Die unermüdlichen Jazzrocker von Chicago laden zu alten und jüngeren Hits an einem Sommerabend

Es zählt zu den Ungerechtigkeiten der Musikhistorie, dass die besten Bands ihre Hits immer mit den eher schwächeren Machwerken landen. Die US-Jazzrock-Band Chicago ist da keine Ausnahme. Ein Massenpublikum verzückte die Band mit den Schmuse- und Verzeih-mir-Balladen "If You Leave Me Now" (1976), "Hard To Say I'm Sorry" (1982) und "You're The Inspiration" (1984), gesungen von dem weizenblonden Tenor Peter Cetera. Wie alle Mitglieder der Combo aus ehemaligen Universitätskommilitonen war Cetera, der den Bass bediente, immer auch gleichzeitig Songwriter. Bis er 1985 zu einer erfolgreichen Solokarriere abhob.

Das ist für jede Band erst einmal ein großes Unglück, oft sogar das Ende, denn niemals wird sie so klingen wie vorher. Bei Chicago war das anders.Die Band macht weiter, und das seit 43 Jahren. Von der siebenköpfigen Ursprungsbesetzung von 1967 sind heute noch Keyboarder Robert Lamm, Trompeter Lee Loughnane, Posaunist James Pankow und Holzbläser Walter Parazaider dabei. Den Gesang übernimmt Gitarrist Keith Howland, Tris Imboden die Drums und Lou Pardini, nach dem Ausscheiden von Bill Champlin nach 28 Jahren, die Keyboards.

Chicago wird als die Band in Erinnerung bleiben, die ihre Alben erst römisch, später arabisch durchnummerierte. Musikalisch war Chicago eine der ersten Formationen, die ihrem typischen Rock-Grundraunen mit den Bläsern eine jazzige Klangfarbe hinzuaddierte. Wenn sie die ersten Takte von "Take Me Back To Chicago" anstimmt, weckt sie noch immer Sehnsucht nach den Weiten und scheinbaren Möglichkeiten urbaner amerikanischer Metropolen. Ihr urbaner Hit "25 Or 6 6 To 4" ist unkaputtbar und ein Feger auf jedem Festivalrasen. Breitbeinig, amerikanisch, und so glamourös wie schimmerndes Blech. Also, Picknickdecke bereithalten, wenn es heißt "Saturday In The Park".

Chicago 18.6., 19 Uhr, Stadtpark Freilichtbühne. Karten unter T. 30 30 98 98