Bei den massiven Holzmöbeln ist die Zeit des ökologisch biederen Designs vorbei. Viele Entwürfe wirken sehr filigran

Die Natur erobert sich den Möbelmarkt zurück - mit Massivholzmöbeln. Helle Eiche steht besonders hoch im Kurs. "Die Wohnung soll der Seele gut tun", hat der Trendbericht der Möbelmesse imm cologne Anfang des Jahres festgestellt. Gutes Material, Qualität und Nachhaltigkeit seien Aspekte, die Kunden beim Möbelkauf zunehmend im Auge behielten, und so sei eine steigende Nachfrage nach Massivholzmöbeln zu verzeichnen.

Das ist nicht überraschend. Holzmöbel, speziell in Voll- oder Massivholzausführung, schaffen heimelige Atmosphäre und geben das Gefühl, nicht nur gesund zu wohnen, sondern auch dank des nachwachsenden Rohstoffs im Einklang mit der Natur gekauft zu haben. Ein Spezialist für Massivholzmöbel mit ökologischem Anspruch ist die Firma Zeitraum aus dem oberbayerischen Wolfratshausen (erhältlich in Hamburg bei Bett und Raum und Lizard Living). "Unsere in Deutschland gefertigten Möbel sind umweltschonend verarbeitet, und zur Versiegelung werden biologische Öle oder Bienenwachsbalsame per Hand aufgerieben und einmassiert", sagt Designerin Nana Gröner von Zeitraum.

Gröner selbst, das Duo "Formstelle" oder Catharina Lorenz sorgen für eine raffinierte Optik der Vollholzmöbel. Denn die Zeiten, in denen ökologisch orientierte Möbel eher bieder anmuten, sind längst vorüber. So gibt die Beinstellung des Morph-Stuhls (ab 405 Euro) dem zierlich anmutenden Sitzmöbel eine ganz besondere Haltung: Als hätte er ein Stand- und ein Spielbein, was für Leichtigkeit und Dynamik zugleich sorgt. Ähnlich pfiffig im Design ist der Tisch Twist (ab 2000 Euro). "Dank der fein modulierten Beine, die fast ein wenig wie Kufen wirken, sieht man in das Holz hinein und erkennt die schöne Maserung. Dadurch wirkt das Möbel aus jedem Blickwinkel ein bisschen anders", sagt Gröner.

Maßgeblich für die Wirkung des Möbels ist die Holzart: Eher dunkel in amerikanischem Nussbaum, leicht rötlich in Kirsche und entsprechend dem Trend wirkt der Tisch in Eiche heller. "Das Eichenholz wird nicht gebeizt, sondern so behandelt, dass es seinen natürlichen hellen Farbton beibehält und damit eine kühle, fast skandinavische Wirkung erzielt", erklärt Gröner.

Allerdings lassen Voll- oder Massivholzmöbel die Designer irgendwann an ihre Grenzen stoßen, wenn es um den Entwurf besonders filigraner Möbel geht. Gröner griff deshalb für ihr Regal Code 4, für das sie sich von der Architektur Le Corbusiers inspirieren ließ, auf eine innovative Sandwichtechnik mit einem furnierten Holzfaserwerkstoff MDF zurück, die bei dünner Materialstärke eine hohe Stabilität gewährleistet. "So konnte ich eine ausgeprägte Leichtigkeit erzielen", erklärt sie.

Zur Wahl stehen Möbeldesignern somit MDF-Platten, die zur Erzeugung einer schönen Holzoptik furniert werden (auf die Trägerplatte wird eine dünne Holzschicht geleimt) und Vollholz, bei dem das Möbel aus einem gewachsenen Baumstamm gearbeitet wird. Außerdem wird Massivholz verarbeitet. Dabei handelt es sich um aufgetrenntes und neu zusammengefügtes Vollholz, um beispielsweise zu vermeiden, dass sich das Möbel im Laufe der Zeit verzieht.

Die Naturmerkmale des Holzes lassen im Grunde alle Voll- und Massivholzmöbel zu Unikaten werden. Wer sich jedoch sein ganz und gar individuelles Möbel bauen lassen möchte, ist bei Nils Grimm richtig, der seinen Showroom "Werkstatt für feine Räume" im Obergeschoss des Levantehauses hat. Ein Schreibtisch mit viel Stauraum aber möglichst leichter Optik? Grimm schlägt gerade Linien vor, "puristisch und dem Bauhaus-Stil angelehnt, das ist momentan sehr gefragt".

Labtop-Arbeitern rät er, das Gerät "nach getaner Arbeit einfach in einem doppelten Boden verschwinden zu lassen". Schnell fliegt dazu seine Hand über das Papier und zeichnet den versteckten Stauraum in das zuvor skizzierte Möbel ein. "Natürlich inklusive Kabelaussparung und Netzwerkleiste hinter der Klappe und am besten mit einfachem Druckbeschlag."

Aus Vollholz und immer gut für die besondere Note im Wohnraum sind auch Antiquitäten. Ob Klassiker wie Bücherregale, Stühle, Tische oder Sekretäre aus Mahagoni, die handwerkliche Fertigung zeigt sich durch Zapfen, Zinken, Nut und Feder. Manche Stücke lassen sich drehen oder klappen wie der ausgefallene Spieltisch, bei dem sich vier Segmente ausklappen lassen und in der Mitte einen mit grünem Filz ausgeschlagenen Bereich freigeben (ab 1900 Euro). "Diese Möbel sorgen für ein ganz besonderes Flair", sagt Mirko Lüschen von Kai Wiechmann.

Der Preis für die alten Stücke richtet sich in der Regel nach Größe und Zustand des Möbels. So finden sich Schreibtische in einer Preisspanne von knapp 2000 bis 6000 Euro. Besonders gefragt sei dabei die klassische dreiteilige Variante mit links und rechts je einem Schubcontainer und weiteren Schüben unter der Querplatte in der auch die klassische Lederschreibplatte eingelassen ist. "Die Dreiteiligkeit stammt noch aus der Kolonialzeit, als die Menschen relativ häufig umziehen mussten. Und statt ein schweres stämmiges Möbel bewegen zu müssen, wurde gleich praktisch in einzelnen Teilen gebaut", erzählt Lüschen. Quasi eine frühe Form des Modulbausystems.