Glosse: Die Fans verlagern sich, statt in die Kirche pilgern sie zu Games Conventions

Lieber Kojima oder Jesus? Oder ist eine Games Convention besser als Weihnachten? Zu einer Zeit, in der mehr Bundesbürger über ein Mobilfunktelefon verfügen als über eine Bibel, sollten diese Fragen schon erlaubt sein. Das Ego-Shooter-Spiel "Call of Duty: Black Ops" wurde mehr verkauft, als die protestantische Kirche Mitglieder hat. Die jährlich stattfindende Games Convention zieht mehr Besucher an als der Papst in den Vatikan. Die Neuerscheinung einer Spielkonsole treibt mehr Menschen in die Elektrikkaufhäuser, als eine normale Kirche fassen könnte. Deren Besucherzahlen sind zudem seit vielen Jahren rückläufig.

Ist unser neuer Messias vielleicht ein Mann wie Hideo Kojima, der Entwickler von "Metal Gear Solid", dem meistverkauftem Game der Welt? Dann aber sollten wir nicht mehr den 24. Dezember herbeisehnen, sondern Herrn Kojima fragen, wann er es schafft, den fünften Teil seines Werks auf den Markt zu bringen. Wir würden dann zwar nicht mehr den 24., 25. und 26. Dezember zelebrieren, sondern drei x-beliebige andere Tage (1. Tag = Kauf, 2. Tag = Start der Solo-Kampagne, 3. Tag = Multiplayer-Modus). Aber wen würde das schon noch stören, da die Mehrheit der Deutschen Weihnachten sowieso aufgrund seiner Konsumlastigkeit als Belastung empfindet.

Bethlehem ist Silicon Valley, Caspar ist Sony, Melchior ist Microsoft und Balthasar ist Nintendo.

Jeder Nerd kennt den Geruch von Marihuana, aber was ist Weihrauch? Vielleicht müssen wie anfangen, langsam umzudenken.

Kojima oder Jesus? Games Convention oder Weihnachten?