Nathalie wird Pflegeassistentin. Ein Test brachte sie auf die Berufsidee

"Ich wusste von Anfang an, dass ich etwas Soziales machen möchte", sagt Nathalie. An der 17-Jährigen, die am 1. August ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Pflegeassistentin im Senator-Neumann-Heim anfängt, fällt sofort ihre offene, frische und kontaktfreudige Art auf. Nathalie beschreibt sich selbst als sehr neugierig. "Ich interessiere mich sehr für Menschen und freue mich auf meine Ausbildung", sagt Nathalie. Ein wenig aufgeregt sei sie aber schon.

Nathalie ist in einer großen Familie mit vier jüngeren Geschwistern aufgewachsen, die vier, zehn, zwölf und 16 Jahre alt sind. Sie lernte früh, Verantwortung zu übernehmen. Dieser familiäre Hintergrund erklärt vielleicht Nathalies auffallend selbstständige und zielstrebige Art, die Andrea Kordes, Beraterin bei der Arbeitsstiftung Hamburg, bestätigt.

"Als Nathalie zu uns kam, war sie sehr sicher in ihren Berufsvorstellungen. Es ging deshalb vor allem darum, ihr durch ein überzeugendes Anschreiben und gute Bewerbungsunterlagen eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zu verschaffen", sagt Kordes. "Viele Pflegeeinrichtungen erwarten von Bewerbern einen Realschulabschluss oder Abitur." Hauptschüler hätten da eher schlechte Karten. Deshalb habe sie Nathalies Stärken und Talente mit ins Anschreiben aufgenommen - ebenso dass sie Schulsprecherin war und ihrer allein lebenden Großmutter hilft.

Mit 15 Jahren habe sie noch keinen konkreten Berufswunsch gehabt, sagt Nathalie. Erst die Beschäftigung mit dem Thema in der Schule und ein Test habe sie zu dann auf den Beruf der Pflegeassistentin gebracht. Hilfreich bei der Frage, welcher Beruf geeignet ist, sei die Seite berufenet.de. "Ein Test brachte das Ergebnis, dass ich mich für einen sozialen Beruf eigne. Und zur Architektin", sagt Nathalie. "Später möchte ich Altenpflegerin werden. Da ist die zweijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Pflegeassistentin eine gute Voraussetzung."

Bei ihrer Suche nach einer Lehrstelle sei sie vor allem von ihrem Lehrer Dietmar unterstützt worden. "Dietmar Kück ist nicht nur Lehrer, sondern auch Kumpel, Bruder, Papa. Wir nennen ihn deshalb auch Lehrerpapa", sagt Nathalie und lacht. "Er unterstützt uns nicht nur bei schulischen und beruflichen Themen, sondern hört sich auch unsere privaten Sorgen an. Wir können ihn Tag und Nacht anrufen. Wenn wir ihn nicht hätten, wären wir nicht so weit gekommen", ist sich Nathalie sicher. Denn außer ihr haben noch drei weitere Mitschüler einen Ausbildungsplatz, im Einzelhandel, in der Kfz-Branche und als zahnmedizinische Fachkraft.

Bevor Nathalie jedoch ihre Arbeit mit vollem Elan beginnt, genießt sie mit ihrer Klasse eine Woche in Italien, lässt es sich gut gehen und erkundet Venedig und Rimini.

Die junge Frau, der träge Menschen ein Gräuel sind, kann ihre Fähigkeiten gut einschätzen. Ihre Devise lautet: "Von nichts kommt nichts. Man muss schon für sich selbst kämpfen." Nathalie beschreibt sich als freundlich, zuverlässig und motiviert, wenn sie an etwas Neues herangehe. "Kein Bock gibt's bei mir nicht."

So hat Nathalie in mehreren Praktika Erfahrungen bei einem Hautarzt und auch im Einzelhandel gesammelt - auch freiwillig in den Ferien. Als die positive Antwort vom Senator-Neumann-Heim kam, habe sie dort gleich zur Probe gearbeitet. "Ich wurde quasi ins kalte Wasser geworfen und musste sofort jemanden waschen und kämmen."

Berührungsängste bei fremden Menschen habe sie nicht, sagt Nathalie. Auch der Schichtdienst kann sie nicht schrecken. Das Einzige, was sie stört, sei die manchmal seltsame Reaktion von Freunden, wenn sie über ihren Beruf spricht. "Die verstehen nicht, dass ich in die Pflege gehe. Ich sage dann, ich möchte den alten Menschen helfen und ihnen ihr Leben schön machen." Und dann fügt sie wie selbstverständlich hinzu: "Das hat den Vorteil, dass ich später meine Mutter pflegen kann, wenn sie im Alter bei mir wohnt."