Hilfesuchenden wird hier unbürokratisch geholfen

Langsam steigt Axel Mangat die Treppen von den Gleisen sieben und acht in Richtung Bahnhofsmission und eilt durch die zugige Halle des Hamburger Hauptbahnhofs. Er trägt einen leuchtend blauen Anorak mit dem Kreuz-Logo. Im Eingangsbereich stehen schon die nächsten Bedürftigen. Rasch betritt er die Räume der Mission neben dem Eingang der Wandelhalle und schließt die Tür hinter sich. Draußen ist es kalt. Wie so oft haben die Mitarbeiter der Mission viel zu tun. Wie so oft schenken die Mitarbeiter Kaffee an Obdachlose und andere Hilfesuchende aus. Wie so oft wartet ein Kind darauf, dass es von den Mitarbeitern zu seinem Zug begleitet wird. "So wie neulich auch ein Mädchen aus Süddeutschland, die von Zuhause ausgerissen ist", sagt Axel Mangat, seit ein paar Monaten Leiter der Einrichtung. "Irgendwann hat sie sich einfach nicht mehr getraut, zu Hause anzurufen. Das haben wir dann für sie gemacht, vermittelt und organisiert, dass sie nach Hause kommt." Ihr wurde geholfen. Wie auch 129 874 anderen Menschen im vergangenen Jahr.

Zehn Angestellte und 55 ehrenamtliche Helfer teilen sich in der Hamburger Bahnhofsmission mit acht Zivildienstleistenden und verschiedenen Praktikanten den Schichtdienst rund um die Uhr. Hinter der weißen Tür vermitteln sie Ratsuchende an örtliche Hilfseinrichtungen. Sie haben tröstende Worte oder einfach nur einen heißen Tee. Viele nutzen die kostenlose Umsteighilfe der Bahnhofsmission: allein reisende Kinder, gebrechliche Senioren oder Behinderte. "Es sind die kleinen Dinge, die zählen. Uns gelingt nicht immer der große Wurf", sagt Axel Mangat. "Aber eine Tasse Kaffee, ein offenes Ohr oder nur die Möglichkeit, jemanden ein Telefonat zu ermöglichen ist schon viel." Der 35-Jährige ist Sozialpädagoge und Diakon und hat früher drogenabhängigen Jugendlichen geholfen.

Die Bahnhofsmission ist für alle Menschen am Bahnhof, die in Not sind oder irgendwie Hilfe benötigen, da, und das kosten- und vorbehaltlos.

Vor 115 Jahren kamen hauptsächlich junge Mädchen aus den umliegenden ländlichen Gebieten nach Hamburg. Die Industrialisierung hatte in den Metropolen Wohlstand geschaffen. Tausende gingen in die Städte, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Mit einer Stelle als Hausmädchen oder in einer Fabrik erhofften sie sich eine neue Zukunft. Doch skrupellose Männer nutzten die Unerfahrenheit der Frauen aus. Manch freundlicher Helfer entpuppte sich als Zuhälter. Hinter verlockenden Stellenangeboten verbargen sich schlecht bezahlte Knochenjobs.

Deswegen begannen 1882 Hamburger Frauen, diese hilfesuchenden Mädchen zu unterstützen und ihnen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche zu helfen. Aus dieser Bewegung entstand am 1. Oktober 1895 zusammen mit dem "Verein für Innere Mission/Hamburger Stadtmission" die Bahnhofsmission.

Axel Mangat sitzt in seinem Büro. Die Holzstühle auf den Kachelböden sind fast leer. Es ist Schichtwechsel. Wer jetzt Hilfe benötigt, muss klingeln. Mangat macht seine Arbeit sichtbar Spaß: "Es ist eine große Motivation für uns zu sehen, wie wir anderen Menschen helfen können", sagt Axel Mangat. "Wir sind natürlich auf Spenden angewiesen, um weiter Gutes zu tun."