Chick Corea, Stanley Clarke und Lenny White lassen mit “Return To Forever“ den Jazz-Rock wieder aufleben

Er ist ein Chamäleon unter den Jazz-Künstlern. Kaum einer hat in seinem künstlerischen Schaffen einen derartigen Stil-Spagat hingelegt wie der heute 69-jährige US-Pianist Chick Corea. Gemeinsam mit Miles Davis führte er dessen Alben "Bitches Brew" (1969) und "In a Silent Way" (1969) zu neuen improvisatorischen Höhen, die die Wende zum elektronisch geprägten Fusion Jazz markierten. Mit den "Childrens Songs" (1984) kreierte er wunderbar impressionistische Solo-Pianowerke. Ende der 80er-Jahre gründete er seine bis auf das Schlagzeug rein elektronisch angelegte Elektric Band.

Nun lädt der Mitbegründer des Jazzrock, flankiert von alten Weggefährten, mit seinem 2008 wieder belebten Projekt "Return To Forever" zu einer musikalischen Zeitreise in die 70er-Jahre. In eine Ära, als der Jazz sich vom Hard Bob und vom Free Jazz Ende der 50er-Jahre zum funkigen, von afroamerikanischen Grooves infiltrierten Jazz Fusion emanzipierte. Und in der Chick Corea wahlweise perlende Pianoläufe und von ekstatischen Stromstößen durchzuckte Keyboards beisteuerte.

1971 gründete Corea mit dem Bassisten Stanley Clarke, Saxofonist Joe Farrell, Drummer Airto Moreira und der Sängerin Flora Purim die Formation "Return To Forever". Später stieß Drummer Lenny White dazu. In diesem Line-Up schrieb Corea seinen bekanntesten Hit: "Spain". Er weist die typischen Fusion-Elemente auf: psychedelisch zerrissene Melodieläufe, verfremdete Piano- und Violinklänge, einen Freestyle-Bass und ein zum Soloinstrument emanzipiertes Schlagzeug. Von nun an herrschte ein gleichberechtigtes Wetteifern der Stimmen.

Mit der Wiederauflage von "Return to Forever" hat die Band auch gleich ein neues Album aufgelegt. Auf "Forever" unterziehen die Musiker Klassiker des eigenen Repertoires wie "No Mystery" oder "Senor Mouse", aber auch bekannte Jazzstandards wie "Waltz For Debby" oder Stanley Clarkes Komposition "La canción de Sophia" ihrem Fusionschliff.

Trotz der zum Teil neuen Namen ist die Rückkehr des Rückkehrprojekts definitiv eine Allstarband. Clarke zählt als Pionier seiner typischen Slaptechnik zu einem der größten Virtuosen auf den Saiten. Lenny White wirkte auf "Bitches Brew" mit. Der australische Gitarrist Frank Gambale ist Corea aus gemeinsamen Tagen in der Elektric Band verbunden. Er gilt als einer der weltbesten Künstler im Sweep Picking.

Der Letzte im Bunde ist der E-Violinist Jean Luc Ponty. Seit 1973 spielt er konsequent Fusion auf einer fünfsaitigen Violine oder einer sechssaitigen Violectra. Zudem benutzte er als einer der ersten ein Wah-Wah-Pedal und erzeugte so einen eigenwilligen, Synthesizer-ähnlichen Klang.

Es wird also kein Baden in Nostalgie, sondern ein Gipfel der Könner, die nichts Geringeres vorhaben, als ihren Sound in die Ewigkeit zu überführen.

Return To Forever 2.7., 19 Uhr, Stadtpark Freilichtbühne. Karten unter T. 30 30 98 98