühl für den Zeitaufwand, den die Ausbildung mit sich bringt. "Das erste Jahr ist so eine Art Probejahr." Ob die Probe erfolgreich war, entscheiden allerdings nicht nur die Schüler: "Wir haben genau 28 Laborplätze. Sind es mehr Bewerber, müssen wir sieben." Das geht knallhart nach Leistung: Physik, Mathe, Chemie sowie die Note des ersten Ausbildungsjahres kommen auf den Prüfstand, um von bis zu 70 Schülern des ersten Lehrjahres noch 28 Azubis herauszufischen.

Für Nathalie Hertrich war der Übergang von der Vorstufe in die Studienstufe problemlos: "Wir waren insgesamt nur 25 Bewerber und alle sind übernommen worden." Die Abiturientin vom Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Poppenbüttel erklärt die geringe Bewerberzahl in ihrem Jahrgang mit der neu eingeführten Profiloberstufe: "Es gab viele Unsicherheiten, was auf uns zukommen würde. Nur die wenigsten wollten sich da eine Doppelbelastung zumuten." Nathalie selbst hatte von einem Schulfreund von der CTA-Ausbildung erfahren und war gleich Feuer und Flamme - ungeachtet der Doppelbelastung und zusätzlichen Wege. "Chemie blickt in das Innerste der Dinge; was hält die Atome zusammen, worauf ist die Welt aufgebaut. Das ist faszinierend." Daher weiß die 18-Jährige auch schon seit der neunten Klasse, dass sie einmal Chemie studieren will. Im Profilkurs konnte sie schon vorher punkten: "Ich verstehe die Reaktionsmechanismen und kann vorhersagen, wie ein Stoff reagiert." Was aber nicht bedeutet, dass es in der Ausbildung nichts mehr zum Staunen gibt: Bei einem ihrer letzten Versuche mit Kaliumpermanganat sah die Abiturientin das Labor in schönstem Knallpink. "Das macht schon auch Spaß."