Coach Oenning will länger als seine Vorgänger bleiben

Hamburg. Seinen ersten TV-Auftritt als HSV-Trainer hatte sich Michael Oenning irgendwie anders vorgestellt. Am 27. März dieses Jahres, eine Woche nach seiner Premiere beim 6:2-Sieg gegen den 1. FC Köln, war Oenning beim NDR-"Sportclub" zu Gast. Als "besondere Überraschung" hatten die Redakteure einen alten TV-Beitrag hervorgekramt: 1997 war der HSV-Trainer als "Mad aus Münster" Kandidat der ARD-Kuppelshow "Herzblatt". Gerne hätte Oenning diese "Jugendsünde" in den TV-Archiven verstauben lassen, nur der NDR wollte ihm den Gefallen nicht tun.

Oennings Sorge, zukünftig nur noch als "Herzblatt"-Trainer wahrgenommen zu werden, stellte sich im Nachhinein als unbegründet dar. Knapp vier Wochen später unterschrieb der 45-Jährige einen Vertrag als Cheftrainer bis 2013, vom "Herzblatt"-Trainer sprach zu diesem Zeitpunkt keiner mehr. "Den HSV zu trainieren ist ein Traum", sagte Oenning nach dem wichtigsten Autogramm seines Lebens.

In acht Jahren entließ HSV-Vorstand Bernd Hoffmann acht Cheftrainer

Dabei schreckte den Harvestehuder auch nicht ab, dass für seine Vorgänger der Traum oft zum Albtraum wurde. So verschliss Ex-HSV-Chef Bernd Hoffmann in seiner Amtszeit acht Trainer. Weder Kurt Jara (bis 2003) noch Klaus Toppmöller (bis 2004), Thomas Doll (bis 2007), Huub Stevens (bis 2008), Martin Jol (bis 2009), Bruno Labbadia (bis April 2010), Ricardo Moniz (bis Mai 2010) und auch Armin Veh (bis März 2011) blieben lange.

Die Zeit der Kurzzeittrainer soll beim HSV aber endgültig vorbei sein. Oenning überzeugte Neu-Sportchef Frank Arnesen und den Vorstand mit einer beeindruckenden Präsentation seiner theoretischen Ideen, die er nun ganz praktisch in die Tat umsetzen will. "Ich möchte mit meinem Team eine eigene Spielidee entwickeln", sagt Oenning, "wir wollen schnellen Fußball spielen, dabei mehr laufen als in der vergangenen Saison." Unterstützt wird er dabei von Assistent Frank Heinemann, Torwarttrainer Ronny Teuber, Athletiktrainer Markus Günther und Konditionstrainer Günter Kern.

Arnesen und Jarchow sind von Oennings Qualitäten überzeugt

"Ich habe in den letzten Monaten sehr intensiv mit Michael gesprochen. Da habe ich gemerkt: Er muss die Chance haben", hatte Arnesen die Entscheidung zugunsten Oennings begründet, für die sich zuvor schon seine Vorstandskollegen Carl-Edgar Jarchow und Joachim Hilke ausgesprochen hatten. "Ich wünsche mir Kontinuität auf der Position unseres wichtigsten Angestellten", sagte Jarchow.

Den bislang schmeichelhaftesten Vergleich bekam Oenning im Trainingslager im Zillertal von Kultmasseur Hermann Rieger zu hören. "Der pfeift auf den Fingern genau wie Ernst Happel", stellte Rieger fest, als er Oenning beim Training beobachtete. Zur Erinnerung: Happel war von 1981 bis 1987 sechs Jahre lang HSV-Trainer, holte zwei Meisterschaften sowie einen Europapokalsieg. Und glaubt man Rieger, kam kein HSV-Trainer Ernst so nah wie Oenning. Zumindest beim Pfeifen.