“Wir benötigen Anpassungsstrategien für die Folgen des Klimawandels.“

Als ich im Jahr 2000 aus dem sonnigen Colorado nach Hamburg kam, war ich sofort vom Charme dieser Metropole beeindruckt: Hamburg ist eine sehr grüne Stadt, die an vielen Stellen von Wasser durchzogen ist. Als Klimaforscher war mir auch bewusst, dass die Hansestadt durch Atlantikstürme, starke und anhaltende Winde, gelegentliche Sturmfluten und möglicherweise auch durch einen künftigen Meeresanstieg gefährdet ist. Hamburg litt bereits mehrfach unter Extremwetterereignissen, hat sich aber hervorragend an Sturmfluten und andere Wetterepisoden angepasst.

Es ist deshalb vielleicht kein Zufall, dass gerade hier ein Klimaforschungszentrum von Weltrang entstanden ist - mit Spitzenforschern wie Klaus Hasselmann, Hartmut Graßl oder Mojib Latif. Durch die Nähe zu Nord- und Ostsee sowie die traditionell engen Beziehungen zu skandinavischen Forschungseinrichtungen und deren Arbeit im arktischen Eis ist Hamburg ein idealer Standort für das renommierte Max-Planck-Institut für Meteorologie, den interdisziplinären KlimaCampus sowie das Deutsche Klimarechenzentrum, das einen der weltweit größten Hochleistungsrechner betreibt. Seit Kurzem gibt es zudem das Climate Service Center (CSC), das die Gesellschaft sachlich und zuverlässig über neueste Erkenntnisse zum Klimawandel informiert.

Mit vielfältigen Aktivitäten im Klimabereich, von der Gebäudesanierung über Schulprojekte bis hin zur Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte, ist Hamburg inzwischen ein Vorbild für andere Metropolregionen. Hamburg reagiert damit aktiv auf eines der drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts, während in vielen anderen Kommunen noch über Maßnahmen diskutiert wird. Hervorzuheben ist dabei das Ziel der Stadt, die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren (mit der Hoffnung, bis 2050 sogar 80 Prozent einzusparen). Dazu muss die Stadt den jährlichen CO2-Ausstoß gegenüber dem Stand von 2006 um 5,5 Millionen Tonnen verringern.

Diese Zielvorgabe wird in einer Stadt mit solch einer vielfältigen Industrie und hohen Bevölkerungsdichte nicht leicht zu erreichen sein. Auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Stadt müssen langfristige und teure Entscheidungen getroffen werden, wie die Umwandlung der Stadt- und Hafeninfrastruktur, die Einführung energiesparender Konzepte für das Bau- und Transportwesen oder der Ausbau erneuerbarer Energien. Solche Veränderungen sind für die Bürger mit Mehrkosten verbunden, eröffnen aber gleichzeitig Start-up-Firmen und etablierten Unternehmen neue Chancen. Mit seinem Klimaschutzkonzept ist die Stadt auf dem besten Weg, sich als deutsche Klimahauptstadt zu etablieren.

Trotz des Potenzials zur Einsparung von Emissionen glauben viele Experten nicht, dass das ehrgeizige politische Ziel, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, erreicht werden kann. Die Entwicklung der Weltwirtschaft, insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern, sowie unzureichende Maßnahmen in einigen Industrieländern wie den USA deuten darauf hin, dass die globale Erwärmung stärker ausfallen wird, als von den Teilnehmern der letzten Weltklimakonferenz gefordert. Daher gilt es, nicht nur Klimaschutz zu betreiben, sondern wir müssen uns bereits heute auf die unausweichlichen Folgen des Klimawandels vorbereiten.

Wir benötigen Anpassungsstrategien, die in die mittelfristigen politischen Strategien integriert werden müssen. In Hamburg sollten deshalb folgende Fragen baldmöglichst geklärt werden: Wie soll sich die Metropole an den erwarteten Klimawandel anpassen? Was sollte getan werden, um ihre Anfälligkeit gegenüber Extremwetterereignissen zu verringern? Oder konkreter: Welche Folgen haben häufigere und intensivere Hitzewellen für die städtische Luftqualität?