Die ersten Studientage: Jurastudentin Elisabeth erklärt, warum die Mensa ein guter Treffpunkt ist, wo man günstig drucken kann und wer Studierende in Karrierefragen berät

Die Nacht war kurz, der Tag beginnt früh. Gegen 7 Uhr klingelt bereits der Wecker: Das ist er also, der viel zitierte Ernst des Lebens. Zumindest in den Ohren eines Erstsemesters. Elisabeth ist 20 Jahre alt und studiert Jura. Dass die Kurse so früh liegen, hat sicherlich auch etwas damit zu tun, "dass die jüngeren Semester noch leichter zu motivieren sind, morgens in die Vorlesung zu gehen", sagt sie. Aber auch Elisabeth, das Mädchen mit den langen, blonden Haaren und den blauen Augen ist motiviert. Dank morgendlicher Koffeinzufuhr im Unipark. Der Unipark ist ein beliebtes Café auf dem Campus und nicht nur Elisabeths erste Anlaufstelle. Auch wenn man sich einen ersten Blick über die Weltlage verschaffen möchte, ist man hier richtig - es liegen Tageszeitungen zum Blättern aus.

Aber der Unipark ist mehr als das. Er ist nicht nur für einen zwischenzeitlichen Imbiss gut, sondern zugleich sozialer Treffpunkt. "Man sieht nicht selten Professoren, die sich hier mit ihren Studenten treffen und bestimmte Themen vertiefen. Gewissermaßen ein Privatrepetitorium," sagt die angehende Juristin lächelnd. Ist man jedoch ehrlich, liegt der größte Vorteil des Uniparks in seiner unmittelbaren Nähe zum Rechtshaus.

Das Rechtshaus ist die juristische Fakultät der Uni Hamburg. "Hier finden die meisten meiner Seminare statt", sagt Elisabeth. Die großen Einführungsvorlesungen für die Erstsemester sind häufig im Jura-Hörsaal. Bei den Studenten auch kurz RHS-Hörsaal genannt. Das heiße lernen in Extremsituationen, sagt Elisabeth und erinnert sich an die ersten Veranstaltungen. Der Saal war komplett voll. Auf dem Boden sitzen musste zwar niemand, doch eng sei es schon gewesen. Vielleicht ein Grund mehr, den Wecker am nächsten Morgen nicht allzu lange zu ignorieren.

Nach den Seminaren ist der Kopf meist voll - und der Magen leer. Ein Besuch in der Mensa ist angesagt. "Die ist wirklich nicht schlecht", beurteilt Elisabeth entgegen dem Klischee. Alternativen gibt es rund um den Campus auch genug. Aber eine Uni-Mensa hat doch einen ganz eigenen Stil. Günstige Preise, angereichert mit einer Prise Geschmack und der besonderen Beilage: dem sozialen Kontakt. Man geht nicht nur in die Mensa, um zu essen, es geht auch um die Eitelkeit. Ein bisschen zumindest: sehen und gesehen werden. Oder, wie Elisabeth es etwas pragmatischer formuliert, einfach darum, Freunde zu treffen. "Mensa gehört halt dazu."

An der Universität verbindet sich Freundschaftspflege mit der praktischen Pflicht in fließenden Übergängen. Nach dem Mittag geht es entweder in weitere Seminare oder es wird der Stoff vor-, nach- oder aufbereitet. Elisabeth ist das wichtig, gerade in einem Fach wie Jura. Darum führt ihr Weg meist direkt in die Juristische Bibliothek. Wenn es Skripte gibt, also Material, das den Unterricht zusammenfasst, dann kann es auch schon mal zu einem Umweg über das Rechenzentrum kommen. Im RRZ-Center stehen den Studenten Internetfähige Rechner zur Verfügung. Zum Surfen, Recherchieren oder auch zum Schreiben von Texten in gängigen Office Programmen. Gerade wenn sich mal wieder der letzte Energydrink über die Tastatur verschüttet hat, ist das RRZ-Center der beste Anlaufpunkt, um Arbeiten doch noch irgendwie zu erledigen. Oder zumindest den Facebook-Account zu aktualisieren. Auch Elisabeth nutzt das RRZ. "Hier kann man sehr günstig drucken" - die Skripte für etwa fünf Cent pro Seite.

Aber das Drucken reicht nicht. Die Unterlagen müssen natürlich auch bearbeitet werden. Das funktioniert für Elisabeth am besten in der Jura-Bib. Zwischen unzähligen Gesetzesbüchern in die Texte vertieft, wiederholt sie dann den Stoff aus den Seminaren. Manchmal verschlägt es sie auch in die Stabi. Wenn mal wieder ein bestimmtes Buch nicht auffindbar ist, beispielsweise. Die Staatsbibliothek der Universität Hamburg hat es garantiert.

Es gibt wahrscheinlich keinen Ort, der für einen Studienanfänger abschreckender wirkt als die riesigen büchergefüllten Gänge - der Print gewordene Festwertspeicher der Wissensgesellschaft. Aber nicht das Wissen scheint abschreckend, vielmehr das komplizierte Verleihsystem, die nicht nachvollziehbare Archivierung und, und, und ... Oder? "Nee, so schlimm ist das wirklich nicht." Elisabeth ist der Stabi richtig begegnet. Mit einer Führung. Und die Fragen, die noch offen geblieben sind, beantworten die Service-Mitarbeiter freundlich und kompetent.

Heute allerdings, verschlägt es Elisabeth ins Career Center. Eine Einrichtung der Universität, die eigentlich eher für fortgeschrittene Studierende gedacht ist. Hier gibt es zu wöchentlichen Sprechzeiten konkrete Beratung über Karrieremöglichkeiten. Das möchte auch Elisabeth. Öffentliches Recht findet sie spannend. Ein Praktikum wäre ein guter Einstieg - am liebsten in einer Reederei.

Christiane Eich, Leiterin des Centers, berät die junge Studienanfängerin persönlich. Wie stelle ich mich richtig vor, und wie kann ich meine Stärken am besten vermitteln? Für alles gibt es den richtigen Workshop und den passenden Tipp. "Wir machen hier keine Massenabfertigung. Jeder interessierte Student wird von uns ganz individuell beraten", sagt Eich.

Auch wenn Elisabeth den Großteil ihres Studiums noch vor sich hat, sie weiß genau wo sie hinmöchte. Und sie weiß, wie sie ihre Zeit gut nutzt. "Man studiert schließlich nur einmal", sagt sie. Und das sollte man auch auskosten. Dafür bedarf es an der Universität keiner weiten Wege. Tatsächlich erscheint der Campus wie eine kleine Parallelwelt. Hier ist für alles gesorgt. Sogar für die Freizeitgestaltung.

Auch zum Hochschulsport möchte sich Elisabeth anmelden. Sie ist zwar schon in einem Leichtathletikverein aktiv, aber gelegentlich auch hier mitzumachen, das kann nicht schaden. Der Uni-Sport biete nun mal die beste Möglichkeit, Studenten außerhalb der eigenen Fakultät kennenzulernen. Dafür bliebe auch das Nachtleben. Sogar dafür muss man den Campus nicht verlassen - man kann in der nahe gelegenen Ponybar feiern. Umso kürzer wird zwar die Nacht, wenn wenig später der Wecker schrillt. Aber das gehört dann wohl auch dazu. Zum Studentenleben.