Arzt missverstanden? Keine Lust, abzunehmen? Ein Fall für die Gesundheitsexperten

Hamburg. Der Patient sollte eigentlich abnehmen, aber der Kuchen sieht so lecker aus? Oder der Arzt hat ihm zu mehr Bewegung geraten? Alles gut, wenn nur der kleine Schweinehund nicht wäre, der immer Richtung Sofa schielt. Für Mitglieder der Techniker Krankenkasse (TK) gibt es jetzt eine Lösung: Sie können die sachkundige Begleitung eines sogenannten Patientencoachs in Anspruch nehmen, der sie bei der Umsetzung ihres Vorhabens bestärkt und unterstützt.

"Der Patientencoach hat ein offenes Ohr für die Fragen, die viele Menschen zu ihrer Gesundheit haben", sagt John Hufert, Pressereferent der Techniker Krankenkasse in Hamburg. "Wer bereits einen Herzinfarkt hinter sich hat oder als Diabetiker Gewicht abnehmen soll, weiß oft nicht, wie er sich richtig verhält." Da kann ein Patientencoach genau der richtige Ansprechpartner sein. So wie Gabriele Miller. Die gelernte Krankenschwester hat eine interne Ausbildung der TK zum Patientencoach gemacht und gibt nun "Hilfe zur Selbsthilfe", wie sie es nennt. "Die Beratung erfolgt am Telefon", sagt sie. "Wir verabreden uns alle zwei bis drei Wochen zu einem Gespräch, das in der Regel zwischen 20 und 40 Minuten dauert."

Zunächst müssen sich Coach und Patient kennenlernen und eine Beziehung aufbauen, in der gesundheitliche Probleme besprochen werden können. "Es geht zunächst um die Fakten: Welche Untersuchungsergebnisse gibt es? Was hat der Arzt gesagt? Im Laufe der ersten Gespräche zeigt sich dann, welches Thema für den Patienten besonders wichtig ist und wo er oder sie Unterstützung haben möchte", sagt Miller.

Insbesondere Menschen mit chronischen Krankheiten fühlen sich von ihrem Arzt oft nicht ausreichend informiert und mit ihren Problemen nicht richtig verstanden. Dem Patientencoach können sie von ihren Unsicherheiten erzählen. Er erklärt, wie die Medikamente richtig eingenommen werden müssen und was sich hinter dem Kauderwelsch des Arztes verbirgt. Er weiß, welche Lebensmittel fürs Abnehmen besonders gut geeignet sind.

Er motiviert, wenn jemand etwa die Lust am Walking verliert. Ein Gesundheitsbegleiter, der ganz für einen da ist - und das über viele Monate hinweg. Im Durchschnitt dauert die Begleitung durch einen Patientencoach etwa sechs bis zwölf Monate, wie Gabriele Miller sagt. Und auch danach ist der Patient nicht völlig auf sich gestellt: Wenn die Zeit der Begleitung erfolgreich verlaufen ist und sich gesundheitliche Beschwerden gebessert haben, fragt der Patientencoach in regelmäßigen Abständen nach, ob das neue Gesundheitsverhalten Teil des Alltags geworden ist.

Die Patientencoachs der Techniker Krankenkasse stehen für Versicherte zur Verfügung, die an Herzinsuffizienz, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Bluthochdruck und Diabetes mellitus leiden. Als Teil eines großen Netzwerkes, in dem sich Gesundheitsexperten austauschen, können sie sich bei Problemen selbst fachlichen Rat holen.

An der Technischen Universität Berlin wurde jetzt eine erste Auswertung des Programms mit 12 500 anonymisierten Teilnehmern begonnen. "Ein erstes Ergebnis der Auswertung steht schon fest", sagt Hufert. "Allein die Anregung, ausreichend zu trinken, hat schon erstaunliche gesundheitliche Verbesserungen gebracht."