Vor 100 Jahren wurde der Alte Elbtunnel eingeweiht. Eine Schau erinnert daran

"Seine einem Mausoleum nicht unähnliche Gestalt ist wohl geeignet, beim Besucher, der den Zweck nicht ahnt, ein Grübeln über dessen Bestimmung zu wecken", schrieb mit leisem Spott eine Architekturzeitschrift über den im September 1911 eröffneten St.-Pauli-Elbtunnel. Der Tunnel, der aus zwei 426,5 Meter langen Röhren besteht, die die St. Pauli-Landungsbrücken mit dem jenseits der Norderelbe gelegenen Werftstandort Steinwerder verbinden, war zur Erbauungszeit eine bewunderte Sensation. Heute ist er ein technisches Denkmal und eine Touristenattraktion. Anlässlich seines 100. Jubiläums zeigt das Museum der Arbeit die Schau "Tunnel. Hamburg und seine Unterwelt".

Mit originalen Plänen, Modellen und historischen Fotos werden die Baugeschichte und das Bauverfahren des Alten Elbtunnels erläutert. Das Thema ist weiter gefasst, denn es geht auch um andere Hamburger Tunnelbauwerke und deren Entstehungsbedingungen. "Es begann mit der Kanalisation. Später wurden zum Beispiel der Schellfischtunnel in Altona, die U-Bahn-Tunnel und die beiden Elbtunnel errichtet, in teilweise sehr innovativen Bauverfahren, die wir in der Ausstellung dokumentieren", sagt Ausstellungskurator Jürgen Bönig.

Jeder Tunnelbau bedeutete bei den schwierigen Hamburger Bodenverfassungen eine technische Herausforderung und zugleich eine Gefährdung für die daran beteiligten Arbeiter. Um das Eindringen von Wasser zu verhindern, wurde mittels Druckluft Überdruck erzeugt. Für die unter Tage arbeitenden Menschen bestand daher die Gefahr, der Taucherkrankheit zum Opfer zu fallen. Dass insgesamt nur drei Menschen ums Leben kamen, ist dem für damalige Verhältnisse systematisch betriebenen Arbeitsschutz zu verdanken. Nachdem sich zunächst ein Arzt des Hafenkrankenhauses als unfähig erwiesen hatte, ließen die Auftraggeber das Ärzteehepaar Bornstein die Baustelle überwachen. Penibel achteten die Bornsteins darauf, dass die Arbeiter langsam ausgeschleust wurden - retteten ihnen damit Gesundheit und Leben und schufen die Grundlagen für die Druckluftmedizin. Dass die dabei gewonnen Arbeitsergebnisse lange ignoriert wurden, lag vermutlich an der jüdischen Herkunft von Adele und Arthur Bornstein.

"Bis in die 1980er-Jahre baute man in Hamburg Tunnel unter Druckluftbedingungen. Erst nachdem Tunnelbohrer wie die T.R.U.D.E. (tief runter unter die Elbe) bei der vierten Elbtunnel-Röhre zur Verfügung standen, mussten die Arbeiter nicht mehr extremen Belastungen ausgesetzt werden", sagt Jürgen Bönig, der die Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt seines Ausstellungskonzepts gerückt hat. Die T.R.U.D.E. steht seit Jahren als technisches Denkmal auf dem Museumsgelände

Tunnel. Hamburg und seine Unterwelt Sonderausstellung zum 100-jährigen Jubiläum des St.-Pauli-Elbtunnels 9.9.2011 bis 18.3.2012, Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, Mo 13.00-21.00, Di-So 10.00-17.00, Sa 10.00-18.00