in wenigen Tagen jährt sich zum 25. Mal das Reaktorunglück von Tschernobyl. An vielen Orten - vor allem vor Atomkraftwerken - werden Menschen der Opfer des Super-GAUs gedenken. An die Toten, Krebskranken und Deformierten, die davon Zeugnis geben, was die Folgen von Atomkraft sein können. Eine von Menschen verursachte Katastrophe, wie derzeit auch im japanischen Fukushima. Dadurch erhält der Jahrestag von Tschernobyl eine schrecklich aktuelle Brisanz. Auch 1986 sind Tausende gegen Atomkraft auf die Straße gegangen - doch ihr Protest hatte zu wenig Durchschlagkraft. Die große Lobby der Atomindustrie, wirtschaftsnahe Politiker und letztlich auch unsere Bequemlichkeit waren stärkere Gegner.

Dass sich endlich etwas ändern muss, mahnen zwei Kirchenoberen in dieser Ausgabe. Der amtierende Hamburger Bischof, Jürgen F. Bollmann, der seit Jahrzehnten in der kirchlichen Anti-Akw-Bewegung aktiv ist und Propst Johann Hinrich Claussen. Letzterer hofft, dass wir uns alle das Entsetzen und das Mitleid, das wir derzeit noch mit den Japanern empfinden, bewahren, statt allzu schnell wieder zu den alltäglichen Problemen zurückzukehren.

Der zweite Schwerpunkt dieser Ausgabe ist eine Reportage über eine Dementen-WG der Martha-Stiftung in Langenhorn. Unser Autor Volker ter Haseborg hat sehr eindrucksvoll beschrieben, wie sieben alte, demenzerkrankte Damen in dieser Gemeinschaft eine würdevolle, letzte Lebenszeit erleben. Sie werden individuell gepflegt und gefördert und haben so einen fast normalen Alltag. Es ist ein Projekt, dass auch Hamburger Sozialpolitiker als das Modell der Zukunft bezeichneten. Schade nur, dass sie nicht bereit sind, sich auch ausreichend an den Kosten dafür zu beteiligen. Derzeit streitet die Diakonie mit der Sozialbehörde darüber vor dem Schiedsgericht.

Dennoch: Frohe Ostern wünscht Ihnen

Ihre Sabine Tesche