Kurz vor dem Abschluss Philosophie-Student Michael weiß, wo er Informationen fürs Auslandssemester bekommt, wer den besten Kaffee macht und wo gute Filme laufen

Seminarbeginn im Morgengrauen? Darüber kann Michael momentan ganz gut schmunzeln. Der 33-Jährige hat bereits eine Ausbildung in der Tasche und einige Zeit als Fachinformatiker in Hamburg gearbeitet. Dann zog es ihn weg von Einsen und Nullen, hin zu Kant und Aristoteles, die zu seinen Lieblingsphilosophen zählen. Jetzt neigt sich sein Bachelorstudium in Philosophie dem Ende zu. Doch auch wenn er seinen Wecker nun etwas länger klingeln lassen kann, die letzten Hausarbeiten schreiben sich nicht von alleine - ganz zu schweigen von seiner Abschlussarbeit über Gedankenexperimente. Ebenso will der Auslandsaufenthalt im anschließenden Masterstudiengang noch gut geplant werden.

Michaels Uni-Tag beginnt zwar ganz ohne Seminar-Marathon, aber mit einer Tasse Kaffee. Ja, es gibt sie noch. Die Unbeirrbaren, die sich ihre Koffeindosis klassisch schwarz zuführen, allenfalls mit Zucker und etwas Milch. Aber ganz gleich, in welchem Aggregatzustand man das studentische Lebenselixier bevorzugt, das Café dell Arte ist immer ein sicherer Hafen. Unter dem großen Glasdach des Atriums im Flügelbau West sind die runden Caféhaustische bei jeder Wetterlage gut besetzt. Und da Studenten bekanntlich ebenso sparsam wie wählerisch sind, reicht das als Bestätigung eines ordentlichen Verhältnisses zwischen Preis und Leistung völlig aus.

So lassen sich die anstehenden Aufgaben mit vollem Elan angehen. Wer an der Universität Hamburg eine Frage hat, die weniger fachspezifischer als organisatorischer Natur ist, der findet seinen Ansprechpartner mit großer Wahrscheinlichkeit im Campus Center. "Das ist eine der wichtigsten Einrichtungen an der Uni - neben den Bibliotheken, dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) und natürlich den studentischen Cafés", sagt Michael. Das Campus Center ist der zentrale Service- und Informationspunkt der Universität und damit für die Betreuung vom Studieninteressenten bis zum Absolventen zuständig.

Ob Studienberatung, Probleme mit dem Semesterticket oder der Wunsch nach einem Auslandssemester, hier holen sich Erstsemester wie alte Hasen Rat und Hilfe. Besonders zum Semesterbeginn herrsche reges Treiben, erzählt Michael. "Da kann die Schlange schon mal bis ins Treppenhaus hinaus reichen." Doch im Großen und Ganzen sei die Organisation der verschiedenen Ansprechpartner im Campus Center gut gelungen. Für den Fall, dass es dennoch mal länger dauert, können sich die Studenten ihre Zeit im Internet vertreiben oder die Sofas in der großen Lounge-Ecke in Beschlag nehmen.

Nach dem Besuch im Campus Center weiß Michael nun auch, wo man ihm bei der Planung seines Auslandssemesters am besten weiterhelfen kann: im International House. Die Teamleiterin für den Bereich Auslandsstudium, Courtney Peltzer-Hönicke, versorgt den Philosophiestudenten dort mit allen nötigen Informationen.

Schließlich sehen Michaels Chancen nicht schlecht aus. Für sein Wunschziel, Russland, gibt es ein Direktaustauschprogramm mit der Universität in St. Petersburg. Russisch kann Michael bereits. Das ist nicht nur der Grund dafür, dass seine Wahl auf Russland fiel, sondern auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung, erklärt Frau Peltzer-Hönicke. Zudem werden die Plätze für das Russland-Programm nicht ganz so stark nachgefragt, wie bei den Top-Favoriten der Studenten. Diese wollen nämlich am liebsten in die Vereinigten Staaten, nach Australien und Mexiko. Einige Unterlagen und Belege muss Michael für seine Bewerbung noch zusammentragen, doch mit diesen Erfolg versprechenden Informationen und Info-Material unterm Arm geht es nun in Richtung Mittagspause.

Bei den ersten Frühlingstemperaturen sitzen die Studenten bereits an den Tischen vor der Mensa im Philosophenturm in der Sonne. Etwas getrübt werde der Blick aufs Essen allenfalls von den gestiegenen Preisen, sagt Michael. Er erklärt die Preissteigerung mit gestrichenen Zuschüssen des Studierendenwerks. "Die Qualität beim Essen stimmt aber." Auch die Auswahl an verschiedenen Gerichten - hier und in den anderen Mensen auf dem Campus - biete alles, was das Studentenherz begehrt: von klein bis groß, von Salat bis Döner und von Pasta bis Süßspeise.

Nach dem Essen fährt Michael in den zehnten Stock des Philo-Turms. Hier, hoch über den Dächern Hamburgs, residiert das Philosophische Seminar. Das kann nicht nur mit der obligatorischen Instituts-Bibliothek aufwarten, in der Michael heute noch an seinen Arbeiten feilen muss. Auch eines der Studenten-Cafés befindet sich hier oben: "Das ist sozusagen mein Wohnzimmer", meint Michael mit einem Augenzwinkern. Denn es ist nicht nur sein Wohnzimmer, sondern auch das der Fachschaft Philosophie, in der er sich engagiert und die das Philo-Café betreibt. Auf einem Tisch steht, ganz stilecht, ein Schachspiel. Denksport. Gewissermaßen das Markenzeichen der Philosophie. Doch sinnieren die angehenden Philosophen hier nicht nur über die Fragestellungen dieser Welt: jeden Donnerstag lädt das Café zur bunten Abendgestaltung ein.

Zehn Stockwerke tiefer, aber nur wenige Meter weiter gibt es noch eine Lokation, die Studenten am Donnerstagabend etwas zu bieten hat: das Audimax. Der größte Hörsaal der Universität bietet mit seinen 1600 Sitzplätzen aber nicht nur genügend Raum für den Ansturm auf Vorlesungen und andere Universitätsveranstaltungen. Mit der 200 Quadratmeter großen Bühne wird er auch für universitätsfremde Veranstaltungen vermietet, für Podiumsdiskussionen, Theater- oder Konzertevents. Am Donnerstagabend jedoch ist das Audimax fest in der Hand von Studenten. Denn sobald das Semester beginnt, flimmern über die Beamer, die sonst eintönige PowerPoint-Folien projizieren, Kino-Filme aller Genres und Epochen. Gezeigt wird, was unterhält.

Zum anstehenden Sommersemester versuchen nicht nur Lehrveranstaltungen die Studenten rund um den Campus in ihren Bann zu ziehen. Wenn dann der Abend in der Ponybar etwas länger wird, hilft am nächsten Morgen nur noch ein Kaffee - am besten schwarz.