Véronique Gens und das Freiburger Barockorchester zu Gast bei NDR Das Alte Werk

Hinterher ist man ja immer schlauer. Aber wer das französische Barock betrachtet, der kann nicht umhin zu sagen: Sie musste einfach kommen, die Revolution von 1789. Nie war so hemmungslose Prachtentfaltung, nie so viel Parfüm wie am Versailler Hof - und das nicht nur für die Nase (die es, wird kolportiert, freilich bitter nötig hatte). Man braucht nur einmal einen Abend lang Komponisten wie Jean-Baptiste Lully oder François Couperin zu lauschen, dann entsteht die raffinierte, im doppelten Sinne künstliche Welt von Menuettschritten und turmhohen gepuderten Perücken von selbst vor dem inneren Auge.

Unter dem Titel "Les Splendeurs du Baroque" holt die Reihe NDR Das Alte Werk am 2. Mai den klingenden Absolutismus gleichsam direkt in die Laeiszhalle. Das Programm schreitet hundert Jahre bewegter Musikgeschichte ab: Es spannt einen musikalischen Bogen von Lully, seines Zeichens Hofkompositeur des Sonnenkönigs Ludwig XIV., bis zu Jean-Philippe Rameau und Jean-Marie Leclair, die im 18. Jahrhundert wirkten.

Es hat einen Hauch von Ironie, dass sich ausgerechnet das Freiburger Barockorchester dieses Programm vorgenommen hat. Denn dieses Ensemble gehört zum Urgestein der historischen Aufführungspraxis in Deutschland. "Die Freiburger", wie sie in der Szene genannt werden, haben nicht nur dazu beigetragen, die Originalklangbewegung in die großen Konzertsäle zu tragen und ihr das Wollsockenimage abzustreifen. Wie andere Ensembles, die sich in den 80er-Jahren gründeten, verkörpern sie einen ehern demokratischen Anspruch. Der wirkt bis in die Proben hinein - was die Arbeit nicht immer einfach, aber ungemein fruchtbar macht. Denn man hört es, ob alle hinter dem stehen, was sie da spielen. Wenn sie gelingt, die Einigung. Und wenn nicht? "Dann legt der Konzertmeister fest, wie eine Stelle geht", sagt Gottfried von der Goltz, der das Konzert leiten wird.

Für die Arien und Kantaten haben sich die Musiker eine kongeniale Solistin ausgesucht: die französische Sopranistin Véronique Gens. Mit ihrem warmen, dunklen Timbre und ihrer Ausdrucksintensität gehört Gens zu den Sternen nicht nur der französischen Barockszene: Ihr Repertoire reicht über Mozart und Verdi bis zu Debussy, kürzlich hat sie als Eva in Wagners "Meistersingern" debütiert.

Wer weiß, vielleicht geben die Künstler ja etwas Romantisches zu. Zuzutrauen wäre es ihnen.

Les Splendeurs du Baroque 2.5., 20 Uhr, Laeiszhalle. Karten: T. 0180/178 79 80.

Außerdem: Sonderkonzert mit Jordi Savall 7.6., 20 Uhr, Bucerius-Kunst-Forum. Karten unter T. 360 99 60