mit Propst Johann Hinrich Claussen. Der hat nur einen Wunsch im Sommer: Abgrillen jetzt!

Wenn ich im Sommer durch Hamburgs Grünflächen laufe, durchzuckt mich - besonders am Wochenende - regelmäßig ein autoritärer Impuls. Dann mochte ich ein Verbot ergehen lassen an alle Welt und ein Übel abstellen für alle Zeit. Dann möchte ich den Zauber des Verbietens ganz auskosten. Jetzt gebe ich diesem Impuls einmal nach, prüfe die Macht des Wortes und erkläre folgendes:

"Hiermit erkläre ich die Grill-Saison für beendet. Grillen ist schlecht. Grillen ist lästig. Es produziert unangenehme Gerüche und Unmengen an hässlichem Müll. Man könnte sich all die aufwendigen und teuren Umweltschutzmaßnahmen wie Feinstaubfilter, Abgasuntersuchungen und Katalysatoren schenken, wenn man bloß das flächendeckende Sommergrillen sein ließe. Man könnte sich und anderen das ganze Gerede um Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung ersparen, wenn man einfach auf diese Nahrungszubereitung verzichtete. Ach ja, und nicht zu vergessen, Grillen macht dick. Also, alles hört auf mein Kommando, wenn ich rufe: Abgrillen jetzt!"

Natürlich, natürlich weiß ich, dass es manchmal und in Maßen genossen schmackhaft und gemeinschaftsfördernd ist zu grillen. Aber dass der hypermoderne Großstadtmensch, der sonst den ganzen Tag topavanciert mit seinem Smartphone hantiert und mit seinem Kopf schon in der iCloud schwebt, immer noch wie automatisch auf das archaische Muster "Sonne - draußen - tote Tiere brutzeln" reagiert, ist irgendwie unwürdig.

Grillen ist zudem gar nicht nötig. Man könnte im Sommer auch einfach einmal nur so im Freien sitzen. Dazu sollte man sich ein Vorbild beim lieben Gott selbst nehmen. Was nämlich tat dieser am siebten Tag im Paradies, nachdem er Himmel und Erde geschaffen hatte? Ging er zur Tankstelle um die Ecke, um sich einen Einweggrill, eine Palette Bier und einen Haufen billiger Würstchen zu holen? Nein, all das tat er nicht, sondern er tat gar nichts, schaute nur still umher und sagte: "Es ist alles sehr gut."

Damit alles gut bleibt, müssen wir verzichten. Sonst hilft auch die schärfste Energiewende nichts. Verzichten geht am besten dann, wenn man einsieht: Weniger Konsum bereitet mehr und höheren Lebensgenuss.