Fotos aus dem Leben in Reihenhäusern zeigt eine Schau im Völkerkundemuseum

Schon beim Gedanken an die "lieben Nachbarn" empfinden nicht nur Extrem-Individualisten das Leben in "typisch deutschen" Reihenhäusern als den blanken Horror. Weniger Gemeinschaftsscheue verwirklichen sich mit dem Eigenheim den Traum vom Streifen Grün und Glück im eigenen Reich.

Der Kölner Porträt-Fotograf Albrecht Fuchs wollte wissen, ob sich die Klischees, Vorurteile und Mangel an Individualität bestätigen. Er hat in verschiedenen Städten Bankkaufleute und Informatiker, Fließenleger und Schichtarbeiter, Kosmetikerinnen und Tagesmütter mit der Kamera besucht.

Sein Bildband "In deutschen Reihenhäusern - Familienleben in der Stadt" (Callwey Verlag München, 244 S., 205 Abb., 39,90 Euro) präsentiert einen bunten Querschnitt von Menschen, die mit der Wahl ihres Wohnorts zufrieden scheinen und sich in der engen Nachbarschaft einzurichten wussten. Das Völkerkundemuseum zeigt nun die Fotografien in einer Sonderausstellung bis zum 30. April.

Sie spiegeln hinter den Fassaden die traute Gemeinschaft auf der gemütlichen Familien-Couch oder im Schattenschutz der gestreiften Terrassen-Markise und zeugen von Fantasie und Vielfalt in den urbanen Häuserzeilen. Architektur-Fotograf Marc Räder setzt sie in ein für ihn typisches "künstliches" Licht, das sie in putzige Miniaturen aus einer Modelleisenbahn-Welt im Hobbykeller verwandelt.

Heute entwickeln Architekten innovative Planungen für den verdichteten Wohnungsbau, wie ein "Reißverschluss-System", bei dem die Wohnungen im Ober- und Untergeschoss entgegengesetzt ausgerichtet sind und vor Einblick schützen. Das Bemühen, normiertes Wohnen mit Stilempfinden zu verbinden, ist erkennbar.

In deutschen Reihenhäusern - Familienleben in der Stadt bis 30.4., Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, Di-So 10.00-18.00, Do 10.00-21.00