Handel und Häfen - das sind zentrale Brennpunkte des Nachhaltigkeitsmanagements. Denn hier stehen zwei Fragen ganz oben: Unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen wurden ein gehandeltes Produkt und seine Bestandteile hergestellt, abgebaut oder geerntet? Und: Wie erreicht man für diese Fragen ein möglichst partnerschaftliches Bewusstsein entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also auch bei den Lieferanten der eigenen Lieferanten.

Beispiel Kanada: Vor 17 Jahren standen sich Umweltorganisationen und Forstindustrie in der westkanadischen Provinz British Columbia unversöhnlich gegenüber. Es wurde geschimpft und protestiert. Nutzer von Druckpapier aus kanadischem Zellstoff standen in der Kritik. Und als der Premier von British Columbia zur Erläuterung der Verhältnisse nach Hamburg reiste, wurde er von Greenpeace-Aktivisten bei einer "Flugblattaktion über den Wolken" schon im Flugzeug als der "Urwaldkiller auf Platz 1A" attackiert.

Um uns vor Ort ein eigenes Bild der Verhältnisse zu machen, reiste ich als Nachhaltigkeitsbeauftragter meines Unternehmens zusammen mit Wolfgang Fürstner, dem Geschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), umgehend an die kanadische Westküste, woher deutsche Hersteller von Zeitschriftenpapier einen Teil ihrer Zellulose-Rohstoffe beziehen. Wir wollten vor allem zuhören. Wir besuchten einen Familienforstbetrieb auf Vancouver Island. Wir trafen uns mit Umweltorganisationen und Vertretern der kanadischen Ureinwohner. Wir sprachen mit dem Umweltminister und Abgeordneten der Opposition. Wir diskutierten mit Managern großer Forstunternehmen und Zellstoffproduzenten. Wir ließen uns von einem Professor aus Vancouver die Besonderheiten der regionalen Forstökologie erläutern. Und wir gingen zu den Holzfällern in den imposanten Wäldern dieser großartigen Landschaft.

Es war der Beginn eines 15 Jahre dauernden Verhandlungsprozesses um das Gleichgewicht von Schutz und Nutzung der Wälder in British Columbia. Es ging und geht darum, die Anliegen der Waldarbeiter, der Bürgermeister entlegener Ortschaften, der Ureinwohner, der Umweltorganisationen, der Forst-, Zellstoff-, Papier- und Sägewerksunternehmen sowie der Provinzregierung unter einen Hut zu bringen.

2010 konnten sich Kanadas Forstindustrie und Umweltorganisationen zusätzlich auf eine gesamtkanadische Rahmenvereinbarung einigen - das Canadian Boreal Forest Agreement. Dabei geht es um den Schutz einer riesigen Waldfläche, zweimal so groß wie Deutschland und zugleich die weltweite größte unter Schutz stehende Fläche dieser Art. Allerdings müssen für die Umsetzung noch zahlreiche Einzelheiten ausgehandelt werden.

Erfolge und Misserfolge auf diesem Weg beschreibt ein Gespräch mit dem Leiter der Wald- und Meereskampagne von Greenpeace Deutschland, Oliver Salge. Es ist nachzulesen unter dem Titel "Innovation durch Konflikt" im Nachhaltigkeitsbericht der Axel Springer AG unter www.axelspringer.de/nachhaltigkeit .