“Typisch Harburg“ weckt Vorfreude auf die neue Präsentation der Harburger Stadtgeschichte

Das Verborgene reizt, lautet ein Sprichwort. Das dachten sich auch die Mitarbeiter des Helms-Museums, denn die Exponate der stadtgeschichtlichen Abteilung ruhen seit fast zwei Jahren in Kisten und Magazinen. Im Sommer 2009 gab die Stadtgeschichte ihre Räume in der Alten Feuerwache an der Hastedtstraße auf. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Einzug in das neue Domizil am Museumsplatz 2, unter einem Dach mit Bodendenkmalpflege, Bibliothek, Restaurierung, Verwaltung und Theater. Die Neueröffnung ist für den Sommer 2012 geplant.

Um den Besuchern schon einmal einen Vorgeschmack auf die künftige Präsentation zu geben, haben die Wissenschaftler sich in den Sammlungen und Archiven umgeschaut und interessante Exponate aus und zu Harburg herausgesucht und daraus die Ausstellung "Typisch Harburg - Ein Streifzug durch die Stadtgeschichte" entwickelt. Zu bestaunen sind etwa nie zuvor gezeigte Stadtansichten, eiserne Adlerköpfe von der Elbbrücke, ein Dampfschifffahrtsplan von 1846, Gemälde berühmter Harburger, die Zeichnung eines in Harburg gebauten Fahrrades mit Soziussitz von 1866.

Einer der Themenschwerpunkte ist die Entwicklung des Helms-Museums, dessen Ursprung in einem historischen Museum für die Stadt Harburg liegt. Fotografien, Zeitungsberichte und Bestandskataloge dokumentieren seine Geschichte, die ins Jahr 1898 zurückreicht, als sich ein "Museums-Verein für den Stadt- und Landkreis Harburg (Elbe)" formierte. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht, Altertümer jeglicher Art zu sammeln, um Interesse für Geschichte, Kunst, Handel und Gewerbe zu wecken sowie ein Museum zu bauen. Namensgeber wurde der Erste Vorsitzende des Museumsvereins, der Harburger Mühlenkaufmann und Senator August Helms.

Nach einer wechselvollen Geschichte mit unterschiedlichen Standorten und der Zusammenlegung verschiedener Sammlungen aus anderen Hamburger Museen hat sich das Helms-Museum heute zum einem der bedeutendsten archäologischen Museen Norddeutschlands entwickelt. Als Hamburger Landesmuseum präsentiert es einen Querschnitt durch über 200 000 Jahre Geschichte der Region. Das Museum verfügt noch über einen zweiten Schaubereich. Am Rathausplatz, in Sichtweite des Haupthauses, ist das Archäologische Museum Hamburg untergebracht. Harburgs Vergangenheit ist untrennbar verknüpft mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. Eine Nebenlinie dieses Herrscherhauses hatte die Stadt zu ihrem Hauptsitz gemacht. Sie ließ die schon vorhandene mittelalterliche Burganlage zu einem Renaissance-Schloss ausbauen. Dieses war der Kern der späteren Zitadellenanlage (Mitte 17. Jahrhundert), die für zwei Jahrhunderte das Stadtbild und die Geschichte Harburgs prägte. Zu den bibliophilen Kostbarkeiten der Ausstellung zählen Bände aus der herzoglichen Bibliothek, die zur Zeit Luthers entstanden sind. In Harburg geprägte Münzen sind ebenso zu sehen wie das Schützensilber der Herzöge und ein Brief Ottos II. an seine Mutter.

Die Ausstellung führt den Besuchern auch die enge Verbindung von Stadt und Technik vor Augen. In Harburg waren traditionsreiche Firmen angesiedelt, die Industriegeschichte geschrieben haben, und es gibt eine der renommiertesten Technischen Universitäten Deutschlands. Schon im 19. Jahrhundert galt der Zusatz "gefertigt in Harburg a. d. Elbe" als Gütesiegel. Die im 19. Jahrhundert gegründete New-York-Hamburger Gummiwaaren-Companie agierte weltweit. Im 20. Jahrhundert schrieb der "Tempo" Erfolgsgeschichte. Das dreirädrige Gefährt mit sechs PS galt als meistverkaufter Kleinlastwagen der frühen Nachkriegsjahre. "Tempo spart Zeit und Geld", lautete ein Slogan der Autofirma, die ihren Sitz in Harburg hatte.

Den Traum vom Fliegen erfüllte sich der Harburger Fahrradmechaniker Gottlieb Rost. Fotos seiner Flugmaschinen sind in der Ausstellung zu sehen. Seine Flugversuche in der Fischbeker Heide lockten zahlreiche Ausflügler an, wie zeitgenössische Zeitungsberichte belegen. Mit seinem Apparat II erreichte er eine Flughöhe von 60 Metern, 1911 erhielt er den Pilotenschein für Eindecker. Ein Jahr später verunglückte Rost bei einem Wettbewerb auf dem Flugplatz Fuhlsbüttel tödlich. Eine Straße in Fischbek erinnert heute an den Pionier.

Typisch Harburg - Ein Streifzug durch die Stadtgeschichte Ab 24. März, Stadtmuseum Hamburg - Helms-Museum, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, T. 428 71 36 93, Di-So 10.00-17.00, Führungen So 14.00