Das Helms-Museum begibt sich auf eine Spurensuche in die eiszeitliche Vergangenheit

Wer den Klimawandel verstehen will, muss einen Blick in die Vergangenheit werfen, in der Kalt- und Warmzeiten sich periodisch abwechselten. Heute leben wir in einer Warmphase. Die letzte Kaltzeit bildete die jüngste Phase des Eiszeitalters, das vor etwa zwei Millionen Jahren begann und vor 12 000 Jahren endete. Auf Gletscherlandschaften und baumfreie Tundren folgten Eichenmischwälder und krautreiche Grassteppen. In den Kaltzeiten sanken die Temperaturen weltweit um etwa 5 Grad, örtlich auch um 10 bis 12 Grad.

Das Ende der Eiszeit ist eine der spannendsten Epochen der Erdgeschichte. Denn mit diesem Erdzeitalter ist eng die Entwicklung des Menschen verknüpft. In Norddeutschland bedeckten bis zu 3000 Meter hohe Gletscher die Landmasse, bevölkert von großwüchsigen Herdentieren. Die Sonderausstellung im Helms-Museum "Eiszeit in Hamburg - Tiere und Jäger der Steinzeit" beleuchtet ihr Leben.

Die Tiere waren hervorragend an Klima und Vegetation angepasst

Mehr als zwanzig lebensechte Nachbildungen lassen die eiszeitliche Tierwelt Norddeutschlands wieder aufleben. Die Ausstellung spiegelt ihren natürlichen Lebensraum wider. Zu den Exponaten zählt ein vier Meter hohes Mammut mit seinem Jungtier. Solche Elefanten lebten damals auch auf hamburgischen Gebiet. Dies belegen Funde von erhaltenen Knochen, Stoßzähnen, Rippen sowie von Becken- und Schädelfragmenten, die aus der Elbe geborgen wurden.

Weitere Tiere sind zu bestaunen, Wollnashorn, Riesenhirsch, Höhlenbär, Wildpferd und viele weitere Arten. Die enorme Körpergröße, die im Verhältnis zur Statur recht kleinen Ohren und Extremitäten sowie das lange und dichte Fell zeigen, wie hervorragend die Tiere sich an Klima und Vegetation angepasst haben. "Mit der schnellen Wiedererwärmung der Erde vor etwa 12 000 Jahren drang der Wald mit seiner typischen Fauna vor und entzog den Kälte liebenden Tieren den Lebensraum. Viele Arten starben damals aus", erklärt Dr. Michael Merkel, Kurator der Ausstellung.

Den Tierrekonstruktionen zur Seite gestellt sind archäologische Fundstücke aus den museumseigenen Sammlungen. Sie zeugen von der Lebensweise der Menschen damals. Jagd- und Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Bedarfs gewähren Einblicke in den Überlebenskampf unserer Vorfahren. Geschnitzte Knochen, modellierter Ton oder bemalte Höhlenwände geben Zeugnis einer frühen Kultur. Ein Replikat der weltberühmten, 25 000 Jahre alten Venus von Willendorf ist ebenso in der Ausstellung zu sehen wie das Original einer Felszeichnung aus der legendären Höhle von Altamira in Spanien. Ergänzend zur Ausstellung empfiehlt sich ein Rundgang durch die Dauerausstellung des Archäologischen Museums, das gleich gegenüber liegt. Nachdem die Besucher eine Gletscherspalte, bestehend aus 25 000 Eiswürfelformen, passiert haben, können sie die Kulturgeschichte unserer Region von der eiszeitlichen Gletscherlandschaft bis zur Gegenwart weiterverfolgen. Die Besucher erwartet überdies ein Begleitprogramm für die ganze Familie mit Führungen und Kinderprogrammen.

Das neue museumspädagogische Konzept trägt die Handschrift von Yvonne Krause, die im August 2011 die Nachfolge von Dr. Rüdiger Articus angetreten hat. Sie hat auch das Programm für den Harburger Kulturtag am 29. Oktober gestaltet. Neben dem Helms-Museum richten 16 weitere Institutionen der südlichen Metropolregion diesen Tag gemeinsam aus.

Eiszeit in Hamburg - Tiere und Jäger der Steinzeit 30.9.2011 bis 26.2.2012, Helms-Museum Hamburg, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, T. 428 71 36 93, Di-So 10.00-17.00 Uhr, Führungen So 14.00 Uhr