Abwasser-Zweckverband ermöglicht, dass die Dörfer Glasfaserkabel bekommen

Kreis Pinneberg. Während die Bürger in den Städten sicher sind, dass fast alle Stadtwerke - außer Wedel - daran arbeiten, sie per Lichtwellenleiter auf die nächste Stufe des digitalen Datenzeitalters zu bringen, schickt sich ein Unternehmen an, die städtischen Dienstleister zu überholen: die azv Südholstein Breitband GmbH, ein Tochterunternehmen des Abwasser-Zweckverbands Pinneberg (AZV).

"Unser Ziel ist es, Gemeinden zu unterstützen, wo andere Unternehmen das nicht hinbekommen", sagt Peter Janssen. Er ist Geschäftsführer des Breitband-Betriebs und Motor für den neuen Geschäftszweig des Verbands, dessen ursprüngliche Aufgabe war, die Abwässer im Großklärwerk in Hetlingen zu sammeln und zu reinigen, um sie gefahrlos in die Elbe zu leiten.

Doch als Leitungsbauer haben sich die AZV-Mitarbeiter bewährt und ein großes Netz errichtet. Jetzt soll ein Glasfasernetz geknüpft werden. Allerdings muss niemand denken, dass nun Abwasser und Lichtwelle durchs gleiche Rohr fließen. "Das kann nur im Ausnahmefall so sein, wenn beispielsweise ein Fluss unterquert werden muss."

Noch bedeutet die Aufgabe, dicke Bretter zu bohren. Denn noch scheinen viele Bürger mit ihrem Telefon-, Fernseh- und Internetangebot zufrieden zu sein. Damit sich die Investitionen ins Netz lohnen, benötigen die Breitband-fürs-Dorf-Verkäufer mindestens 60 Prozent der Haushalte.

Diese Quote ist bislang nur in Holm erreicht worden. Dort werden die Leerrohre für die Glasfaserkabel bereits unter den Gehwegen verlegt. "Wir kommen mit mehreren Bautrupps gut voran", sagt Janssen. Um Holm über den regionalen Anschlusspunkt in Heist an das bundesweite Glasfasernetz anschließen zu können, ist im April auch der Ausbau der Rohre entlang der B 431 geplant. Sobald das gemeindeweite Leerrohrnetz fertig ist, sollen die Hausanschlüsse verlegt werden.

In Holm erleben die azv-Breitbandmacher, dass sich täglich weitere Kunden anmelden, sobald die Rohrverleger in die Nähe der Grundstücke kommen. Das kann sich finanziell lohnen, denn nachträglich kostet der Hausanschluss 800 Euro, jetzt kostet er nichts.

Nach Holm hatten die Verantwortlichen mit hohem Zuspruch in Appen gerechnet. Doch nach der ersten Informationsrunde wollten nur 30 Prozent der Haushalte mitmachen. Also wurden die Fristen verlängert und Peter Janssen und Co. planen, mit Ortsteilen, wo die Quoten erreicht werden, beispielhaft voranzukommen. "Wenn die Leute sehen, dass tatsächlich etwas passiert, sind sie eher bereit, Verträge abzuschließen", sagt Mitwerber Alexander Sprick. "Schade, dass einige Bürger nicht erkennen, welche Chance das Konzept bietet", sagt Rainer Jürgensen, Amtsleiter in Moorrege. Er hatte an seinem vorherigen Arbeitsplatz im Amt Breitenfelde bei Mölln ein ähnliches Projekt für die ganze Region umgesetzt.

Das Amt Moorrege mit seinen sieben Gemeinden geht trotz zögerlicher Bürger auch in der Breitbandverkabelung voraus. In Heist, wo bislang rund 40 Prozent der Haushalte Verträge unterzeichnet haben, wurde wie in Appen die Zeichnungsfrist bis 31. Mai verlängert. Da die Glasfaser-Kabeltrasse ohnehin durch Heist läuft und die Gemeindevertretung nach wie vor großes Interesse an dem Projekt hat, wurde entschieden, die Kommune in vier Ausbaugebiete einzuteilen und gegebenenfalls schrittweise anzubinden.

Peter Janssen meint die Gründe fürs Zögern in Heist zu kennen: "Im Gegensatz zu Holm gibt es in Heist auch konkurrierende Angebote großer Telekommunikationskonzerne. Diese sind technisch zwar nicht mit uns vergleichbar, vor allem was die garantierte Bandbreite im Up- und Download angeht, aber das erschwert die Akquise etwas."

Darüber hinaus steht azv Breitband mit vielen Gemeinden im Kreis Pinneberg in Kontakt, die Interesse an dem Breitbandprojekt bekundet haben. In Haseldorf ist beispielsweise für die zweite Jahreshälfte eine erste Infoveranstaltung angedacht.