Angehender Industriemechaniker kam über ein Qualifizierungsprogramm zur Still GmbH

Wenn es um seine Ausbildungsstelle geht, fühlt sich Nikolaj Fass fast wie ein Lottogewinner. Der 23-Jährige macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker beim Hamburger Gabelstapler-Hersteller Still. Doch bis es so weit war, musste er einige Hürden nehmen.

Nikolaj, der 1994 im Alter von sechs Jahren ohne Deutschkenntnisse mit seiner Familie aus Tadschikistan kam, besuchte die Haupt- und anschließend die Handelsschule. Sein Talent für handwerkliche Arbeit mit Metall hat er erst spät erkannt. "Nach der Schule habe ich bei einer Zeitarbeitsfirma gejobbt und mich in verschiedenen Branchen ausprobiert. Unter anderem beim Sichern von Fahrzeugen auf Autozügen", sagt er. "Dort war ich sogar Teamleiter und hatte Personalverantwortung. Ich hab viel gelernt."

Dennoch war ihm schnell klar, dass diese Arbeit keine Perspektive hatte: "Eine Ausbildung muss sein, denn sonst kommt man nicht richtig weiter. Deshalb habe ich mich bei der Agentur für Arbeit gemeldet und darauf gedrängt, eine Ausbildung machen zu können." Über diesen Weg kam Nikolaj ins Qualifizierungsprogramm Nordchance. Die vom Branchenverband Nordmetall initiierte und vom Bildungsträger Serco umgesetzte Maßnahme hat das Ziel, Jugendliche mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt einen Ausbildungsplatz zu vermitteln.

"Still stellt für die Nordchance Praktikumsplätze. So können die Jugendlichen den Betrieb kennenlernen und Interesse entwickeln", sagt Jörg Milla, Ausbildungsleiter bei der Still GmbH. "Über die vier Wochen in der Ausbildungswerkstatt erleben wir die Jugendlichen häufig ganz anders als bei einem Vorstellungsgespräch." So sei das auch bei Nikolaj gewesen. Wegen schlechter Noten und Fehlzeiten hätte er sonst kaum eine Chance gehabt.

Jörg Milla sagt, dass Jugendliche nach der Hauptschule häufig in falsch gewählte Überbrückungsmaßnahmen gingen. "Mit 15 ist man oft überfordert, die Weichen richtig zu stellen. Sind die Jugendlichen dann demotiviert, verlieren auch mögliche Ausbildungsbetriebe das Interesse." Das Nordchance-Programm vermittele Grundlagen fürs Berufsleben wie Pünktlichkeit und gute Umgangsformen und biete zugleich Erfolgserlebnisse während der Praktika.

Mittlerweile hat Nikolaj ein gutes Jahr der dreieinhalb Jahre dauernden Ausbildung hinter sich - und das mit vollem Erfolg. Auf dem Tisch vor ihm steht das sogenannte Handhabungsgerät, eine Klemmvorrichtung, die jeder angehende Industriemechaniker im ersten Lehrjahr baut und an der er alle Grundtechniken der Metallbearbeitung lernen kann: Drehen, Fräsen, Feilen, Anreißen und Bohren zum Beispiel. All das ist für den angehenden Industriemechaniker mittlerweile schon fast Routine.

"Auch in der Berufsschule bringt es Spaß", sagt Nikolaj. "Es geht viel um technisches Zeichnen, räumliches Denken und Mathematik." Was er in der Schule lerne, könne er direkt in der Praxis umsetzen. "Früher habe ich den Sinn vieler Formeln nicht verstanden", sagt er. Heute sei das anders. Und er weiß, wie wichtig es ist, sie richtig anzuwenden: "Man darf sich nicht verrechnen. Anderenfalls produziert man Ausschuss - und das wird teuer."

Sind die Grundlagen gelegt, folgt im zweiten Teil der Ausbildung der Umgang mit den komplexen computergesteuerten Maschinen, etwa mit CNC-Fräsmaschinen. Aber auch Schweißen wird Nikolaj dann lernen. "Ich freue mich schon auf die Arbeit mit Computern. Das sind wieder ganz andere Denkweisen."

Der lange Weg zum Ausbildungsplatz hat sich für Nikolaj schon jetzt gelohnt. Und es gebe Perspektiven, sagt Ausbildungsleiter Milla, denn Still bilde maßgeblich für den Eigenbedarf aus. Für den Auszubildenden ist das ein zusätzlicher Ansporn. Nikolaj Fass sagt: "Da kommen noch viele Herausforderungen auf mich zu. Aber eines ist sicher: Es wird bestimmt niemals langweilig hier."