Dr. Maria Schneider über die Movimentos Festwochen

Die Kreativdirektorin der Autostadt, Dr. Maria Schneider hat die Movimentos Festwochen 2003 ins Leben gerufen und ist seither ihre künstlerische Leiterin. Ein Gespräch.

Hamburger Abendblatt:

Sie präsentieren die neunten Movimentos Festwochen. Hat sich die Motivation gewandelt?

Dr. Maria Schneider:

Als wir 2003 Movimentos zum ersten Mal veranstaltet haben, war dies ein Wagnis, und es war unklar, ob sich ein Tanzfestival in der Region etablieren würde. Heute sind die Movimentos Festwochen mit einem Programm, das weit über den zeitgenössischen Tanz hinausgeht, fest in der europäischen Festivallandschaft verankert. Unsere Motivation ist aber immer noch dieselbe: Wir wollen für unsere Gäste ein spannungsreiches Programm entwerfen, in dem die Idee, menschliche Bewegung in allen ihren Facetten zu zeigen, mit dem Anspruch eines nachhaltigen kulturellen Engagements verknüpft ist.

In den vergangenen Jahren hatten Sie durchaus politische Themenschwerpunkte. Diesmal haben Sie "Wahrheit und Schönheit" gewählt, weshalb?

Dr. Schneider:

Es ist unser Ziel, bei der Themenwahl nah an der Lebensrealität der Menschen zu sein. Schönheit ist durch die Omnipräsenz in den Medien und die damit einhergehende Erwartungshaltung ein Thema, das uns alle berührt. Die Suche nach Wahrheit ist grundsätzlich ein sehr politisches Thema. Wir glauben, dass es ein Gewinn ist, diese beiden Begriffe - auch über ihren historischen Kontext hinaus - einander gegenüberzustellen.

Wie schaffen Sie bei langjährigen Besuchern, die die Autostadt gut kennen, Anreize, um immer wiederzukommen?

Dr. Schneider:

Das gelingt nur, indem wir hochwertige Inszenierungen und Veranstaltungen schaffen, die einen fühlbaren Mehrwert, eine Inspiration für unsere Gäste sind. Es ist die Gesamtheit eines Konzeptes, das auf Nachhaltigkeit zielt, mit der die Autostadt überzeugen möchte. Das zeigt sich sowohl im Bio-Ansatz unserer Autostadt-Restaurants wie auch in unserer Ausstellung Level Green, die sich in das Thema Nachhaltigkeit vertieft.

Es fehlen im Jazz anders als in den Vorjahren bis auf B.B. King die ganz klangvollen Namen. Ist das Absicht?

Dr. Schneider:

Auch 2011 liegt der Fokus darauf, in den jeweiligen Sparten eine große Bandbreite künstlerischen Könnens zu präsentieren. Wichtig ist für uns nicht die Größe des Namens, sondern dass der Funke zum Publikum überspringt. Erst dann haben wir unser Ziel erreicht.

Sie bieten zum vierten Mal die Movimentos Akademie an. Auf welche Erfahrungen bauen Sie hier auf?

Dr. Schneider:

Mit der Movimentos Dance Academy haben wir 2008 erstmalig eine junge Tanzgruppe zusammengestellt und bis zur Bühnenreife entwickelt. Zur Tanzklasse sind 2009 vier weitere gestaltende Klassen hinzugekommen. Mit der neuen Maskenklasse werden in diesem Jahr erstmals alle zentralen künstlerischen Elemente von den Kindern und Jugendlichen selbst erarbeitet. Kooperationen mit Partnern wie dem Tanzenden Theater, dem Theater Wolfsburg, dem Staatstheater Braunschweig oder TanzZeit Berlin bauen wir auf. Die Leistung der jungen Tänzer, Musiker, Bühnen-, Kostüm- und Maskenbildner verdient größten Respekt, und wir freuen uns darauf, die Festwochen wieder mit der Premiere der Tanzproduktion der Movimentos Akademie zu eröffnen.