Vom Chefarzt bis zum Vertreter - unterschiedlicher könnten die HSV-Fans kaum sein

Hamburg. An ihr "erstes Mal" kann sich Anna Stöcken noch ganz genau erinnern. Am 14. September 1999 besuchte die damals elfjährige Anna erstmals das Volksparkstadion beim Freundschaftsspiel des HSV gegen Trabzonspor. "Die Stimmung war unglaublich. Ich weiß noch ganz genau, dass Roy Präger das einzige Tor des Tages schoss", erinnert sich Anna, für die es Liebe auf den ersten Blick war.

Zwölf Jahre sind seitdem vergangen. Aus dem Volksparkstadion wurde die AOL-Arena, anschließend die Nordbank-Arena und schließlich die Imtech-Arena. Nur Anna Stöckens Liebe zum HSV änderte sich nie. Seit ihrer Volljährigkeit investiert die Lehramtsstudentin jede freie Minute in ihren Lieblingsklub, besucht als "Alles-Fahrerin" nahezu alle nationalen und internationalen Spiele des HSV und ist sogar bei den Trainingslagern vor Ort. "Besonders als Mädchen muss ich immer wieder erklären, warum ich Fußball lieber mag als Shoppen", sagt die Stellingerin, die seit 2007 aktives Supporters-Mitglied ist. Unter den 71 607 Gleichgesinnten, die im Supporters-Klub organisiert sind, kann man die Frage genauso wenig verstehen wie Anna. Die Liebe zum HSV ist selbstverständlich. Mittlerweile hat der HSV sogar ein eigenes Reisebüro. 170 Anhänger haben beispielsweise in diesem Sommer eine HSV-Reise zum Trainingslager ins Zillertal gebucht - darunter neben Anna Stöcken auch "Eiche Nogly" und Bernd Ruhnke.

Im richtigen Leben heißt "Eiche Nogly" eigentlich Guido Voß, ist 44 Jahre alt und arbeitet als selbstständiger Handelsvertreter. Seinen HSV-Freunden ist Voß allerdings nur als "Eiche Nogly" bekannt. Unter diesem Pseudonym bloggt der Dauerkartenbesitzer täglich im Abendblatt-Blog "Matz ab". Echte Blog-Berühmtheit hat Voß vor anderthalb Jahren erlangt, als er noch vor allen anderen Hamburger Medien von Ruud van Nistelrooys Verpflichtung Wind bekam. Wie er davon erfuhr, will Voß nicht verraten: "Berufsgeheimnis." Um den sich anbahnenden Transfer nicht zu gefährden, hielt "Eiche Nogly" auf dringenden Wunsch der HSV-Verantwortlichen aber schon damals dicht und wurde später vom HSV mit einem original unterschriebenen Van-Nistelrooy-Trikot belohnt.

Bernd Ruhnke, 58, ist weder "Alles-Fahrer" noch "Matz-abber", aber mindestens genauso großer HSV-Fan wie Voß und Stöcken. Der Chefarzt am Klinikum Gütersloh für plastische Chirurgie lässt sich seine Liebe zum Verein pro Saison einen fünfstelligen Betrag kosten - alleine seine Dauerkarte für die Dannemann-Lounge kostet den Vereinspräsidenten des FC Gütersloh 3500 Euro im Jahr. "Das ist gut investiertes Geld", so Ruhnke, der kein Problem damit hat, als VIP-Fan bezeichnet zu werden. Im Gegensatz zu seinen jüngeren Mitstreitern ist "der Doc" schon seit 1961 HSV-Fan aus Leidenschaft. Infiziert wurde Ruhnke bei einem legendären 2:1 gegen Barcelona. Sein Fazit: "Für mich ist es eine Liebe fürs Leben."