Susanne Kultau und Jan Brockmann studierten TV-Producer und erhielten anschließend ein Stipendium

Abgesehen von zwei kleinen Ausnahmen - einmal wollte er Arzt werden, ein anderes Mal strebte er ins Cockpit eines Kampfjets - stand für Jan Brockmann schon immer fest: Er wollte Filme machen. Schon im Alter von 14 Jahren probierte er sich zu Hause mit der Videokamera aus. Erster ernsthafter Schritt: Nach dem Abitur machte er ein dreimonatiges Praktikum bei Studio Hamburg. Auf dem Gelände in Hamburg-Tonndorf befindet sich auch die medienakademie, die unter anderem die Studienrichtung TV-Producer anbietet. "Das war genau das, was ich suchte", sagt der 25-Jährige. "Ich wollte drehen, am liebsten sofort. Trotzdem war ich total überrascht, als wir an unserem ersten Studientag tatsächlich eine Kamera in die Hand bekamen."

Überrascht war er auch von der Anstrengung, die mit dem Drehen verbunden ist. "Da ist zum einen die schwere Ausrüstung, zum anderen der Zeitdruck. Die verschiedenen Aufgaben innerhalb eines bestimmten Zeitfensters erledigen zu müssen, war neu für mich. An meinen privaten Filmen hatte ich monatelang gearbeitet."

Susanne Kultau dagegen ging es gar nicht in erster Linie um das Produzieren als solches. "Ich muss nicht in der ersten Reihe kreativ sein, mein Talent liegt in der Organisation der Kreativen", sagt sie. Schon während der Schulzeit hatte sie Events, Filme und Konzerte organisiert und suchte nach einem praxisorientierten Studiengang im Medienumfeld. Das breit gefächerte Modulangebot der medienakademie gefiel ihr: "Im Theorieteil geht es etwa um Mediengeschichte, ebenso um journalistische Grundlagen, Medienbetriebswirtschaft und Kommunikationswissenschaften", sagt die 25-Jährige. In den praktischen Modulen folgen Kameraführung, Schnitt, Produktions- und Moderationstechnik. Vor allem aber gibt es zahlreiche Projekte, um das Gelernte in der Praxis auszutesten. "Das können Kurzfilme sein oder das große Crossmedia-Projekt, bei dem Medienprodukte für einen realen Kunden produziert werden", sagt Susanne, und Jan ergänzt: "Die Projekte sind extrem wichtig. Da ist Initiative gefragt. Wer es ernst meint mit dem Studium, der bemüht sich um Extraprojekte und sammelt Erfahrung. Denn später zählen weniger die Noten, später wird vor allem gefragt: Hast du Filme gedreht? Zeig mal."

Für Jan war schon früh klar: Er wollte sich selbstständig machen, am besten im Team. Susanne schien ihm mit ihrem organisatorischen Talent die ideale Ergänzung. Die aber hatte nach ihrem Studium eine Festanstellung als Produktionsassistentin ergattert und war skeptisch wegen des unternehmerischen Risikos. Die Studio-Hamburg-Nachwuchsinitiative "Haus der jungen Produzenten" sollte die Schicksalsentscheidung bringen. "Wir haben beschlossen, uns um ein Stipendium zu bewerben und, wenn es klappt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen", sagt Susanne. Ein Büro in der Trebitsch-Villa auf dem Studio-Hamburg-Gelände gehört zum anderthalbjährigen Stipendium, ebenso Zugang zu Produktionskapazitäten zu Sonderkonditionen und fachliche Beratung in vielerlei Hinsicht.

Tatsächlich überzeugten Susanne und Jan die zehnköpfige Jury mit ihrem Konzept mit dem Titel "Saubere Filme". Sie wollten innovative Werbefilme für das Internet produzieren. Ob es der Businessplan war, den sie in einem echten Waschmittelkarton überreichten, die filmische Präsentation oder die Schmutz anziehende Waschkugel, die jedes Jurymitglied überreicht bekam und mit der sie ihr Verständnis von viralem Marketing demonstrierten, wissen sie nicht. Im Ergebnis jedenfalls zogen die Jungfilmer in das "Haus der jungen Produzenten" ein.

Inzwischen können sie bereits eine ansehnliche Kundenliste vorweisen, haben beispielsweise für die Finanzbehörde oder das Cocktail-Unternehmen Shatlers's Socialmedia-Kampagnen produziert und können von ihren Honoraren leben.

Allerdings steckt hinter dem Erfolg auch viel Arbeit. "Man muss sich an ein Leben in Projektphasen gewöhnen. In ruhigen Zeiten können wir die Sonne genießen, in den heißen Phasen hingegen ist eine 80-Stunden-Woche keine Seltenheit", sagt Susanne. "In unserer Branche ist Leidenschaft gefragt", bestätigt Jan. Außerdem seien Durchhaltevermögen, Team- und Anpassungsfähigkeit, Neugier und Kommunikationsfreude wichtig. Susanne rät künftigen Filmemachern zudem, sich ihre Lernbereitschaft zu bewahren. "Die Technik, das Internet, das Nutzerverhalten - all das entwickelt sich rasant weiter."