Was bringt der Neustart? Ein Gespräch mit Kunsthallen-Geschäftsführer Passarge

Jahrelang hat die Kunstmeile ein Schattendasein gefristet, seit Herbst 2010 gibt es nun einen Neustart mit gemeinsamem Ticket, Internetauftritt und ambitionierten Zielen. Wir fragten Kunsthallen-Geschäftsführer Roman Passarge, der auch Geschäftsführer der Kunstmeile ist.

Abendblatt:

Die Kunstmeile gibt es schon lange, ohne dass das sonderlich aufgefallen ist. Was wird jetzt anders?

Roman Passarge:

Früher ging es fast ausschließlich um den Tag der Kunstmeile, also um einen Tag im Herbst, an dem die Häuser in einer Gemeinschaftsaktion vergünstigt für ein großes Publikum geöffnet waren. Das restliche Jahr ist relativ wenig geschehen. Das Neue an der Kunstmeile ist, dass sich fünf Kunstmuseen und Ausstellungshäuser zusammengeschlossen haben, um ganzjährig überregional auf diese Hamburger Besonderheit hinzuweisen, dass es hier auf relativ engem Raum eine große Anzahl von Kunstinstitutionen mit interessanten Angeboten gibt, und dafür zu werben.

Aber es ging doch auch früher nicht nur um den Tag der Kunstmeile, sondern auch darum, diese Besonderheit ins allgemeine Bewusstsein zu rücken. Jahrelang wurde darüber geredet, diesen Stadtraum als Kunstmeile auch für Besucher kenntlich zu machen. Herausgekommen ist eine höchst künstlerische Beflaggung, die aber in der schrillen Werbewelt der City kaum jemand gesehen und wahrgenommen hat.

Passarge:

Wir haben für eine neue Form der Beflaggung gesorgt, die ihre Funktion auch deutlich besser erfüllt.

Wird es auch auf der Mönckebergstraße als Wegweiser zum Bucerius Kunst Forum Fahnen geben?

Passarge:

Nein, es bleibt bei den bisherigen Häusern vor den jeweiligen Standorten. Die Idee ist ja, dass man, wenn man vor einer Institution steht, schon die Fahnen sieht, die auf die nächste hinweisen. Wir gehen davon aus, dass die Leute, die von der Kunsthalle zum Bucerius Kunst Forum oder in umgekehrte Richtung laufen, nicht die Mönckebergstraße nehmen, sondern eher den Ballindamm.

Einen Tag der Kunstmeile wird es künftig nicht mehr geben?

Passarge:

Wir haben ja die Lange Nacht der Museen, der wir nicht unnötig Konkurrenz machen wollen. Unsere Ressourcen stecken wir lieber konzentriert in diese Lange Nacht und bieten ansonsten ganzjährig Programm auf der Kunstmeile an.

Früher gehörten zum Beispiel auch die Freie Akademie und die Zentralbücherei zur Kunstmeile. Warum sind es jetzt mit Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe, Kunstverein, Deichtorhallen und Bucerius Kunst Forum nur noch fünf Partner?

Passarge:

Geblieben sind die fünf aktivsten Institutionen, die neben finanziellen auch personelle Ressourcen einbringen können, denn das Projekt bereitet auch viel Arbeit. Jeder, der sich entsprechend engagieren kann und will, ist uns willkommen, wir sind keine geschlossene Gesellschaft. Aber um die Kunstmeile neu zu beleben und daraus eine starke Kommunikationsplattform über Hamburg hinaus zu schaffen, mussten wir uns erst einmal auf jene konzentrieren, die auch überregional wahrgenommen werden.

Was können die Hamburger von der neuen Kunstmeile erwarten?

Passarge:

Das ganze Jahr über viele tolle Kunstausstellungen, die auswärts stärker wahrgenommen werden. Die Kunstmeile weckt Lust, auch in andere Häuser zu schauen, die man vielleicht nicht so im Fokus hat. Jedes Haus hat sein Stammpublikum, dem wir den Blick weiten wollen, zum Beispiel mit unserer "Wanderkarte", der Website, dem Kunstmeilen-Ticket oder auch mit Kooperationen, wie jetzt mit Gerhard Richter zwischen Kunsthalle und Bucerius Kunst Forum.

Die Ausstellungen würde es aber auch ohne Kunstmeile geben. Was tun Sie dafür, dass man in München oder Köln neugierig auf die Hamburger Kunstmeile wird?

Passarge:

Wir bedienen verschiedene Kanäle, gehen auf Messen, schalten Anzeigen in Zielgruppen-affinen Magazinen, gehen Kooperationen mit anderen Langen Nächten ein und können somit gemeinsam überregional in Erscheinung treten.

Wie ist die Resonanz bisher?

Passarge:

Wir stehen zwar erst am Anfang, können aber mit den ersten Reaktionen sehr zufrieden sein. In den ersten drei Monaten haben wir über 1000 Tickets verkauft. Die Zustimmung ist von allen Seiten sehr groß. Das spüren wir auch an dem überregionalen Presseecho.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Hamburg Tourismus?

Passarge:

Sehr gut. Die Touristiker brauchen immer ein Produkt, das vermittelbar ist und sich verkaufen lässt. Auch wenn es uns Museumsleuten etwas schwerfällt, von einem Produkt zu sprechen, haben wir mit der Kunstmeile doch ein solches geschaffen.