Wissen interessiert jede Altersklasse, auch Kinder und Senioren sind fleißige Studenten. Die Universität macht ihnen spezielle Angebote wie Vorlesungen über naturwissenschaftliche Phänomene. Das heißt Lernen einmal ganz ohne Prüfungsstress

Von Membranbiophysik bis Skandinavistik, täglich eilen rund 39 000 Studenten von einer Vorlesung zur nächsten. Ihr durchschnittliches Alter liegt bei Mitte 20. Zu ihren Kommilitonen gehören aber auch der achtjährige Max und die 88-jährige Elisabeth, die an der Uni Hamburg ein und aus gehen. Die Uni ist ein Ort für Jung und Alt - der Campus nicht nur regulären Studenten vorbehalten.

Wie kommt das Gummi in die Gummibärchen? Einmal im Jahr öffnet die Kinder-Uni ihre Pforten, um diese und andere Fragen zu beantworten. "In einigen Hamburger Küchen brach nach dieser Vorlesung vermutlich das Chaos aus, weil die Kinder das Erlernte ausprobieren wollten", sagt Thomas Nöthen von der Körber-Stiftung, neben der Zeitschrift "Geolino" Kooperationspartner des Projekts. Die Themen sollen vor allem Spaß machen und altersgerecht sein, dazu achte man auf einen gewissen Anspruch der Inhalte. Ein Konzept, das gerne angenommen wird.

Wie entstand die Erde? Und woran glauben Buddhisten?

Im Durchschnitt nehmen an den insgesamt sechs Vorlesungen jeweils 800 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren teil. Im größten Hörsaal der Uni, dem Audimax, hören sie dann bei Vorträgen mit spannenden Themen und Fragen zu: Wie entstand die Erde? Woran glauben Buddhisten? Was ist ein Laser?

Besonders beliebt sind naturwissenschaftliche Themen, " weil sie greifbarer sind oder sich mit Tieren beschäftigen, das interessiert die Kinder", sagt Nöthen. Für die Professoren und Referenten der Universität Hamburg ist die Kinder-Uni eine besondere Herausforderung. Sie unterrichten täglich Erwachsene und tauschen ihr Fachwissen in einer speziellen Terminologie aus. "Kinder können mit dem Begriff 'Mikrometer' nichts anfangen. Zu den Vorträgen gehört auch immer ein wenig Show", sagt Thomas Nöthen. Er hilft den Dozenten bei der didaktischen Aufbereitung der Themen. So wird auch das eher abstrakte Thema: "Warum gab es Kolonien?" mithilfe von Schauspielern ansprechend umgesetzt. Während die Kinder den Vorträgen lauschen, sitzen die Eltern im Hörsaal nebenan und können dort die Vorlesung per Videoübertragung verfolgen.

Birgit Kruse, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Uni Hamburg, plant bereits das diesjährige Projekt: "Auch in diesem Jahr gibt es wieder spannende Referenten und Themen. Die nächste Kinder-Uni findet im Herbst 2011 statt."

Das Kontaktstudium für ältere Erwachsene im Unruhestand

Was den Kindern beruflich noch bevorsteht, haben andere Studierende der Universität bereits hinter sich. Im Kontaktstudium für ältere Erwachsene (KSE) liegt das Durchschnittsalter zwischen 60 und 70 Jahren. "Ein klassisches Beispiel ist der pensionierte Ingenieur, der sich endlich mit alter Geschichte beschäftigen kann", sagt Karin Pauls, als wissenschaftliche Mitarbeiterin zuständig für das KSE, "aber es gibt natürlich auch die Mutter, deren Kinder nun in die Schule gehen und die an ihr Studium anknüpfen möchte."

Die Teilnehmer können Vorlesungen aller Fakultäten besuchen, zusätzlich werden rund 50 Veranstaltungen eigens für das KSE angeboten. "Die Studierenden bringen sehr viel Wissen und Erfahrung mit", sagt Pauls. Anders als die Jüngeren interessieren sich die Älteren vor allem für die Geisteswissenschaften. Kunstgeschichte, Philosophie und Politikwissenschaften sind die beliebtesten Fächer. Noch etwas unterscheidet die älteren Studenten von ihren jungen Kommilitonen. "Sie lernen besonders akribisch und sind immer gut vorbereitet", sagt Karin Pauls. Natürlich hätten sie auch mehr Zeit und Muße, sich mit dem Lernstoff zu beschäftigen. Einen universitären Abschluss erlangen sie in der Regel nicht. Für die Teilnehmer stehen die Inhalte im Vordergrund. Sie freuen sich über Exkursionen ins italienische Kampanien im Fach Archäologie oder nach Babelsberg im Fach Filmgeschichte.

Walross Antje und Geburtstagsfeiern im Zoologischen Museum

Nicht jeder möchte gleich ein intensives Studium beginnen. Wer aber ein paar Stunden in die Welt der Naturwissenschaften investieren möchte, ist bei den sieben wissenschaftlichen Sammlungen und Museen der Uni Hamburg an der richtigen Adresse. Im zoologischen Museum trifft der Besucher bei freiem Eintritt nicht nur auf Präparate, Skelette und Modelle von Säugetieren, Vogelarten und Insekten aus aller Welt. Auch eine alte Bekannte ist hier: NDR-Walross Antje von Hagenbeck. Das Museum bietet darüber hinaus Führungen durch die Schausammlung, die dem Publikum Themen oder Tiergruppen näherbringt.

Die kleinen Nachwuchs-Wissenschaftler können hier auch ihren Geburtstag feiern. Anstelle von Topfschlagen und Schnitzeljagd begeben sich die Kinder auf eine Expedition ins Reich der Wale oder Dinosaurier. Für die Besucher ist das Museum in jedem Fall ein lohnender Aufenthalt zwischen Elch und Otter. Mancher Junior-Forscher legt hier womöglich den Grundstein zu einer akademischen Karriere.