UKE-Vorstandsmitglied Joachim Prölß spricht über berufliche Perspektiven in der Branche

Hamburg. "Es gibt nur wenige Berufe, in denen man für seine Arbeit so viel Dankbarkeit zurückbekommt", sagt Joachim Prölß. Der 48-Jährige spricht über Krankenpfleger. Und er weiß, wovon er redet. Er selbst ist einer, wenngleich er seit einigen Jahren nicht mehr zu den Akteuren an vorderster Front zählt. Heute ist Prölß Direktor für Patienten- und Pflegemanagement am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). In dieser Funktion gehört er auch dem vierköpfigen Vorstand des Hauses an.

Prölß' Laufbahn ist der beste Beweis dafür, dass Berufe in der Pflege Perspektiven bieten - auch wenn eine Karriere wie seine in der Branche zwangsläufig selten ist: Am UKE beispielsweise arbeiten rund 2100 Krankenpflegerinnen und -pfleger, aber eben nur ein Pflegedirektor.

Es einmal so weit zu bringen, sei zunächst eigentlich gar nicht seine Intention gewesen, sagt Prölß. "Ich bin in diesen Beruf gegangen, weil ich mich sozial engagieren wollte." Das war Mitte der 80er-Jahre in seiner Heimatstadt Köln. Prölß hatte bereits ein Geologiestudium begonnen, als er, der in seiner Freizeit psychisch kranke Menschen betreute, erkannte: Er will helfen. "Da habe ich beschlossen, meine Berufung zum Beruf zu machen", sagt er. Zu diesem Zeitpunkt habe er noch gar nicht gewusst, welche Perspektiven der Beruf bietet und wie es eigentlich um die Verdienstmöglichkeiten bestellt ist. "Aber ich war rundum zufrieden", sagt Joachim Prölß, "ich war von der Ausbildung überzeugt, ich hatte das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben."

Sechs Jahre arbeitete Prölß als Pfleger, bildete sich in den Bereichen Intensivpflege und Anästhesie fort und wurde Stationsleiter. Doch bald verspürte er den Wunsch nach einer noch größeren Herausforderung. Arzt zu werden, habe er komischerweise nie in Erwägung gezogen. Aber er wollte mehr Verantwortung übernehmen.

Das war Anfang der 90er-Jahre, die Zeit, in der auch die ersten Studiengänge für Pflegemanagement angeboten wurden. Prölß begann zu studieren. Nach dem Abschluss wurde er zunächst Pflegedienstleiter in mehreren Kölner Krankenhäusern, 2007 dann Leitender Pflegedirektor der Kliniken der Stadt Köln. Ein Jahr später schloss er ein weiteres Studium in Gesundheits- und Sozialmanagement ab. Seit 1. März 2010 ist das UKE sein Arbeitgeber.

Joachim Prölß hat noch Kontakt zu vielen Kollegen aus den Anfangstagen seiner Laufbahn, zu Pflegerinnen und Pflegern, die nach wie vor auf Stationen arbeiten und die dabei hochzufrieden sind. Es sind Menschen, die täglich von dieser Dankbarkeit zehren, die sie immer wieder spüren.

Ihre Einkommen sind indes so üppig nicht. Ein Berufsanfänger bekommt nach abgeschlossener Ausbildung etwa 2100 Euro im Monat, mit Berufserfahrung können es 2800 Euro werden. Hinzu kommen Zuschläge, etwa für Nachtschichten, aber auch für den Einsatz auf der Intensivstation. Eine Stationsleitung bekommt bis zu 3900 Euro.

Über mangelndes Interesse am Pflegeberuf kann sich zumindest das UKE dennoch nicht beklagen. Alle jährlich 140 Ausbildungsplätze können besetzt werden. 80 Prozent der Bewerber (nur 15 Prozent sind Männer) haben Abitur. Der Beruf habe auf lange Sicht Zukunft, sagt der Pflegedirektor, der Bedarf in der Pflege werde in den kommenden Jahren eher noch steigen.

Zum kommenden Herbstsemester beginnt am UKE erstmals ein Duales Studium in Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Joachim Prölß: "Die Absolventen haben dann eine abgeschlossene Berufsausbildung und einen Bachelor in der Tasche."