Christina hat als Hotelfachfrau täglich mit Menschen aus der ganzen Welt zu tun

Christina nimmt Herausforderungen in ihrem Leben an. Sie hat schon mehrere mit Bravour gemeistert. Ihre schwierige Kindheit ebenso wie ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz. Am 1. August beginnt die 16-Jährige, die in Bad Oldesloe geboren wurde, mit ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau im Radisson Blu Hotel.

"In meinem Beruf habe ich viel mit Menschen zu tun und trage Verantwortung", sagt Christina. Sie freut sich auf den Job, und ihr gefällt auch die schicke Uniform. "Das wird aufregend. Ich bin dann richtig im Arbeitsleben."

Das klingt schlüssig und gradlinig, verrät indes nicht, wie steinig der Weg bis zum Ausbildungsvertrag zuweilen verlief. Denn Christina wuchs ohne ihren leiblichen Vater auf, der starb, als sie neun Monate alt war. Ihre Mutter, eine Thailänderin, heiratete, als Christina drei Jahre alt war, erneut und bekam drei Kinder. "Ich habe keine Unterstützung von meiner Mutter bekommen", sagt Christina. Sie berichtet von Problemen zu Hause, von ihrer Zeit in einer Jugendwohnung an der Feuerbergstraße, nachdem sich das Jugendamt eingeschaltet hatte. Sie war dort in einer Mädchengruppe mit zwölf Jahren die älteste. Die meisten anderen seien Flüchtlingskinder gewesen, viele aus Afghanistan. Derzeit wohnt Christina bei der Familie ihrer Freundin.

Auf die Idee, eine Berufslaufbahn im Hotel einzuschlagen, kam Christina durch Besuche in Thailand bei Verwandten. "Ich habe meiner Tante im Urlaub geholfen, die dort Apartments an Urlauber vermietet", sagt Christina. Und sie kann stolz auf sich sein. Das bestätigt auch ihr Berater Carsten Israel von der Arbeitsstiftung Hamburg. "Christina hat es mit ihrem Engagement geschafft, in sechs Wochen sogar zwei Zusagen von namhaften Hamburger Hotels zu bekommen. Sie hat bei ihren Bewerbungen überzeugt."

Zwar habe er die junge Frau bei den Anschreiben unterstützt und ihre Stärken konkretisiert. Aber sie sei bereits mit einem guten Bewerbungsfoto sowie mit klaren Vorstellungen über den Beruf gekommen. "Ihre Fremdsprachenkenntnisse kommen ihr zugute, denn Christina spricht fließend Thailändisch sowie Schul-Englisch und Spanisch", sagt Israel. In ihren Praktika habe sie zudem gezeigt, dass sie gut auf fremde Menschen zugehen kann, eine weitere wichtige Voraussetzung in dem Serviceberuf. Zuverlässigkeit und Freundlichkeit zählen ebenfalls zu ihren Stärken.

Israel beschreibt Christina in ihrem Bemühen um einen Ausbildungsplatz als zielstrebig und sehr aktiv. "Eine richtige Top-Kandidatin." Die sich zudem realistische Vorstellungen davon macht, was sie im Job erwartet. Denn Arbeit am Wochenende gehört ebenso dazu wie körperliche Belastungen. Als jedoch nach einem Vorstellungsgespräch zunächst ein Hotel absagte, war die Enttäuschung bei Christina groß. Israel: "Ich musste ihr gut zureden. Ihre Reaktion war erstaunlich. Sie ließ den Frust eine Nacht sacken und ging die Suche erneut beherzt an."

Ebenso gab Christina auf der dreiwöchigen Radtour mit ihren Mitschülern nach Paris im vergangenen Jahr nicht auf. Sie erzählt von steilen Straßen, Regen, Streit unter den Schülern, von unnötigen Umwegen und den Nächten im Schlafsack in Schulen, Kirchen oder Turnhallen. "Oft sagten wir uns, das schaffen wir nicht, jeden Tag bis zu 90 Kilometer fahren - mit dem ganzen Gepäck. Aber dann haben wir es doch gepackt." Diese Erfahrung hat Christina stärker gemacht.