Bei einer Mutter-Kind-Kur können Frauen neue Kraft schöpfen. Acht Fragen und Antworten dazu

Manchmal geht es einfach nicht mehr. Der Haushalt, die Kindererziehung, der Alltag, alles ist plötzlich zuviel. Zum Glück gibt es für überforderte Mütter Kuren, bei denen sie sich von ihrer Erschöpfung und den daraus resultierenden Beschwerden und Krankheiten erholen können. Regina Bauhof ist Kurberaterin bei der Caritas Hamburg GmbH. Sie hat zuvor 15 Jahre im "Caritas Westfalenhaus" am Timmendorfer Strand gearbeitet. Die Mutter-Kind-Klinik der Caritas Hamburg ist eine von 81 Einrichtungen, die vom Müttergenesungswerk anerkannt sind.

Die Kur-Beraterinnen helfen Müttern - und auch Vätern - dabei, die richtige Einrichtung zu finden. Solange eine Frau in der Familienverantwortung ist, kann sie eine Kur beantragen. Väter können übrigens auch eine Vater-Kind-Kur machen. Der Aufenthalt dauert in der Regel drei Wochen.

1. Wie kann ich eine Kur beantragen?

Regina Bauhof:

Die Frauen, die eine Kur beantragen wollen, rufen bei uns an. Wir schicken ihnen dann Attestformulare für den Arzt und einen Selbstauskunftsbogen zu.

Mit den ausgefüllten Formularen kommen die Frauen zu mir in ein Beratungsgespräch. Dann stelle ich den Antrag bei der Krankenkasse.

2. Was passiert bei der Beratung, geht das auch telefonisch?

Bauhof:

Die Caritas legt Wert auf persönliche Beratung. Ich erhalte so einen intensiveren Eindruck von der Patientin und kann ihre Lebenssituation besser beurteilen. Dadurch habe ich die Möglichkeit, die geeignete Klinik mit den entsprechenden Therapie-Schwerpunkten auszuwählen. Die persönliche und kostenlose Beratung und Begleitung nützt den Müttern aus meiner Erfahrung, da ich einen guten Kontakt zu den Krankenkassen pflege.

3. Welche unterschiedlichen Kuren gibt es für Mütter?

Bauhof:

Grundsätzlich werden Mutter-Kind-Kuren und Mütter-Kuren angeboten - ebenso gibt es Vater-Kind-Kuren. Bei den Mutter-Kind-Kuren werden Kinder, die behandlungsbedürftig sind, natürlich ebenfalls medizinisch betreut. Handelt es sich nur um ein Begleitkind, so kann es während der Therapiezeiten der Mutter in den Kindergruppen betreut werden. Die Mutter- und Mutter-Kind-Kliniken haben unterschiedliche Therapie-Schwerpunkte, wie beispielsweise Atemwegserkrankungen, Übergewicht, Haut- oder orthopädische Erkrankungen, psychosomatische Probleme. Die Häuser beraten bei Erziehung- und Ernährungsfragen, bieten Kurse zur Stressbewältigung,

4. Was unterscheidet kirchliche Einrichtungen von Kur-Kliniken anderer Organisationen?

Bauhof:

Die Kliniken haben kirchliche Angebote wie Gottesdienste und seelsorgerische Gespräche. Viele dieser Kurhäuser, wie auch unser Westfalenhaus, bieten Trauerbewältigung an. Das Angebot wird häufig von Frauen genutzt, die einen nahestehenden Angehörigen verloren haben - gerade auch nach einer langen und intensiven Pflegezeit. Die Fürsorge und Ansprache ist, denke ich, wärmer und herzlicher. Ich empfehle deswegen immer kirchliche Häuser.

5. Was passiert bei einer Mutter-Kind-Kur?

Bauhof:

Wenn die Frauen in der Einrichtung ankommen, werden sie medizinisch untersucht und sprechen mit einer Therapeutin. Danach wird festgelegt, ob eher körperliche oder seelische Probleme im Vordergrund stehen. Die Anwendungen wie Physiotherapie, Rückenschule, Bäder werden für die drei Wochen geplant. Einzel- und Gruppengespräche sind Bestandteil der Therapie.

Die Kinder werden von morgens bis nachmittags betreut, damit die Mütter sich während der Behandlungen ganz auf sich konzentrieren können - das ist sehr wichtig bei der Kur.

6. Was ist das Ziel der Kur?

Bauhof:

Die Frau schöpft neue Kraft. Durch die Behandlungen und den Gesprächen werden der Mutter neue Wege aufgezeigt, wie sie ihrer Erschöpfung im Alltag zuhause begegnen kann. Sie erlernt Strategien zur Stressbewältigung. Gut wäre auch, wenn sie danach bereit ist, etwas zu Hause zu verändern und weiter Schritte macht, wie eine Therapie, regelmäßig Sport oder Entspannungsübungen. Die Kur ist ja nur ein Einstieg, um einen Prozess in Gang zu setzen. Körperlich kann man in drei Wochen viel erreichen. Die Frauen sind meistens danach fitter.

7. Was sind die häufigsten Probleme, mit denen Mütter zu Ihnen kommen?

Bauhof:

Im Vordergrund stehen Frauen, die einen voll gepackten Alltag bewältigen müssen. Sie kommen aus allen Bevölkerungsschichten. Darunter sind auch viele alleinerziehende Frauen oder solche, die in Trennung leben. Etliche sind sehr jung, arbeitslos, haben keine Ausbildung und kommen mit ihrer Lebenssituation nicht zurecht, haben große Zukunftsängste, finanzielle Sorgen. Was massiv zugenommen hat, sind Frauen, die unter Depressionen leiden.

8. Wer bezahlt die Kur und muss ich dafür Urlaub nehmen?

Bauhof:

Die Krankenkasse bezahlt die Kur, bis auf einen Eigenanteil von 220 Euro, also zehn Euro pro Tag. Aber wer nur ein geringes Einkommen hat oder von Hartz IV lebt, kann sich fast vollkommen von dem Eigenanteil befreien lassen. Die Fahrtkosten werden übernommen. Urlaub muss man dafür nicht nehmen, der Aufenthalt wird wie eine Krankschreibung behandelt.

Die Hamburger Caritas-Beratungsstelle im Internet: www.caritas-hamburg-gmbh.de . Tel: 280 140 87 und www.kag-muettergenesung.de , Hotline: 0180 140 0 140.

Die Sprechzeiten der Evangelischen Mütter-Kur-Beratung in Hamburg mit vier regionalen Kurberatungsstellen (Hamburg-Mitte, -West, -Ost und -Süd) unter www.muettergenesung-hamburg.de oder Tel. 040-519000-945.