Diese Frage haben Jugendliche der Jungen Akademie Neu Allermöhe und der Jungen Akademie für Zukunftsfragen verschiedensten Menschen gestellt. Und bisher mehr als 150 Statements und Fotos erhalten. Die Ergebnisse zeigen: Glaube hat viele Gesichter. Jörg Hermann, Leiter der Evangelischen Akademie, ordnet die Aussagen theologisch ein

"Ich glaube an ein Leben nach dem Tod."

Ole Rehmeyer, 24, Krankenpfleger

Antwort Jörg Hermann: Ole glaubt an ein Leben nach dem Tod. Interessant, dass ein 24-jähriger so antwortet. Der Tod ist ja für ihn selbst, hoffentlich, noch weit weg. Aber vielleicht ist es seine Erfahrung als Krankenpfleger, die ihm dieses Thema näher bringt als anderen jungen Erwachsenen seines Alters. Das ist gut so, denn zu oft wird der Tod verdrängt. Er ist ja auch eine massive Kränkung und in der ersten Lebenshälfte zumeist unvorstellbar weit weg. Wenn wir leben und uns gut fühlen, scheint es das Selbstverständlichste, dass wir da sind. An Wegsein ist nicht zu denken. Das Bewusstsein der Endlichkeit kann dazu beitragen, dass wir mit unserer Lebenszeit sorgfältiger umgehen, dass wir sie mehr zu schätzen wissen. Denn wir haben auf dieser Erde eben doch nur dieses eine Leben. Was danach kommt, ist ungewiss.

Christen glauben, wie Ole, dass mit dem Tod nicht einfach alles aus ist. Sie glauben vielmehr, so heißt es im Glaubensbekenntnis, an "die Auferstehung der Toten und das ewige Leben". Wie dieses ewige Leben genau aussehen wird, weiß niemand. Mir reicht es im Augenblick, die Worte des Paulus zu meditieren: "Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn." Im Vertrauen auf diese Liebe kann kommen, was will. Die Andeutungen, die ich dem letzten Buch der Bibel entnehme, sind in jedem Fall tröstlich. "Und Gott", heißt es dort, "wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."

"Ich glaube daran, dass jeder etwas ganz Besonderes ist."

Mara Dzukowski, 14, Schülerin

Antwort Jörg Herrmann: "Dass jeder etwas ganz Besonderes ist", heißt für mich zunächst: Jeder Mensch ist etwas Besonderes und darum auch besonders wertvoll. Es gibt keine Menschenleben zweiter Klasse, alle sind erste Klasse. Das höre ich aus Maras Statement heraus und das findet im Übrigen auch der christliche Glaube. Denn für Gott ist jeder einzelne Mensch unendlich wertvoll, ob er arm oder reich ist, krank oder gesund, schwarz oder weiß, in Hamburg oder Antalya geboren. Von allen gilt: Gott liebt alle auf die gleich Weise, so wie Eltern ihre unterschiedlichen Kinder mit der gleichen Kraft lieben. Und wie (normalerweise) bei den Eltern brauchen auch wir die Gottesliebe nicht durch Leistungen zu erwerben, wir sind gewollt und anerkannt. Ich weiß, im wirklichen Leben ist es oft nicht so. Da gibt es Riesenunterschiede zwischen einem Schwarzen, der ein Flüchtlingsboot nach Lampedusa besteigt und einem Weißen, der die Frühmaschine von Hamburg nach London nimmt. Christen können sich damit aber nicht zufrieden geben, denn Gott will es anders. Er will, dass die Gleichheit vor ihm Realität wird und dass wir dazu beitragen.

Die zweite Botschaft, die Maras Aussage enthält, lautet: Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar. Wir sind Unikate. Das gilt auch für unsere Persönlichkeit und unsere Lebensgeschichte. Dabei ist unsere Besonderheit Gabe und Aufgabe zugleich. Und Gott will, dass wir unsere Talente, die er uns gegeben hat, nutzen. Machen wir etwas daraus. Die anderen werden sich freuen. Denn das, was wir einbringen können, mit einer Fähigkeit, einer Geste, ist etwas, was nur wir und sonst niemand so sagen oder tun kann.